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Interview: Fate of the World (dt.)

09. 10. 2010 | Kategorie: Artikel

Mit Fate of the World arbeitet ein kleines unabhängiges Studio an einer äußerst mächtigen Idee. Sie wollen quasi die Welt simulieren. Mit politischen Aspekten fängt es an, dann geht es weiter mit Naturkatastrophen und am Ende stellt sich die Frage, ob unser Planet auf irgendeine Art und Weise zu retten ist. Wir sprachen mit den Entwicklern über ihr Projekt.

Klaude ThomasDies ist die deutsche Version des Interviews. Die englische Version findet ihr hier. Wir wollen Klaude Thomas für die Beantwortung unserer Fragen danken und uns bei ihm für unser schlechtes Englisch entschuldigen. Klaude ist der Executive Producer bei Red Redemption, einem kleinen Entwicklerstudio in Oxford. Bevor er versuchte die ultimative Weltsimulation zu erschaffen, arbeitete er bei diversen anderen Studios. Zum Beispiel hat er für Eidos an den Battlestation-Titeln mitgewirkt.

Zuerst einmal solltest du dich vorstellen. Nur für den Fall, dass einige unserer Leser nicht wissen wer du und was Red Redemption ist. Nur um sicher zu gehen, dass sie nicht durcheinander kommen oder euch mit einem Spiel von Rockstar verwechseln.

Klaude Thomas: Das war in der Tat ein Problem für uns. Red Redemption Ltd. Ist ein Team, welches gerade ein Spiel erschafft, dass euch die nächsten 200 Jahre der Erde spielen lässt. Red Dead Redemption ist ein Spiel, welches euch als Outlaw im wilden Westen spielen lässt, 100 Jahre vor unserer Zeit. Wir machen schon seit einer ganzen Weile Klimaspiele und pflegen enge Kontakte zur Oxford Universität, wo wir auch einige Leute sitzen haben, welche in das aktuelle Projekt integriert sind und die sich mit der globalen Erwärmung auskennen.

Fate of the WorldAlso gut. Dann wollen wir mal übert Fate of the World reden. Oder halt! Vielleicht könntest du uns sagen, was ihr davor gemacht habt. Wir dachten dabei an Climate Challenge.

Klaude Thomas: Climate Challenge ist die Inspiration – und der Grundstein – für Fate of the World. Das, was am offensichtlichsten ist, ist dass wir die Spieler mit dem ganzen Planten haben spielen lassen. Aber unter der Haube haben wir ein fantastisches Modell geschaffen, welches verdammt hart arbeitet. Es lässt den Spieler mit der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Technologie gegen das Szenario des Naturkollaps kämpfen. Es ist wie ein Autounfall – grausam, doch fesselnd – mit vielen Details, welche euch überraschen werden.

Climate Challenge war ja sehr erfolgreich. Überraschender Weise. Was sind eure nächsten Schritte bei Fate of the World?

Klaude Thomas: Wenn man ein innovatives Spiel macht, muss man Probleme lösen, die nie zuvor gelöst wurden. Die beste Möglichkeit die wir hierzu kennen, das ist Spieler in die Entwicklung einzubinden. Das ist Grund, warum unser nächst Schritt unsere Pre-Order Aktion ist, wo man sich die Beta schon vorher runterladen und uns Feedback geben kann, was noch alles getan werden muss. Wir haben hier ein aufwendiges Modell der Welt unter der Oberfläche des Spiels verborgen und wir wollen wissen, welche Aspekte die Spieler am meisten überwältigen. Ja, das ist irgendwie unverschämt, wenn man Spieler so um Unterstützung bittet, aber wir glauben, dass es dem Spiel sehr gut tun wird.

In Fate of the World geht es darum, die Welt zu verändern. Es geht um die globale Erwärmung all das ganze Zeug. Aber wie kann der Spieler mit der Welt interagieren? Was ist seine Aufgabe?

Klaude Thomas: Man spielt als Leiter von GEO, einer Organisation welche wir neben der WTO aufgestellt haben und die Reaktion der Menschheit auf die globale Erwärmung managet. Man hat ein Budget, welches von allen Nationen beigesteuert wird und man nutzt es, um den Nationen zu sagen, was sie tun sollen. Entweder man versucht die globale Erwärmung in den Griff zu bekommen oder aber man beschleunigt den Prozess und schickt die Erde direkt in die Hölle.

Fate of the WorldMal ganz am Rande: Globale Erwärmung ist irgendwie ein ziemlich ambitioniertes Ziel für ein Spiel, siehst du das nicht auch so? Wie stellt ihr sicher, dass ihr alle Eventualitäten abgedeckt habt?

Klaude Thomas: Das ist die Frage, die uns in der Entwicklung angetrieben hat. Wir haben uns darauf fokusiert, ein Modell zu schaffen, welches vernünftig auf ein großes Spektrum an Eventualitäten reagiert. Viele davon drehen sich um Ressourcen: Was passiert, wenn sie verbraucht sind? Andere betreffen die Technologie: Was passiert, wenn man die Kernkraft früh bekommt, was wenn man sie spät bekommt? Man kann Veränderungen bewirken, die genau das beeinflussen, doch viele Eventualitäten betreffen schlicht und einfach die Verwüstung, welche durch Klimaereignisse und den ökologischen Kollaps entstanden ist.

Also. Einmal angenommen wir erhöhen die Population in den USA bis zu einem gewissen Maximum, verringern dagegen die Bevölkerung in Afrika und sorgen dafür, dass Nuklearkraft die einzige Energiequelle in ganz Europa wird. Wie würde das Spiel reagieren, was wären die Auswirkungen in Fate of the World?

Klaude Thomas: Damit kommt das Spiel klar. Euer erstes Problem wäre es, die Nuklearkraft zeitlich hinzbekommen. Dicht gefolgt von der Frage, wo ihr euer ganzes Uran herbekommt. Ihr würdet also die Nuklearkraft ordentlich antreiben, überall Brutreaktoren (Anm. d. Red.: Ein Brutreaktor dient nicht nur zur Energiegewinnung, sondern auch zur Schaffung von weiterem spaltbarem Material. Üble Sache, wenn man genauer darüber nachdenkt...) errichten und möglicherweise auch die Ozeane zur Urangewinnung nutzen. Hier kommt ihr an den Punkt, wo ihr auch waffenfähiges Material in rauen Mengen produziert habt, was euch wiederum zu dem Punkt bringt, dass ihr nur hoffen könnt, dass die Populationsverringerung in Afrika niemanden wirklich gestört hat (Stichwort „Regionale Instabilität“).

Fate of the WorldUnd was könnten wir noch so tun, um die Welt zu Grunde zu richten?

Klaude Thomas: Das schlimmste, was man meiner Meinung nach tun kann, ist die Wirtschaft im Wachstum zu beschleunigen. Sie also mit den letzten fossilen Brennstoffen zu füttern. Insbesondere mit Öl aus Teersand und Methangashe von Käfigeinschlußverbindungen (Anm. d. Red.: Schaut am Besten bei Wikipedia vorbei). Wer an diesem Punkt angelangt ist, der hat so viel CO2 (und vergleichbare Dinge) in die Atmosphäre gepustet, dass wärmebedingte Katastrophen sich wie der dritte Weltkrieg anfühlen würden. Die Rettung könnte der Versuch sein, den Wachstum der Population zu stoppen, wenn sie wohlhabender wird. Aber sobald das Klima den HDI (Anm. d. Red.: Der Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen ist ein Index der menschlichen Entwicklung in den Ländern der Welt) negativ beeinflusst, wird man die Kontrolle darüber verlieren und schon bald Probleme mit der Nahrungsversorgung bekommen. Chaotisch.

Gibt es eine Chance, die Welt zu retten?

Klaude Thomas: Ja.

Was war das schwerste während der Entwicklung von Fate of the World?

Klaude Thomas: Bei einer Entwicklung, die Schrittweise voranschreitet, ist Wiederholung (Machen, ausprobieren, ändern, wiederholen) einer der besten Wege, Innovationen anzugehen. Aber du musst fest entschlossen sein, denn was jeder will ist ein umfassendes Konzept und Design, was alles abdeckt. Wohingegen du nur einen Plan aufstellen kannst, der sagt, wie man da irgendwie hingelangt. Wir mussten schrittweise gehen, weil wir beides, das Problem der Modellierung – wie erschafft man die nächsten 200 Jahre der Erde? - und das Problem, wie so etwas Spaß machen kann, angehen mussten. Das bringt uns wieder zu unserem nächsten Schritt, der offenen Beta.

Fate of the WorldLass uns doch mal einen Blick in die Kristallkugel werfen. Ah. Okay. Fate of the World war erfoglreich. Und die Welt ist innerhalb der nächsten zwei Jahre nicht an der globalen Erwärmung zu Grunde gegangen. Also, was sind die Ziele von Red Redemption nach der Veröffentlichung? Was kommt als Nächstes? Irgendwelche Ideen? Vielleicht ein noch herausforderndes Projekt mit der Welt als Thema?

Klaude Thomas: Es gibt Teile des Gesamtbildes, welche eine ganze Menge Gameplay bieten. Aber diese Teile haben nicht mehr in unser Zeitfenster gepasst. Ich würde sie gerne als kostenlosen Download anbieten oder für einen Nachfolger verwenden. Wenn sich das Spiel gut schlägt würden wir außerdem gerne mit anderen Entwicklern reden. Um mehr Spiele auf den Markt zu bringen, welche direkten Einfluss auf das reale Leben haben.

Es gab schon einige Serious Games vor Fate of the World. Die Meisten waren eigentlich ganz okay für das, was sie waren. Aber sie hatten ein großes Problem: Die Mehrheit machte keinen Spaß. Was ist euer Geheimnis, damit Fate of the World nicht „nur“ ein Programm wird, welches die Welt simuliert, sondern ein Spiel, welches auch tatsächlich Spaß macht?

Fate of the WorldKlaude Thomas: Es macht spaß, weil es verspielt ist. Wir haben geschaut, wie man vermutlich spielen würde, um den Klimawandel zu stoppen. Und dann fügten wir verrückte Ideen hinzu, über die Spieler vielleicht nachdenken könnten. Könnten wir Atomwaffen nutzen, um einen nuklearen Winter zu provozieren? Was passiert, wenn wir es tatsächlich tun? Nachdem das gesagt ist, denke ich, dass Spiele sich weiterentwickeln und den Spielern ein breites Spektrum an Belohnungen bieten. Wir machen Fate of the World so, das es befriedigend, bezaubernd und manchmal beängstigend ist.

Okay. Wir sind am Ende angekommen. Gibt es noch etwas, das du sagen möchtest?

Klaude Thomas Fate of the World kann man vorbestellen und so die offene Beta am 29. Oktober ausprobieren.

Danke für das Interview

Klaude Thomas: Danke für die guten Fragen.

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