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Testbericht: Crysis

09. 12. 2007 | Kategorie: Testberichte

Crysis ist neben Stalker nicht nur eines der meist erwarteten Spiele des vergangenen Jahres, sondern soll gleichzeitig auch grafisch neue Maßstäbe setzen. Aber wie gut ist der neueste Titel der Far Cry Entwickler spielerisch?

Screenshot: CrysisDas Spiel wirft euch ohne viel Einarbeitungszeit direkt ins Geschehen: Als Mitglieder einer amerikanischen Spezialeinheit findet ihr euch über den Wolken von Nordkorea wieder und müsst per Fallschirm eine Insel auf der Suche nach einer mysteriösen Ausgrabungsstätte und den dort arbeitenden Wissenschaftlern infiltrieren. Nach der Landung auf feindlichem Territorium gibt es dann aber doch ein interaktives Tutorial, das zwar recht kurz ist, aber voll und ganz ausreicht, da Crysis sich bis auf eine Ausnahme wie jeder andere Ego-Shooter steuert. Bei dieser Ausnahme handelt es sich um ihren "Nanosuit" Kampfanzug, der mit zahlreichen nützlichen Funktionen aufwartet, die mitunter auch Begründung für einige Gameplay-Elemente sind, welche ansonsten sicher unrealistisch gewirkt hätten.

Der "Nanosuit" Kampfanzug dient dem Spieler nicht nur als sich selbst regenerierendes Schutzschild, sondern heilt, wenn auch mit etwas Verzögerung, erlittene Verletzungen und Wunden, so dass die Entwickler auf Medi-Kits und andere medizinische Items verzichten konnten. Zudem bietet der Anzug beinahe selbstverständlich ein HUD samt integrierter GPS-Navigation und Übersichtskarte. Abgerundet wird die Funktionsvielfalt durch insgesamt drei Betriebsmodi, bei denen die Energie des Anzugs prioritär für das Schutzschild, die Geschwindigkeit des Spielers oder seine Stärke verwendet wird.

Screenshot: CrysisWer Crysis in Erwartung eines bombastischen Grafik-Feuerwerks startet, liegt leider falsch: Da die Spezialeinheit nachts über Korea abspringt, gibt es außer einer bereits imposant wirkenden Insel aus der Ferne nach der Landung im Dunkeln nicht viel zu sehen. Die Darstellung der Spielfiguren, insbesondere der Gesichtszüge, und der nahtlose Übergang von Zwischensequenzen in Spielgrafik und den eigentlichen Szenen des Spiels, wissen aber bereits hier zu überzeugen. Der erste grafische Leckerbissen wartet dann beim Sonnenaufgang auf euch, den eure Spielfigur von einer Anhöhe mit Blick auf eine Bucht erlebt. Hier zeigt die Crytek-Engine des gleichnamigen Entwicklers ihr ganzes Potenzial. Parallelen zu Far Cry lassen sich ob der Wellblechhütten am Strand und patroullierenden Schlauchboote aber ebenfalls nicht übersehen.

Screenshot: CrysisAuch spielerisch hat Crysis durchaus das Zeug zum inoffiziellen Far Cry Nachfolger, denn auch wenn die einzelnen Aufträge relativ gut in die Story eingebettet sind, bahnt ihr euch letztendlich nur den Weg durch die linear gestaltete Spielwelt, bei der Abzweigungen allenfalls zu Sekundärzielen führen. Dennoch dürfte das Spiel bei Action-Fans für Entzückung sorgen, denn von selbiger bietet Crysis jede Menge: Gerade weil sich eure Gesundheit in den ruhigen Momenten automatisch regeneriert, könnt ihr das Augenmerk in den Kämpfen voll und ganz auf das Vernichten aller gegnerischen Truppen legen. Das Waffenarsenal, das euch dabei hilft, besteht aus den üblichen Verdächtigen und reicht von der auch zweihändig einsetzbaren Pistole über Maschinenpistolen und Schrotflinten bis hin zu Präzisionsgewehren und Raketenwerfern. Da alle erledigten Gegner Munition hinterlassen, braucht man sich diese in den Kämpfen nur selten einzuteilen. Das hierdurch entstehende recht kurzweilige Gameplay wird durch abwechslungsreiche Aufträge immer wieder aufgelockert: So müsst ihr Geiseln aus einem Dorf befreien, das sich in der Hand des Gegners befindet. Seid ihr schließlich zur Schule, in der sich die Geiseln befinden, vorgedrungen, rückt der Gegner plötzlich mit Panzern an, die ihr aus strategisch günstigen Positionen mit dem Raketenwerfer bekämpfen müsst. Solche und zahlreiche ähnliche Situationen sorgen ebenso wie die zahlreichen Fahrzeug-Einlagen, in denen ihr sowohl bewaffnete, als auch unbewaffnete Vehikel steuert, dafür, dass Crysis nur selten langweilig wird. Einen Anteil an dieser Tatsache hat allerdings auch die Story, die dem Spiel durch monströse Kreaturen und unheimliche Entdeckungen, die an den Ausgrabungsstätten auf euch lauern, eine mystische Komponente beschert, die allerdings weit weniger ausgereift ist, als in Stalker oder Half-Life.

Screenshot: CrysisDie Grafik von Crysis erhielt zwar im Vorfeld viele Vorschusslorbeeren, größtenteils geschah dies jedoch zurecht. Auf entsprechend gut ausgestatteten Systemen macht das Spiel wirklich eine ausgezeichnete Figur und dürfte so schnell nicht von der Konkurrenz übertroffen werden. Neben der nicht mehr selbstverständlichen Tatsache, dass man das Spiel auch ohne Installation eines Patches bereits fehlerfrei spielen kann (etwaige Fehler wurden von uns zumindest nicht bemerkt), sollte man die Entwickler außerdem dafür loben, dass das Spiel entgegen anderslautender Behauptungen auch auf schwächeren Rechnern durchaus noch spielen lässt, wenngleich die grafische Qualität natürlich hierunter leidet. So war es uns beispielsweise möglich, das Spiel flüssig bei niedrigen bis mittleren Details auf einem handelsüblichen Notebook zu installieren. Während sich die Darstellung großer Küsten- oder Bergregionen von dieser Minimalkonfiguration unbeeindruckt zeigten, sorgten einzig weitläufige Wälder mit zahlreichen Bäumen für merkbares Ruckeln.

Fazit

Crysis ist weder ein reines Grafikwunder, noch die Offenbarung für alle Action-Fans. Der Verzicht auf Rätsel und die automatische Regeneration der Lebensenergie machen das Spiel gerade für Gelegenheitsspieler interessant, die zahlreichen geskripteten Ereignisse und Storywendungen sorgen dazu für die nötige Abwechslung. Wer Spieltiefe oder epische Geschichten sucht, sollte lieber nach Alternativen Ausschau halten, aber wer für einige Stunden vergnügsam und optisch ansprechend unterhalten werden möchte, dem kann das Spiel durchaus ans Herz gelegt werden. Mario Siewert

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