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Testbericht: Kingdom under Fire: Circle of Doom

16. 01. 2008 | Kategorie: Testberichte

Wenn ein Spiel einen Nachfolger bekommt, so ist dieser meistens eine leicht verbesserte Version des Vorgängers. Phantagram, die Entwickler der Kingdom under Fire-Reihe entschieden sich jedoch, einen anderen Weg zu gehen...

Die Vorgänger The Crusaders und Heroes waren Schlachtenspiele, in denen man einen Heerführer spielte, der Armeen befehligte und gleichzeitig im Kampf mitmischen durfte. In Kingdom under Fire: Circle of Doom seid ihr jetzt auf euch alleine gestellt. Der dritte Teil der Reihe ist nämlich ein reines Action-Rollenspiel.

Screenshot: Kingdom under Fire: Circle of DoomZu Beginn des Spiels muss zuerst einer von fünf verfügbaren Charakteren gewählt werden. Diese stammen von verschiedenen Fraktionen. Einige davon dienen dem „Lord des Lichts“, Nible. Die anderen dienen Encablossa, dem „Lord der Finsternis“. Man entscheidet sich also gleich zu Beginn, ob man einen guten oder einen bösen Charakter spielen will. Ansonsten gibt es selbstverständlich starke Unterschiede zwischen den Charakteren, was ihre Geschwindigkeit, Durchschlagskraft und Bewaffnung angeht. Natürlich muss man sich auch nicht mit der Standard-Bewaffnung durch das Spiel kämpfen. Im Laufe des Spiels findet man ein ganzes Arsenal an Waffen, das von Wurfsternen über Katanas bis hin zur mächtigen Kampfaxt alles bietet, was das Rollenspieler-Herz begehrt.

Nach der Einführung in die sehr logische Steuerung und Menüführung wird man auch gleich ins kalte Wasser geworfen: Man läuft durch einen malerischen, lichtdurchfluteten Wald. Plötzlich kommt eine ganze Horde von an Echsen erinnernden Kriegern auf den Spieler zu. Durch das Tutorial bestens vorbereitet stört ihn das aber kaum. Nach dem Kampf liegen überall Goldmünzen, Waffen und Rüstung herum. Nachdem diese eingesammelt sind, läuft man weiter über den Waldpfad. Alternative Routen sind Fehlanzeige: Am Wegesrand hält uns eine von allen Spielern geliebte „unsichtbare Barriere“ auf. Schade, denn so wird dem Spieler viel Freiheit genommen.

Screenshot: Kingdom under Fire: Circle of DoomWenn genügend Feinde besiegt wurden, gibt es Rollenspiel-typisch einen Levelaufstieg. Dazu müssen Punkte auf die folgenden drei Attribute verteilt werden: Gesundheitspunkte(GP), Fertigkeitspunkte(FP) und Glück. Werden die GP gesteigert, erhält man eine längere Lebensleiste und hält so mehr Schläge aus. Die FP sind wichtig, um mächtigere Gegenstände tragen zu können. Außerdem gibt es eine FP-Anzeige, die bei jedem Angriff sinkt, sich aber sofort danach wieder füllt. So können mit der Erhöhung der FP-Leiste längere und mächtigere Kombos ausgeführt werden. Das Attribut Glück bestimmt erstens, wie viel Gold und wertvolle Gegenstände die Gegner nach dem Kampf fallen lassen. Zusätzlich zeigt der Glücks-Wert, wie gut die Spezialeffekte eurer Waffen funktionieren. Waffen können nämlich mit Elementen belegt werden, wodurch sich beispielsweise Flammenschwerter erschaffen lassen.

Während des Spiels trifft man immer wieder auf Statuen von Götzen. Diese haben vielfältige Funktionen: Einerseits kann man ihnen nicht benötigte Gegenstände verkaufen oder bei ihnen lagern - der Inventarplatz ist begrenzt - und natürlich auch neue kaufen. Außerdem können Waffen „synthetisiert“ werden. Das bedeutet, dass man zwei Gegenstände abgibt, die dann für einen kleinen Obolus zu einem mächtigeren Gegenstand verbunden werden.

Wenn alles erledigt ist, kann man vor der Götzenstatue ein Nickerchen machen. Während der Charakter schläft, wandelt er durch eine Traumwelt. Hier trifft man auf einen mysteriösen alten Mann, der dem Spieler Einblicke in die Hintergrundgeschichte des Spiels gibt. Wichtiger ist allerdings, dass er neue Fertigkeiten lehrt. Man kann bis zu zwei davon aussuchen, die dann erlernt werden müssen. Um das zu tun, muss man eine Liste von Gegnern besiegen, die jederzeit im Menü abgerufen werden kann. Wenn alle geforderten Gegner besiegt sind, können beim nächsten Nickerchen die Fähigkeiten erlernt werden. Diese Regelung führt dazu, dass sich der Spieler motivierter durch die nach einiger Zeit eher eintönigen Kämpfe zu schlagen.

Screenshot: Kingdom under Fire: Circle of DoomGenau diese sind auch das Hauptproblem von Kingdom under Fire: Circle of Doom. Selbst der schnellste der fünf wählbaren Charaktere stapft vergleichsweise langsam durch die Levels. Der Ablauf ist von Anfang bis Ende der gleiche: Man läuft über festgelegte Pfade und alle paar Meter kommt eine zwanzig- bis hundertköpfige Armee aus verschiedenen (Nicht sonderlich intelligenten) Monstern auf den Spieler zu. Nach endlosem Button-Mashing ist man der Sieger des Kampfes, sammelt Gegenstände auf, läuft weiter, trifft auf noch mehr Gegner bis irgendwann zwanzig Stunden vorbei sind. Dabei ist das Spiel konzeptionell sehr gut gelungen. Den Charakter zu stärken motiviert ungemein. Man hat schier unendliche Möglichkeiten, was Fähigkeiten, Sprüche und Synthetisierung angeht. Die Grafik kann sich ebenfalls sehen lassen. Außer vereinzelten Rucklern und Zeilenverschiebungen waren dem Spiel keine technischen Schwächen anzumerken. Der Sound ist ebenfalls sehr atmosphärisch und lässt den Spieler tief in die Welt von Kingdom under Fire: Circle of Doom eintauchen.

Außerdem positiv anzumerken ist der Koop-Modus, der leider nur über Xbox Live gespielt werden kann. Zu zweit spielen und gleichzeitig per Voice Chat zu plaudern macht deutlich mehr Spaß, als alleine durch die Gegend zu ziehen.

Fazit

Man kann es nicht anders sagen: Für alle Fans der ersten zwei Teile ist Kingdom under Fire: Circle of Doom ein Schlag ins Gesicht. Das von einer großen Fangemeinde geliebte und von Kritikern hoch gelobte Kampfsystem wurde einfach ersetzt. Was dabei herausgekommen ist, ist ein akzeptables, aber bei weitem nicht herausragendes Action-RPG, das eigentlich niemand wirklich braucht. Wer Action-RPG-süchtig ist und schon lange auf Nachschub wartet, kann getrost zuschlagen. Für alle anderen (und vor allem für Fans der ersten Teile) gilt: Schaut euch nach besseren Alternativen um. Benjamin Dross

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