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Testbericht: Call of Duty - Black Ops

03. 12. 2010 | Kategorie: Testberichte

Infinity Ward in seiner bisher bekannten Form existiert nicht mehr. Doch gibt es ja noch weitere Studios, welche an der Marke Call of Duty arbeiten. Einmal mehr hat nun Treyarch einen Ableger fertiggestellt. Black Ops heißt es. Doch kann der neuste Teil auch den hohen Erwartungen gerecht werden?

Screenshot: Call of Duty: Black OpsDie Geschichte ist dieses Mal auf eine völlig andere Art und Weise erzählt. Bisher sprang die Reihe zwischen den Protagonisten hin und her und nur das große Ganze gab die Zusammenhänge preis. In Call of Duty: Balck Ops schlüpft der Spieler dagegen in erster Linie nur in die Haut eines einzigen Soldaten. Hin und wieder wird die Geschichte aber auch aus der Perspektive von Bekannten des Hauptprotagonisten geschildert, um den Zusammenhang zu wahren. Bei der ganzen Sache gibt es nur ein Problem: Der Protagonist sitzt gefesselt an einen Stuhl, vor ihm Monitore. Eine fragende Stimme im Off. Rückblickend wird dann erzählt, was der gute Mann alles weiß. An welchen Operationen er teilgenommen hat. Was für Machenschaften er wissentlich und unwissentlich aufdeckte. Die Jungs von Treyarch haben dazu noch versucht, eine Prise Fight Club mit einzubringen, doch am Ende muss selbst der gestandene Fan feststellen, dass die Geschichte auch in Black Ops nur dazu dient, die Action auf Biegen und Brechen mit einem Sinn zu versehen.

Screenshot: Call of Duty: Black OpsNach wie vor leidet die Reihe an erzählerischer Struktur. Sie versucht dramatisch daherzukommen, wirkt jedoch an vielen Stellen einfach nur verwirrend. Erst gegen Ende hin wird klar, worum es eigentlich geht. Fast hatten wir das Gefühl, dass die Geschichte nur aus dem einen Grund so erzählt wurde: Um möglichst viele Bösewichte einzubauen. Um möglichst viele Kriegsschauplätze zu liefern und um überhaupt alles auf Drama zu trimmen. Die Folge ist, dass man gleich zu Beginn Fidel Castro (oder besser gesagt dessen Doppelgänger) erschießt, später in Vietnam tätig wird und am Ende im zweiten Weltkrieg landet. Das Ganze geschieht so gehetzt, dass man sich fragt, wieso die Entwickler sich nicht einfach auf ein Thema konzentriert haben, um dieses bis in das letzte Detail auszuarbeiten. So bleiben viele Fragen offen und viele Details sind in sich nicht stimmig. Bestes Beispiel hierfür ist die Ak74, welche in eben diesem Jahr gebaut wurde, doch in Black Ops bereits 1968 im Vietnamkrieg zum Einsatz kommt. Und das ist bei Weitem nicht der einzige Fehler dieser Art. Wie gesagt: Hätte Treyarch sich doch einfach mal auf eine Zeitspanne konzentriert und nicht versucht, möglichst viel Krieg in die sechs Stunden Spielzeit zu packen. Dann wären solch ärgerliche Details nicht passiert.

Am eigentlichen Gameplay hat sich soweit nur wenig verändert. Nach wie vor spawnen Gegner in rauen Mengen an Punkten, die außerhalb des eigenen Sichtradius sind. Das führt natürlich auf der einen Seite dazu, dass stets für Action gesorgt ist, auf der anderen Seite fällt es negativ auf, sobald der Spieler sich dazu entschließt, die Beine in die Hand zu nehmen und einfach mal ein wenig vorprescht. Mit einem Schlag werden alle Gegner von den virtuellen Kollegen ausgeschaltet und man rennt wie der geölte Blitz durch die Karten. Die künstliche Intelligenz ist also nach wie vor nur bedingt vorhanden. Masse statt Klasse. Skriptpunkte statt Dynamik. Call of Duty eben.

Screenshot: Call of Duty: Black OpsEben letztere Aussage passt auch auf den Rest des Spiels. Theatralisch werden hier Helden in den Himmel gehoben. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind klar definiert. Mütterchen Russland ist der Oberschurke, Castro macht gemeinsame Sache mit den Schurken und die USA ist die Rettung. Propaganda pur sagen die Einen. Authentisch, weil im Grundgedanken im kalten Krieg angesiedelt, sagen die Anderen. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Genau definieren lässt sich das nämlich nicht. Fakt ist, dass Call of Duty nach wie vor zur maßlosen Übertreibung neigt und nach wie vor versucht, möglichst bombastisch zu wirken. Wo Medal of Honor mit Nüchternheit punkten konnte, versucht der Titel aus dem Hause Activision mit Pomp und Prunk zu glänzen. Und ruiniert mit so manch unnötig brutaler Einlage jede Form von Anspruch auf Glaubwürdigkeit.

Der Mehrspielermodus ist nach wie vor ein wichtiger Aspekt geblieben. Auch Black Ops verfügt über einen ausgedehnten Onlinepart, der mit Killstreaks und anderen netten Dingen aufwarten kann. Das Prinzip ist bekannt und dieses Mal gibt es auch Zombies in der deutschen Fassung. Alle Modi lassen sich international spielen – nur die Zombies nicht. Die dürfen Deutsche nur gemeinsam mit anderen Deutschen über den Haufen schießen. Der PC hat sogar dedizierte Server spendiert bekommen. Alles toll also? Nein. Leider nicht. Der Solopart verfügt schon über zahlreiche Spielfehler, doch was der Mehrspielermodus bietet, das grenzte zu Beginn an eine kleine Katastrophe. Lags. Spielabbrüche. Fehler ohne Ende. Mittlerweile haben die Entwickler die Probleme zu großen Teilen in den Griff bekommen, doch wirklich geschmeidig ist das Ganze leider noch nicht. Ärgerlich.

Screenshot: Call of Duty: Black OpsAuf der technischen Seite gibt es leider nicht allzu viele Neuerungen. Nach wie vor kommt die mittlerweile leicht betagte Engine zum Einsatz, die der Reihe schon seit einigen Ausgaben ihr Aussehen verleiht. Die Animationen mögen in Ordnung sein und je bombastischer eine Situation inszeniert wird, desto weniger fallen die mitunter doch recht schwachen Texturen und Objekte kaum mehr auf. Langsam aber sicher wird es dennoch Zeit für eine Generalüberholung, auch wenn es in diesem Jahr definitiv noch locker für die oberen Plätze in Sachen Optik genügt. Bei der Vertonung haben sich Publisher und Entwickler einmal mehr redlich Mühe gegeben. Sowohl Stimmen, als auch Effekte und Musik wirken stimmig und liefern ein rundes Gesamtbild, welches zu gefallen weiß.

Fazit:
So langsam aber sicher altert die Call of Duty-Reihe vor sich hin. Das wäre nicht weiter schlimm, würde sie nicht immer stärkere Konkurrenz bekommen. Langsam aber sicher merkt man der Reihe eben ihre spielerischen Schwächen an, die immer schwerer zu kaschieren sind. Dazu gesellt sich bei Black Ops eine überladene Geschichte, die droht die Spielzeit in allen belangen aus dem Rahmen zu sprengen. Dann kommen da noch Probleme im Mehrspielermodus dazu, die sich schlecht verleugnen lassen. Klar – auch Black Ops wird Fans genau das bieten, was sie erwarten. Aber der Zahn der Zeit nagt. Es wird Zeit für Neuerungen. - Michael Hoss

Wertung: 7 / 10

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