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Testbericht: God of War III

31. 03. 2010 | Kategorie: Testberichte

Nach God of War 2 musste Kratos eine lange Verschnaufpause einlegen, um wieder zu Kräften zu kommen und den Sprung in die nächste Konsolengeneration zu schaffen. Auf der Playstation 3 und mit God of War 3 aber soll der Rachefeldzug gegen die Götter des Olymp nun endlich seinen endgültigen Höhepunkt erfahren. Ein würdiger Abschluss für Sonys Vorzeige-Franchise?

In bester God of War-Tradition beginnt auch der dritte Teil bombastisch: Mit Hilfe der in Teil 2 befreiten Titanen erklimmt ihr als Kratos den Berg Olymp, um den Göttern – und insbesondere Zeus – den Garaus zu machen. Nach wenigen Minuten bestreitet ihr auch bereits euren ersten Kampf gegen einen Endgegner: In diesem Fall müsst ihr gegen den Gott Poseidon antreten – auf dem wankenden Rücken der Erdmutter Gaia. Gegner so groß wie ein Hochhaus, ein infernalischer Soundtrack, umherwirbelnde Klingeln und eine Inszenierung, die mit abenteuerlichen Kamerafahrten und unzähligen Zeitlupen im richtigen Augenblick für Staunen sorgt – das hier ist definitiv der God of War, wie wir ihn schon seit der Zeit der Playstation 2 kennen.

Der Kampf gegen Poseidon bildet den imposanten Einstieg ins Spiel Die Geschichte von God of War 3 setzt somit genau dort ein, wo der zweite Teil endete: Kratos will sich an den Göttern für ihren Verrat an ihm und alle Qualen, die sie ihm zugefügt haben, rächen. Der einstige Günstling der Götter, ein dem Tode entronnener Halbgott und spartanischer Vorzeigekrieger macht sich auf, seine Schöpfer zu zerstören. Sein Weg führt ihn dabei wieder durch zahlreiche Schauplätze der griechischen Antike und lässt euch so durch den Styx schwimmen, im Hades die Prüfungen der drei Könige bestehen oder in Olympia gegen den Sonnengott Helios antreten. Auch wenn das Bild der griechischen Sagenwelt natürlich oft kräftig gebeugt wird, so haben die Entwickler doch wieder viel Wert auf Authentizität gelegt und bringen euch so die interessanten Charaktere und Erzählungen der Antike gekonnt näher.

Selbst wenn die neue Optik zunächst überwältigt, spielerisch fühlt sich God of War 3 an, als wäre man nie weg gewesen. Man durfte aber wohl bereits im Vorfeld davon ausgehen, dass die Entwickler wohlweislich das Grundgerüst des Franchise unangetastet lassen. Dennoch bemerkt man schnell eine Neuerung, die man eigentlich nicht erwartet hätte: Der Frust hält Einzug in die Serie. War Kratos Rachefeldzug in den ersten beiden Teilen besonders durch feingeschliffenes Balancing und eine makellose Steuerung aufgefallen, schleichen sich jetzt besonders auf dem normalen und den höheren Schwierigkeitsgraden immer wieder Designpatzer ins Gameplay ein.

Kratos auf dem Rücken der Titanin GaiaDer bereits erwähnte Kampf gegen Poseidon wird hier zur ersten Zerreißprobe, wenn man unkontrolliert durch die Gegend springt, um willkürlich zuckenden Blitzen des wütenden Meeresgottes zu entkommen. Immer wieder trifft man im Laufe des Spiels auf Gegner, die keine klare Taktik erkennen lassen und mit teilweise unfairen Attacken eure Geduld auf die Probe stellen. Stellt man dann aber entnervt auf „Leicht“ um, werden die Kämpfe plötzlich jeglicher Herausforderung beraubt, und Kratos Sturm auf den Olymp wird zum Spaziergang. Immer eine besonders harte Herausforderung sind hingegen die Geschicklichkeitspassagen, die euch mehr als einmal ins Schwitzen bringen werden. Die feste Kamera ist stets um Dramaturgie bemüht, versperrt euch aber leider auch immer wieder die Sicht auf die nächste Plattform oder lässt euch Entfernungen falsch einschätzen.

Der Kopf des Helios kann auch eure Gegner blendenDas alles ist aber Nörgeln auf hohem Niveau, denn so ärgerlich die unnötigen Ausrutscher auch seien mögen: Im Kern liefert God of War 3 genau das, was man als Fan der Serie erwartet hat. Die Hände erinnern sich automatisch wieder an die eingängige Steuerung und jeder Button löst genau die Aktion aus, die man gewohnt ist. Wie es sich für einen echten Hardcore-Titel gehört, ist jeder Button gleich mehrfach belegt und bietet so je nach gedrückter Schultertaste auch eine Spezialaktion oder eine magische Attacke. Die Orbs sind ebenfalls wieder mit an Bord und versorgen euch entweder mit Lebensenergie (grün), Magie (blau), Wut (gelb) oder Erfahrungspunkten (rot). Letztere lassen sich im Pausemenü jederzeit in Verbesserungen für eure zahlreichen Waffen und Zauber eintauschen: Das resultiert dann in mehr Schaden und neuen Kombos, die ihr wie bei einem Beat ‘em Up fleißig auswendig lernen solltet. Mit Hilfe der gelben Orbs habt ihr regelmäßig die Möglichkeit, die „Wut Spartas“ zu entfesseln. Dann zückt Kratos ein flammendes Schwert und schlägt eine Zeit lang in wilder Raserei um sich.

Auch die Stadt Olympia ist nicht vor dem Zorn der Titanen gefeitNeben den Kämpfen spielen Rätsel wieder eine große Rolle – auch wenn diese euch vor keine allzu großen Schwierigkeiten stellen dürften. Meistens geht es darum, einige Kisten im Raum herumzuschieben oder unter Zeitdruck verschiedene Kombinationsrätsel zu lösen. Neu ist hier der Kopf des Sonnengottes Helios: Dieser dient euch nicht nur als makabre Laterne in einigen dunklen Passagen, sein Licht macht auch verborgene Wege und andere Geheimnisse sichtbar. Als drittes Spielelement sind natürlich auch wieder zahlreiche Plattform-Passagen vorhanden. Diese können zwar aus den bereits genannten Gründen hin und wieder frustrieren, insgesamt lenken sie aber in schöner Regelmäßigkeit von den Daumen-schindenden Kämpfen ab und sorgen so zusammen mit den ruhigen Rätsel-Abschnitten für etwas Abwechslung im Alltag des grimmigen Rächers. Mit den aus Teil 2 bereits bekannten Flügeln des Ikarus kann Kratos eine zeitlang schweben und so Aufwinde nutzen, um an sonst schwer erreichbare Orte zu gelangen. Wem das noch nicht reicht, der kann sich auch einfach an eine herumfliegende Harpyie hängen, um diese mit Waffengewalt zur Flug-Kooperation zu nötigen.

Die Flügel des Ikarus werden für zahlreiche Rätsel gebrauchtWährend also die Balance der Spielelemente wieder einmal stimmt (das Balancing des Gameplays hingegen nicht immer), spielt God of War 3 seinen wahren Trumpf erst bei der Präsentation aus: Die Grafik ist wirklich beeindruckend und weiß besonders durch die ansehnlichen Unschärfeeffekte zu gefallen. Stets scharfe Texturen und feine Details sorgen zusätzlich für einen hervorragenden Gesamteindruck. Auch die Weitsicht, die euch immer wieder großzügig auf absolvierte Levelabschnitte zurückschauen lässt, gibt euch immer wieder das gute Gefühl, etwas Großes geschafft zu haben. In Verbindung mit den cineastischen, festen Kameraperspektiven erinnert das gesamte Spiel eher an eine interaktive Zwischensequenz (was es dank der unzähligen Quicktime-Events auch an vielen Stellen ist). Die tatsächlichen, passiven Zwischensequenzen wirken da im Vergleich zum imposanten spielerischen Teil schon fast langweilig.

Die Inszenierung ist auch im voraussichtlich letzten Teil der Serie generell wieder der heimliche Star des Spiels. Kratos fegt mit einer solchen Wucht durch die Antike, dass euch regelmäßig der Kiefer vor lauter Bombast herunterklappt. Wenn ihr in Zeitlupe mit einem lauten Schrei aus einer spektakulären Perspektive den Meeresgott Poseidon mit euren Schwertern durchstoßt und dabei von schmetternden Chören begleitet werdet, wird euch unweigerlich ein zufriedenes Grinsen über das Gesicht huschen. Der God of War ist und bleibt auch in der neuen Generation die unangefochtene Nummer eins in Sachen Storytelling.

Einen Mehrspielerpart gibt es leider immer noch nicht: Laut der Entwickler hätte beispielsweise ein Online-Koop-Modus nicht zum Konzept des Spiels gepasst. So bleiben euch nur ein freispielbarer, extra hoher Schwierigkeitsgrad sowie diverse „Herausforderungen“, die es zu meistern gilt. Der Wiederspielwert steigt dadurch leider nicht, zumindest ein kompetitiver Online-Modus wäre eigentlich Pflicht gewesen.

Fazit:

God of War 3 ist ein gelungener und runder Abschluss der Erfolgsserie und bietet exakt das, was man im Vorfeld erwarten durfte. Etwas ernüchternd, denn darüber hinaus gibt es keine Überraschungen oder Boni, die man sich zum Finale der Serie gewünscht hätte. Die Inszenierung hingegen ist auch auf der Playstation 3 unerreicht, Kratos zahlreiche Nachahmer können nicht im entferntesten an seinem Thron kratzen. Spielerisch bleibt das Grundgerüst unangetastet, während einige zaghafte Neuerungen für etwas mehr Abwechslung sorgen. Leider hat aus unerklärlichen Gründen das Balancing im Vergleich zu den Vorgängern nachgelassen, selbst die Plattform-Passagen wirken teilweise nicht zu Ende gedacht. Fans des Genres dürfen sich den Kriegsgott aber auch in der dritten Auflage nicht entgehen lassen: Wer keine Erfahrung mit Action-Adventures hat, sollte hingegen erst die gelungen Vorgänger anspielen (die bald als Remake zusammen auf einer Disc für die Playstation 3 erscheinen), um nicht vom Schwierigkeitsgrad des dritten Teils frustriert zu werden. Schade Kratos: Ohne die vermeidbaren Patzer und mit einem umfangreichen Online-Part hätte es ohne Probleme für die volle Punktzahl gereicht. Simon Weiß

Wertung: 9/10

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