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Testbericht: Just Cause 2

01. 04. 2010 | Kategorie: Testberichte

Wenn die Insel ruft, dann kann niemand widerstehen. Zumindest nicht bei Lost. Ob das bei Just Cause 2 wohl anders ist? Vorab machten viele Trailer und Screenshots die wartenden Spieler auf den Titel aufmerksam und versuchten, das Spiel in einem möglichst spaßigem und positivem Licht darzustellen. Ob dies gelungen ist? Wir waren selbst auf Panau und haben für euch herausgefunden, ob hier eher Marketingtricks am Werk waren oder aber, ob es den Entwicklern wirklich gelungen ist, ein geniales Spiel abzuliefern.

Der Enterhaken spielt eine HauptrollePanau? War man im Vorgänger nicht noch an anderer Stelle tätig? Das ist korrekt. Doch für Just Cause 2 haben die Macher einfach einen neuen Schauplatz gebraucht. Und der heißt eben Panau. Bei Panau handelt es sich um eine Inselrepublik, deren Regierung gerade gestürzt wurde. Blöd für die USA, denn der Sohn des ehemaligen Präsidenten ist nun selbst Präsident und mag die Amerikaner irgendwie so gar nicht. Klar, dass das nicht in Ordnung geht. Also wird Rico Rodríguez von der Agentur gebeten, auf der Insel für klar Schiff zu sorgen.

Keine Frage: Der Spieler schlüpft natürlich in die Haut von Rico und legt sich zunächst einen Decknamen zu. Danach muss er sich mit den verschiedenen Fraktionen gut stellen, die ebenfalls ein wenig Macht abbekommen wollen und dabei peinlichst genau darauf achten, dass die neue Regierung ordentlich in den Allerwertesten getreten wird. Die Rahmenhandlung fällt dabei stupide bis unnötig aus: In Zwischensequenzen werden coole Sprüche gerissen und flache Charaktere vorgestellt. Schlimm? Ganz im Gegenteil, denn die Story von Just Cause 2 dient nur als Beiwerk, um brachiale Action und eine adrenalinfördernde Zerstörungswut zu rechtfertigen.

Irgendetwas explodiert ständigGenau das sind nämlich die Stärken des neuen Spiels aus dem Hause Avalanche. Auf ganz Panau gibt es Einrichtungen der Regierung: Von Propaganda-LKWs über Wassertürme bis hin zu ganzen Militärbasen oder Flughäfen. Und all diese Dinge wollen vom Spieler zerstört werden. Auf diese Weise treibt man die Geschichte voran und schmälert den Einfluss der Regierung. Kein Wunder also, dass auch sämtliche Nebenmissionen (Von den zahlreichen Minispielen einmal abgesehen) ebenfalls dazu dienen, entweder Regierungseigentum zu beschädigen oder aber einzunehmen, um es später in aller Ruhe zerstören zu können.

Auch Fluggeräte sind vor Rico nicht sicherWer das tut, der bekommt neben Geld eine zweite Währung gutgeschrieben. Nämlich Chaos. Und das zeigt an, wie gut man den Job erledigt hat und wie lange es dauert, bis man weitere Aufträge bekommt. Und was wird mit dem Geld angestellt? Das darf man auf dem Schwarzmarkt gegen Waffen und Fahrzeuge eintauschen. Oder aber gegen Verbesserungen Dieser. Und Waffen und Fahrzeuge gibt es wie Sand am Meer: Von der einfachen Pistole bis hin zum schweren Raketenwerfer ist alles mit dabei, was einer herrlichen Orgie der Zerstörung dienen kann. Auch stationäre Maschinengewehr-Stellungen dürfen um die Waffe erleichtert werden. Bei den Fahrzeugen reicht das Spektrum von einfachen Motorrädern und Rollern, bis hin zu schweren Panzern, Sportwagen und Flugzeugen oder Helikoptern.

Solche Untersätze sind auch dringend notwendig, ist Panau doch ein gigantischer Spielplatz, dessen Ausmaß so schnell gar nicht vom Spieler erfasst werden kann. Just Cause 2 bietet so viel Platz, wie kaum ein anderer Titel mit einer offenen Welt. Von der Wüste bis hin zum Dschungel und von der Stadt bis auf die höchsten aller hohen Berge darf man reisen und Chaos stiften. Wer gerade keinen fahr-, schwimm- oder fliegbaren Untersatz zur Hand hat, der darf sich auch mittels eines Enterhakens fortbewegen.

Ein Feuergefecht im SonnenuntergangUnd der ist so wichtig, dass er gleich einen eigenen Absatz spendiert bekommt: Rico verfügt nämlich mit dem Enterhaken über ein äußerst mächtiges Werkzeug. Andere Spiele bieten ähnliche Mechanismen, doch die Entwickler von Just Cause 2 haben verstanden, worauf es ankommt. Nämlich auf Funktionalität und Spaß. Und nicht eben nur das Erstere. Will heißen: Der Haken geht nicht nur mal eben einen Meter weit, sondern ermöglicht es enorme Distanzen binnen von Sekunden zu bewältigen. Doch nicht nur zu Fortbewegung dient er: Auch Gebäude können damit problemlos erklommen werden. Alternativ ist es ebenso möglich, feindliche Truppen zu Boden oder aber von einer Brüstung zu werfen. Außerdem kann man sich mit dem Haken auch an allen Vehikeln festhalten und diese dann auch kapern. Am Ende läuft es auf das Eine hinaus: Der Spieler jagt wie wild über die Welt von Panau, springt von einem Fahrzeug in das Nächste und vollführt die wildesten Stunts. Und das alles, nur um Spaß zu haben und Adrenalin freizusetzen. Frei nach dem Motto „Nur noch diese eine irrwitzige Idee umsetzen!“.

Wie der Bus an den Hubschrauber kommt? Tja...Da verkommt der Kampf mit normalen Waffen schon fast zur Routine, zumal die künstliche Intelligenz nicht immer den flüssigen IQ mit Löffeln verspeist hat, was jedoch nicht allzu tragisch ist, da immer genug Gegner vorhanden sind, um eben doch einmal eine brenzlige Situation entstehen zu lassen. Insgesamt dienen die Gegner aber eher als Beiwerk, welches in die Stiftung des Chaos mit einbezogen werden kann und meist auch wird.

All die Action wird dabei auch noch von einer wunderschönen Technik aufgewertet: Nie sah eine so große Insel schöner aus. Malerische Sonnenuntergänge, bildschöne Wassereffekte, brachiale Explosionen und eine allgemein umwerfende Landschaft laden geradezu ein, einfach mal stehen zu bleiben, damit die Aussicht genossen werden kann. Auch bei den Soundeffekten haben die Entwickler nicht halt gemacht. Lediglich die Musik ist etwas dürftig eingesetzt und die Sprecher sind oft so farblos, wie es die Charaktere sind. Auf Grund der Tatsache, dass man so oder so fast immer gerade mitten in der Schlacht ist, fällt das aber kaum weiter auf, da dann die erwähnten Soundeffekte in den Vordergrund rücken.

Fazit

Wer eine umfangreiche Story oder spielerischen Tiefgang erwartet, der hat in der Welt von Just Cause 2 nichts verloren, das ist klar. Wer dagegen einfach nur pure Unterhaltung in Perfektion sucht, der ist hier genau richtig. Sei es die Action oder sei es der Humor (Es gibt sogar eine Nebeninsel, die eine Anspielung auf das anfangs erwähnte Lost ist) – Die Mannen von Avalanche haben den Bogen raus. Dieser Titel könnte im Duden bald die Bedeutung von „Entertainment“ erklären. Was wir damit sagen wollen: Alles, was unnötig ist. All der Ballast, den andere Spiele mit sich herumschleppen. All das haben die Entwickler kompromisslos hinausgeworfen. Geblieben ist eine Liebeserklärung an den Spaß. Und genau den macht Just Cause 2 auch. Punkt. Michael Hoss

Wertung: 9/10

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