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Testbericht: Need for Speed - Hot Pursuit

30. 11. 2010 | Kategorie: Testberichte

Wir lieben Autos. Wir lieben Geschwindigkeit. Und damit sind wir nicht allein. Zahlreiche Spieler teilen unsere Vorlieben. Auch sie sind oftmals mit der Need for Speed Reihe aufgewachsen, kennen die Höhen und Tiefen der Serie. Jetzt steht mit Hot Pursuit ein neuer Ableger berit, der sich selbst auf die Stirn geschrieben hat, zu den Wurzeln zurückzukehren. Ob das wohl gelungen ist?

Screenshot: Need for Speed: Hot PursuitDie Reihe hatte wie bereits geschrieben ihre Höhen und Tiefen. Der dritte Teil gilt nach wie vor als legendär, doch auch die Underground-Ableger haben nach wie vor ihre Fans und Befürworter. Als Fehlschlag dagegen gelten der vierte Teil und das zuletzt veröffentlichte Carbon. Hot Pursuit, welches im Übrigen von den Burnout-Machern Criterion kommt, versucht sich am legendären Teil der Reihe. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es hochwertige Edelschlitten gibt, welche in wilden Verfolgungsjagden zeigen können, wozu sie bestimmt sind. Nämlich zum Gasgeben.

Schon zu Beginn der Karriere wird klar, dass nicht nur wir, sondern auch die Entwickler ein Herz für Autos haben. Wer im Spielverlauf nach und nach immer wieder neue und teurere Autos freischaltet, der bekommt sie, direkt nach dem Gewinn, erst einmal in einem Ausstellungsraum mit schönen Kameraeinstellungen präsentiert, während eine Stimme aus dem Off erklingt und einige nette Details über das jeweilige Fahrzeug zum Besten gibt. Die Autos werden dabei so hoch in den Himmel gelobt, dass man fast das Gefühl hat, ein Gebrauchtwagenverkäufer wäre für die Texte verantwortlich. Und das ist in diesem Falle sogar positiv zu werten.

Die Rennen selbst erinnern derweil massiv an den dritten Teil der Reihe. In normalen Rennen treten nur einige Fahrer gegeneinander an. Sie dienen quasi als Training. Bei Zeitrennen gilt es, bestimmte Vorgaben zu erfüllen und die jeweilige Strecke in einer vorbestimmten Zeit zu meistern. Der Kern aber, das sind die Hot Pursuit-Rennen. Hier treten Raser nicht nur gegeneinander, sondern eben auch gegen die Polizei an, welche im fiktiven Seacrest County ordentlich aufgerüstet haben und ebenfalls mit Lamborghinis und Porschemodellen ausgestattet sind. Diese Rennen sind es, welche den Adrenalinspiegel mehr als nur ein einziges Mal in die Höhe treiben werden, sofern ihr euch zum Kauf entschließt.

Screenshot: Need for Speed: Hot PursuitDabei ist das Prinzip relativ schnell erklärt: Die Raser müssen ins Ziel kommen. Die Polizei versucht das mit allen Mitteln zu verhindern. Nagelbänder werden ausgelegt, Straßensperren errichtet und EMPs abgefeuert. Dummerweise haben die Raser ebenfalls aufegerüstet und sich mit Waffen auf den Kampf vorbereitet. Auch hier kommen Nagelbänder und EMPs zum Einsatz. Außerdem dürfen die Flüchtigen noch auf einen Extraturbo setzen, während die Polizei mit einem Hubschraubereinsatz glücklich werden muss. Und so beginnen waghalsige Auseinandersetzungen auf der Straße, wobei immer mal wieder der Gegenverkehr für unvorhersehbare Situationen sorgt.

Das Problem ist, dass der Solopart von Need for Speed: Hot Pursuit nur bedingt gelungen ist. Warum? Es liegt an der künstlichen Intelligenz. Diese ist nämlich nicht gerade berauschend ausgefallen. Sie ist quasi die meisterhafte Beschreibung eines Gummibandes. Gewinnen kann nämlich nur, wer am Ende zum Überholen ansetzt. Hat man zu Beginn des Rennens noch die Möglichkeit in Führung zu gehen, wird man schon kurz darauf von jedem Auto ohne Probleme überholt – egal wie schnell man unterwegs ist. Erst am Ende hat man wieder die Chance, in Führung zu gehen. Ärgerlich. Zumal das Verfolgen der Mitraser schon schwer genug ist, muss man sich auch noch vor der Polizei in Acht nehmen, was dazu führt, dass es gerade später im Spiel vielmehr um das eigentliche Überleben, als um das Rennen geht. Genauso hart sind auch die Zeitrennen, welche nur unter Kenntnis aller Abkürzungen und einem fehlerfreien Fahrstil mit Gold zu meistern sind. Auf Seiten der Polizei zu fahren, gestaltet das Ganze im Übrigen auch nicht viel leichter.

Screenshot: Need for Speed: Hot PursuitDoch – und das ist ein Punkt der erwähnt werden muss – der Fokus liegt nicht auf dem Solopart, sondern auf dem Mehrspielermodus. Oder besser gesagt, auf einer Mischung dieser beiden Komponenten. Denn es gibt ein Stufensystem für die Spieler. Während Anfänger nur beschränkten Zugriff auf einige Wagen haben, müssen sie sich in den Rennen Kopfgeld verdienen. Wer Erster wird, der bekommt davon natürlich eine ganze Menge und schaltet so nach und nach bessere Autos und Klassen frei. Und irgendwann darf er dann mit den Boliden der Extraklasse durch die Gegen cruisen.

Das Schöne dabei ist, dass die Erfolge aus dem Mehrspielermodus Einfluss auf den Solopart nehmen. Und umgekehrt. Im Mehrspielermodus nervt dann auch nicht mehr die Gummiband-KI. Dadurch werden die Rennen spannender, aber eben auch herausfordernder. In den verschiedenen Klassen darf man dann schnelle Rennen bestreiten und sich im eigenen Rang emporarbeiten. Ein besonderes Feature ist zudem auch noch das Autolog, welches die Jungs von Criterion integriert haben. Das ist quasi ein Offline-Mehrspielermodus. Der funktioniert allerdings nur, wenn man auch Freunde in seiner Liste hat. Da sieht man dann, welche Zeiten sie auf den Strecken hinterlassen haben und kann versuchen, diese zu schlagen. Das System geht dabei sehr gut, denn so gibt es zwar keine Weltrangliste, aber eben die eine Anzeige über die wichtigsten Personen im eigenen Umfeld. Und es ist gleich viel befriedigender, wenn man die Zeit vom Nachbarn schlägt.

Screenshot: Need for Speed: Hot PursuitBei der Technik haben sich die Entwickler selbst übertroffen und keine Mühen gescheut. Die Weitsicht in die Ferne ist beeindruckend. Die Wagen sind mit so viele Liebe zum Detail gestaltet – da kann selbst ein Gran Turismo 5 kaum mithalten. Zumindest nicht mit den Standard-Wagen. Hot Pursuit sieht berauschend aus. Gerade die Lichteffekte begeistern. Und das Beste ist: In unserer Testzeit hatten wir nicht einen einzigen Einbruch bei den Framerates. Ähnlich gelungen ist auch die Klangkulisse. Gerade der Soundtrack ist eine echte Wucht. Jedes Lied passt zu den pfeilschnellen Rennen wie die Faust auf das Auge. Oder wie die Motorhaube zur Karosserie. Und auch die Motorengeräusche wirken passend. Bei der Steuerung dürften Fans von Realismus nicht auf ihre Kosten kommen, doch wer ein Need for Speed erwartet, der wird es eben auch hier bekommen.

Fazit:
Was Electronic Arts und Criterion hier abgeliefert haben, das ist eine Hommage an den besten Teil der Need for Speed-Reihe. Der dritte Teil schuf einst den Grundstein für den unglaublichen Erfolg der Serie und die Entwickler haben sich genau angesehen, welche Details das Spiel zu einer Legende werden ließen. Die Quasi-Neuauflage ist voll und ganz geglückt. Hot Pursuit macht unglaublich viel Spaß. Es ist eine Liebeserklärung an die PS-Zahlen. Es ist ein Traum für Raser. Ein Traum, der auch noch gut aussieht und der nur deshalb an der Bestnot vorbeidüst, weil die künstliche Intelligenz enttäuscht. - Michael Hoss

Wertung: 9 / 10

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