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Testbericht: Rock Band

25. 06. 2008 | Kategorie: Testberichte

Guitar Hero war ein Überraschungshit und machte die Musikspiele auch außerhalb Asiens salonfähig. Nachdem Harmonix die Marke an Activision abgetreten hatte, planten sie ein noch ambitionierteres Projekt: Der Spieler sollte nicht länger nur die Gitarre, sondern jeden Part einer echten Band übernehmen können. So entstand Rock Band. Aber ist dieses Spiel tatsächlich zur erhofften Revolution der elektronischen Musikspiele geworden?

Screenshot: Rock BandNach dem Auspacken der Instrumente wird eines schnell klar: Die Instrumente sind scheinbar schlechter verarbeitet als in der Guitar Hero-Reihe. Die Gitarre hat beim anschlagen keinen richtigen Druckpunkt. Die Knöpfe klappern am Gitarrenhals, sodass man Angst hat, sie könnten bei zu intensiver Benutzung abfallen. Aber die Gitarre hat nicht nur Nachteile: Sie hat fünf zusätzliche Knöpfe am unteren Ende des Halses und einen Effektschalter für Wah-Wah, Flange oder Echo. Das Schlagzeug steht etwas wackelig auf seinem Gestell. Es besteht aus vier Trommeln, die ihr mit zwei mitgelieferten Drumsticks bedient, und einem Fußpedal. Leider sind die Trommeln bei der Benutzung sehr laut. Das Mikrofon ist als einziges Instrument solide verarbeitet und funktioniert einwandfrei. Man kann in Rock Band natürlich auch eine Solokarriere starten, allerdings hat man dann nicht halb soviel Spaß. Besser, man lädt sich bis zu drei Freunde ein: Jeder Spieler erstellt sich zunächst einen Charakter mit dem recht umfangreichen Charakter-Editor. Danach könnt ihr loslegen. Als Band reist ihr durch viele große Städte, unter anderem London, New York oder Boston.

Screenshot: Rock BandIn jeder Stadt gibt es bestimmte Aufgaben zu erfüllen. So müsst ihr Setlisten mit bestimmten Musik-Genres spielen. Diese Setlisten sind Gigs, bei denen ihr zwei bis achtzehn Songs am Stück spielen müsst. Nach der Auswahl der Liste werdet ihr manchmal gefragt, ob ihr „Doppelte Gage oder Nichts“ spielen wollt. Dies solltet ihr aber nur annehmen, wenn eure Band fähig ist, in jedem Lied die maximale Bewertung von fünf Sternen zu erhalten. Nachdem die Einstellungen getätigt sind (was eine Weile dauern kann), seid ihr endlich bereit zu rocken! Jeder Spieler hat eine eigene Spur, auf der die jeweiligen Noten von oben nach unten laufen. Die Gitarre funktioniert hierbei wie bei Guitar Hero. Sogar der Sensor im Gitarrenhals ist vorhanden, um die Star Power zu aktivieren, welche in Rock ?and übrigens Overdrive genannt wird. So wird der Multiplikator, den ihr für fehlerloses Spielen bekommt, verdoppelt. Der Overdrive ist allerdings nicht nur zur Maximierung der Punkte gedacht. Wenn einer der Bandmitglieder zu schlecht spielt, wird er ausgebuht, seine Notenspur verschwindet und er kann nicht mehr weiterspielen. Dann kann einer der anderen Spieler den Overdrive aktivieren, um das verschollene Bandmitglied zurückzuholen. Mit einem Mann weniger ist es nämlich fast unmöglich, den Song erfolgreich zu beenden, selbst wenn alle Mitglieder perfekt spielen. Der Sänger der Band hat zumindest bei kleinen Fernsehern etwas das Nachsehen: Der Text wird in winziger Schrift eingeblendet. Wer den Text nicht auswendig kennt, sollte also gute Augen mitbringen.

Screenshot: Rock BandDas Ziel der Multiplayer-Karriere ist es, sich so viele Fans wie möglich zu erspielen. Allerdings ändern die Fans sehr schnell ihre Meinung über eure Band, wenn ihr zu schlecht spielt. So kann es passieren, dass ihr während eines Gigs bis zu 16.000 Fans verliert. Mit ein wenig Training werdet ihr sie aber dank der guten Lernkurve von Rock Band schnell zurückgewinnen. Der Schwierigkeitsgrad steigt langsam, aber stetig. Mit den ersten Liedern wird niemand Probleme haben. Jeder kann seinen eigenen Schwierigkeitsgrad wählen. Wenn ihr dann aber Lieder wie „Enter Sandman“ von Metallica spielen müsst, kommt ihr schnell ins schwitzen, vor allem als Drummer. Für die Bewertung der Lieder sollten trotzdem alle Bandmitglieder einen höheren Schwierigkeitsgrad wählen. So können mehr Punkte erzielt, mehr Fans gewonnen und so mehr Geld verdient werden. Wichtig ist es auch, die Lieder gut zum Abschluss zu bringen. Am Ende einiger Lieder sind alle Notenspuren mit dicken Balken belegt. Wenn diese erscheinen, darf jeder Spieler spielen, was er will, und ein Counter zählt die Punkte. Danach müssen zum Abschluss des Liedes eine bis drei Noten getroffen werden. Schafft dies jeder Spieler, wird der Band der erreichte Bonus gutgeschrieben. Verpasst nur ein Mitglied eine der letzten Noten, löst sich der Bonus auf und der betreffende Spieler bekommt verächtliche Blicke zugeworfen.

Auf technischer Seite ist Rock Band ein zweischneidiges Schwert: Der Sound ist perfekt abgemischt. Sobald einer der Mitglieder nicht spielt, ist sofort hörbar, welches Instrument fehlt. Mit einer guten Anlage bekommt habt ihr fast den Eindruck auf einer echten Bühne zu stehen. Die Grafik entspricht dem nicht ganz und kann nur als „zweckmäßig“ beschrieben werden. Die Idee mit dem Charaktereditor ist zwar gut, allerdings sind die Charaktere nicht sehr detailliert und die Bühneneffekte sehen unspektakulär aus. Zum Glück kommt es bei einem Spiel wie Rock Band nicht auf die Grafik an: Schließlcih hat man sowieso meist keine Zeit, das Geschehen auf der Bühne zu beobachten.

Fazit

Nachdem ich zum ersten mal die Instrumente von Rock Band in der Hand hielt, war ich etwas misstrauisch: Können diese etwas wackeligen Instrumente im Praxistest bestehen? Zumindest von den Drums wurde ich nicht enttäuscht. Sie sind nach vielen Stunden Test immer noch voll funktionstüchtig. Die Gitarre hätte ich mir etwas robuster gewünscht, allerdings kann man die Exemplare aus der Guitar Hero-Reihe verwenden, was ich auch jedem Spieler dringend rate. Als ich dann zum erstem mal mit drei Freunden gespielt habe, hat mich das Spiel aber sofort gefesselt. Keiner von uns konnte aufhören bis wir jeden einzelnen Song freigespielt hatten und jeder auf der Schwierigkeitsstufe „Expert“ spielen konnte. Das Gemeinschaftsgefühl ist bei Rock Band ungeschlagen. Der Preis ist leider etwas happig, man wird aber in jedem Fall für die Unkosten belohnt. Benjamin Dross

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