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Testbericht: Sonic Colours

02. 12. 2010 | Kategorie: Testberichte

Sonic hatte es in den letzten Jahren schwer, die Gunst der Spieler zu erlangen. Die Qualität der Spiele nahm seit Sonic Adventure für die Dreamcast stetig ab und erreichte seinen Tiefpunkt mit dem 2008 erschienenen Sonic Unleashed, welches vor allem auf den HD-Konsolen floppte. Zu allem Überfluss war da auch noch ein dicker Klempner, der in seinen Spielen einfach alles besser zu machen schien. So führte Sonic jahrelang ein Nieschendasein. Jetzt soll alles besser werden: Sonic Colours schickt sich an, den schnellen Igel aus dem Wertungskeller holen und ihm zu neuem Ruhm zu verhelfen.

Screenshot: Sonic ColoursDas Spiel fängt sehr abrupt an: sobald der Start-Knopf gedrückt wurde, werdet ihr direkt ins Geschehen geworfen und rast mit Segas sportlichem Igel durch einen wunderschön gestalteten Vergnügungspark, der auf einer Raumstation errichtet wurde. Im ersten Level kommt sofort das typische Sonic-Gefühl auf, das man schon seit Sonic Adventure kennt: Blitzschnelle Action, ihr müsst Ringe einsammeln und besiegt Gegner mit Sonics patentierter Dash-Attacke. Bald wird jedoch klar, was Sonic Colours zu einem etwas anderen Ableger der Serie macht: Das Spiel schaltet während der Level übergangslos in die 2D-Ansicht. Von diesem Zeitpunkt an fühlen sich Nostalgiker an die alten Klassiker aus längst vergangenen Tagen erinnert, denn das grundlegende Gameplay funktioniert wie im im ersten Sonic-Spiel für Segas in Ehren ergraute Konsole Mega Drive. Sonic Colours lässt sich sowohl mit Wiimote und Nunchuck, Gamecube- oder Classic Controller steuern, was sehr löblich ist, da so jeder mit der von ihm bevorzugten Steuerung spielen kann. Die Bewegungssteuerung der Wii wird nicht verwendet, was aber auch in keiner Weise nötig ist, denn ihr habt auch so jederzeit das Geschehen unter Kontrolle.

Nach den ersten Levels wird euch dann auch die erste Zwischensequenz präsentiert: Sonic rast mit seinem Freund, dem doppelschwänzigen Fuchs Tails, in einem Hochgeschwindigkeitsaufzug in Richtung Vergnügungspark. Dr. Eggman (älteren Semestern als Dr. Robotnik bekannt) muss aufgehalten werden. Dieser hat den Park gebaut und verspricht, dies nur getan zu haben, um seine früheren Missetaten wieder gut zu machen und Spaß in die Welt zu tragen. Sonic weiß natürlich, dass Eggman nie etwas Gutes im Schilde führt. Er behält Recht: Eggman beutet eine friedfertige Alien-Rasse, die Whisps, aus, die ihm als Energie-Quelle dienen soll. Zu diesem Zweck hat er eine ganze Armee von Kampfrobotern gebaut, die eventuelle Angreifer aufhalten sollen.

Screenshot: Sonic ColoursNach dem Prolog bekommt man zum ersten Mal die Oberweltkarte zu sehen: ihr steuert wie in Super Mario Galaxy 2 einzelne Planeten an, die wiederum in mehrere Levels unterteilt sind. Innerhalb der Levels sollte darauf geachtet werden, möglichst schnell zu sein, am Ende so viele Ringe wie möglich zu besitzen und auch die roten Spezialringe einzusammeln. Habt ihr alles richtig gemacht, bekommt ihr ein S-Ranking. Viele Levels können allerdings nicht im ersten Durchgang mit einem solchen Rang abgeschlossen werden, da euch anfangs noch die Fähigkeiten der vielfarbigen Whisps fehlen. Dies kann beim ersten spielen zu Frustmomenten führen, wenn ihr sichtbare Ringe nicht erreicht, nur weil ihr die Fähigkeiten noch nicht gesammelt habt. Um in jedem Level den höchstmöglichen Rang zu erreichen, kommt ihr also um zwei- oder dreimaliges spielen nicht herum.

Sobald ihr die ersten Fähigkeiten freigeschaltet habt, nimmt das Spiel erst richtig an Fahrt auf und es kommt viel Abwechslung in den ansonsten recht einförmigen Spielalltag. Jede Einzelne zu beschreiben würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, weshalb wir hier nur einige der wichtigsten erwähnen wollen: Mit den gelben Whisps kann sich Sonic (wie auch Mario) durch den Boden graben und so an geheime Orte gelangen. Mit den grünen Whisps wird der blaue Igel plötzlich grün und kann in ungeahnte Höhen aufsteigen, indem er schwebt. Mit der Farbe blau erschafft Sonic Blöcke, um an vorher unerreichbare Stellen zu gelangen. Das Leveldesign ist hervorragend gelungen und macht viel Gebrauch von den verschiedenen Fähigkeiten. Der Schwierigkeitsgrad ist recht hoch angesetzt und besonders gegen Ende werden selbst erfahrene Spieler ihre Mühe haben, die Levels mit einem guten Ranking abzuschließen.

Screenshot: Sonic ColoursGrafisch ist Sonic Colours sicherlich eines der schönsten Spiele, die derzeit für Nintendos kleine Konsole zu haben sind: Die Hintergründe sind extrem detailliert, das pfeilschnelle Gameplay wird zu jedem Zeitpunkt flüssig dargestellt. Eines der Highlights sind unter anderem die sehr weichen Übergänge zwischen 2D- und 3D- Sequenzen, die den Spieler aber zu keinem Zeitpunkt verwirren. Die Musik überzeugt mit schnellen Elektro- und E-Gitarren-Sounds, die sich jederzeit gut in das Spielgeschehen einfügen. Die Stimmen der Akteure sind dieselben wie in jedem anderen Sonic und auch die markigen Sprüche des Igels sind wieder vorhanden und strotzen nur so vor flachem Humor.

Fazit:
Sonic ist zurück! Nach etlichen Versuchen, ihr Maskottchen wieder auf dem Markt zu etablieren, ist dieser geglückt. Der blaue Igel erhebt sich aus der Mittelmäßigkeit und darf endlich wieder in der oberen Liga mitspielen. Leider klaut Sonic Colours teilweise recht dreist bei Genre-Primus Super Mario Galaxy 2, wodurch sich bei einigen Spielern ein Deja-Vu-Erlebnis einstellen wird. Aber auch hier gilt die alte Floskel: Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Trotzdem können wir an dieser Stelle keine höhere Wertung vergeben, da abgesehen von den Whisps und dem Wechsel der Perspektiven wenig geboten wird, was ein Sonic-Fan in all den Jahren nicht bereits gesehen hat. Sonic Coulours macht fast alles besser als seine Vorgänger, revolutioniert das Genre der Jump & Runs aber leider nicht. Benjamin Dross

Wertung 8/10

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