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Testbericht: The Next Big Thing

22. 03. 2011 | Kategorie: Testberichte

Bei The Next Big Thing ist der Name Programm. Denn nach der bei Adventure-Fans überaus beliebten Runaway Trilogie schickt Entwickler Crimson Cow nun den nächsten Titel ins Feld, der Ambitionen auf die Genre-Krone hat. Unser Testbericht verrät, ob The Next Big Thing die ehrgeizigen Ziele erreichen kann und die Erwartungen der Fans erfüllt.

Die Bezeichnung "Adventure" trifft es bei The Next Big Thing ziemlich genau, denn das Spiel bietet quasi alles, was man von einem Vertreter dieses Genres erwartet. Insbesondere von den inoffiziellen Vorgängern in Gestalt der bereits erwähnten Runaway Trilogie unterscheidet sich The Next Big Thing hauptsächlich durch die veränderte Szenerie mitsamt der darin eingebetteten Handlung. Das Spiel ist in einer nicht allzu fernen Zukunft angesiedelt, in der Menschen und "Monster" gemeinsam auf der Erde leben. Letzere sind prinzipiell ungefährlich und verdienen sich ihren Lebensunterhalt oft als Schauspieler in Horrorfilmen. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass die Handlung von The Next Big Thing auf der Party eines Filmstudiobesitzers beginnt, bei dem es sich selbst um ein "Monster" handelt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der beiden Zeitungsreporter Liz Allaire und Dan Murray. Schnell wird aus dem eigentlich ziemlich gewöhnlichen Auftrag zur Berichterstattung über besagte Party ein größeres Abenteuer inklusive Verschwörung und allem was sonst noch dazu gehört. Immer wieder wechselt die Erzählperspektive aber in die dritte Person, was Atmosphäre aber nicht unbedingt schadet. Die Handlung besteht aus insgesamt schnell Abschnitten, deren Spielzeit relativ überschaubar ist. Aufgrund der mehr oder weniger komplizierten Rätsel kann sich die effektive Spielzeit aber quasi beliebig in die Länge ziehen.

Wer schon einmal ein Point & Click Adventure gespielt hat, dürfte sich auch bei The Next Big Thing schnell zurecht finden. Die Interaktion mit Gegenständen, Personen, der Umgebung und dem Inventar ist so intuitiv, wie man es von einem modernen Adventure erwartet. Details wie das "Beamen" der Spielfigur an den Zielort, wenn man auf diesen doppelt klickt und nicht warten möchte, bis sich die Spielfigur per Animation dorthin bewegt hat, stellen eine weitere Erleichterung beim Spielen dar.

Bei einem Adventure sind natürlich die Rätsel der Dreh- und Angelpunkt. The Next Big Thing bietet insgesamt drei Schwierigkeitsgrade, die sich durch die Anwesenheit von Hilfefunktionen unterscheiden. Im leichtesten Modus gibt es eine Hilfe-Funktion, bei deren Betätigen euch der bereits erwähnte Erzähler in der dritten Person einen kleinen Hinweis gibt. Beim erneuten Aufrufen der Hilfe wird diese Hinweis zudem noch mit einem Bild untermalt. Des Weiteren existiert auch noch eine Hotspot-Funktion, die jederzeit aktiviert werden kann und dann alle im derzeitigen Bildausschnitt befindlichen Objekte, mit denen interagiert werden kann, markiert. Im etwas schwierigeren Schwierigkeitsgrad ist die Hotspot-Funktion zwar noch verfügbar, die Hilfe des Erzählers kann aber nicht mehr in Anspruch genommen werden. Wem selbst das zu einfach ist, der kann The Next Big Thing auch komplett ohne Vereinfachung im schweren Modus durchspielen. Natürlich ist es auch in den leichteren Spielmodi nicht unbedingt nötig, die Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen, der Modus ohne diese Hilfestellungen dient aber wohl vor allem der Selbstdisziplin, denn oft ertappt man sich beim Nutzen der Hilfe, obwohl man sich doch eben erst vorgenommen hatte, erst einmal darauf zu verzichten.

An einigen wenigen Stellen kommt man aber selbst bei Inanspruchnahme der Hilfe-Funktion nicht ohne weiteres oder nur nach sehr langem Grübeln weiter. Dies gehört zum Genre natürlich absolut dazu, könnte aber bei jemandem der nicht im Adventure-Genre zu Hause ist für Frustration sorgen. Aufgrund der zahlreichen im Internet vorhandenen Komplettlösungen dürfte diese allerdings nicht von langer Dauer sein. Was allerdings etwas negativ auffällt ist die etwas unausgeglichene Schwierigkeit der Aufgaben. Manche Rätsel sind dermaßen einfach, dass sie sich einem sofort erschließen, während man an anderen extrem lange grübelt oder ohne Hilfe vermutlich nie darauf gekommen wäre. Das liegt zum Teil auch am allseits bekannten Adventure-Problem, das sich an bereits besuchten Orten plötzlich Änderungen ergeben, weil man woanders irgendein Ereignis ausgelöst hat. Genre-Fans dürften von dieser Problematik jedoch nicht abgeschreckt, vielleicht sogar eher angezogen werden, zumal Spielwelt dadurch manchmal auch natürlicher wirkt, beispielsweise dann wenn ein Graffiti, das einer der Charaktere von der Wand entfernen soll bei jedem neuen Ereignis ein Stück mehr verschwindet.

Wichtiger noch als bei anderen Genres ist natürlich die Story. Diese wirkt zu Beginn etwas abgedreht und nimmt dazu im Laufe der Zeit epische Ausmaße an, ohne dabei abzuheben. Auf jeden Fall dürften die schrägen Dialoge und teilweise seltsamen Witze nicht jedermanns Sache sein. Wer jedoch am Comic-Humor des Spiels Gefallen findet, der wird immer wieder aufs neue lustige Details entdecken, wenn beispielsweise die Namen von Objekten ersetzt wurden und sich anhand der neuen Namen erkennen lässt, wie die Spielfiguren wirklich über die Objekte denken. Überhaupt spielen die beiden Hauptcharaktere und deren Beziehung zueinander eine große Rolle im Spiel. Da man im Verlauf der Handlung beide Spielfiguren steuert, kann man sich in die Zusammenhänge der Spielwelt noch besser hinein versetzen, als wenn man das ganze nur aus einer Perspektive erlebte.

Technisch hinterlässt The Next Big Thing einen guten Eindruck. Die Grafik ist im wahrsten Sinne des Wortes "wie gemalt" und überzeugt durch einen brillanten Zeichentrick-Look, der eindeutig die Handschrift der Runaway-Macher trägt. Etwas weniger herausragend ist der Sound. Während an der teilweise in unregelmäßigen Abständen einsetzenden Hintergrundmusik nichts auszusetzen ist, könnte die deutsche Synchronisation etwas besser sein. Die ausgesuchten Sprecher sind zwar nicht schlecht, die nur notdürftig verzerrten Roboterstimmen sind jedoch nur eines von vielen Beispielen an denen sich erkennen lässt, dass hier nicht mit äußerster Sorgfalt gearbeitet wurde.

Fazit

Wer auf Adventures steht, der macht prinzipiell auch bei The Next Big Thing nichts falsch. Jedoch steht und fällt der Spielspaß dann doch mit der Story. Wer mit dem abgedrehten Humor etwas anfangen kann, dem kann das Spiel nur wärmstens ans Herz gelegt werden. Wer von diesem jedoch eher abgeschreckt wird, sollte eher einen Bogen darum machen, nicht zuletzt da Spieldauer und Synchronisation ebenfalls etwas zu wünschen übrig lassen. Kompensiert wird dieses Manko aber durch die absolut perfekte Grafik, die wirklich nichts zu wünschen lässt. Mario Siewert

Gesamt: 8/10

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