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Testbericht: Tom Clancy's H.A.W.X. 2

19. 09. 2010 | Kategorie: Testberichte

Die Zeit der großen Flugsimulationen ist schon seit einer ganzen Weile vorbei. Es gibt allgemein nur noch wenige Vertreter der Fliegerzunft, doch Ubisoft hatte mit H.A.W.X. zumindest einen Actiontitel über den Wolken im Portfolio. Leider überzeugte der Titel nicht auf ganzer Linie – ob es der Nachfolger wohl besser macht?

Tom Clancy's H.A.W.X. 2Da das Spiel auf reine Action ausgelegt ist und keinerlei Ansprüche auf den Thron der Simulationen hat, verwundert es kaum, dass die Geschichte nicht gerade kreativ ausgefallen ist. Da ist von bösen Waffenschmugglern die Rede, Aufständische verschlimmern die Situation im Nahen Osten und einige böse Russen, welche sich der eigenen Regierung losgesagt haben, hauen auch noch auf den Putz. Dazu gesellen sich dann später auch noch gestohlene Atombomben. Es wird quasi jedes von Tom Clancy heiß geliebte Klischee bis zum letzten Tropfen ausgequetscht.

Immerhin: Durch diese übergeordnete Geschichte haben die Entwickler dem Spiel einen gewissen Zusammenhang verschafft und auch bei den Missionen mehr Abwechslung eingebaut, als es noch beim ersten Teil der Fall war. Das Problem ist nur, dass diese Abwechslung nicht gerade spannend ausgefallen ist. Nach wie vor gibt es natürlich die actionreichen Flugeinlagen, die Dogfights über den Wolken. Nun darf man aber auch hinter den Geschützen eines gigantischen Bombers Platz nehmen und in der Nacht mit eingeschaltetem Restlichtverstärker Ziele am Boden bombardieren, während ein Spion mit dem Auto durch die Stadt fährt und geschützt werden will. Das klingt zunächst einmal spannend, ist in der Realität allerdings nur das Eine: Ermüdend. Und solche Missionen gibt es in H.A.W.X. 2 immer und immer wieder. Mal wollen Bomben abgeworfen, dann wieder Häuser markiert werden. Spannend ist das leider nicht.

Da können sich die Kämpfe im Luftraum schon eher sehen lassen. Da kracht es an jeder Ecke und im Verlauf der Kampagne wird der Spieler mit immer neuen Flugzeugen vertraut gemacht. Die Missionen arten hier schon manches Mal in richtige Arbeit aus, wenn es gilt, Bodenziele zu zerstören und sich gleichzeitig auch noch die feindlichen Flieger vom Hals zu halten. Doch schon nach kurzer Zeit sollte damit kein Spieler mehr ein Problem haben, denn die künstliche Intelligenz der Gegner bewegt sich auf dem Niveau eines fliegenden Brötchens. Will heißen: Immerhin die Bakterien an der Außenhülle versprühen so etwas wie einen IQ-Wert.

Tom Clancy's H.A.W.X. 2Blöderweise gilt das auch für die eigenen Verbündeten Piloten, welche ebenfalls die flüssige Weisheit mit Messer und Gabel zu sich genommen haben. Es ist ein tolles Feature, dass man Gegner zum Abschuss durch die Kollegen markieren kann. Doch es ist gänzlich unsinnig, wenn die eigenen Jungs dafür einfach zu doof sind oder die Befehle einfach mal missachten. Ärgerlich. Die unterirdische KI ist auch der Grund dafür, dass es meist eine deutliche Überzahl an Gegnern gibt, was natürlich unrealistisch ist, denn abtrünnige Russen dürften wohl kaum über so viele Kampfjets verfügen. Doch irgendwo muss ja ein wenig Spannung herkommen.

Durch die hohe Anzahl an Gegnern verkommt H.A.W.X. 2 leider zu einer reinen Freiflugorgie. Im Klartext bedeutet das, dass keinerlei kontrolliertes Fliegen von Nöten ist. In der Regel genügt es, wie wild in alle Richtungen die eigene Flugbahn zu wechseln, damit keine Raketen im Heck einschlagen. Irgendwann kommt auf diese Art und Weise auch mal ein Gegner vor das eigene Visier und darf dann munter fröhlich abgeschossen werden. Das Treffen ist hierbei leider gar nicht mal so einfach, da die Gegner meist so nah sind, dass die zielsuchenden Raketen gar nicht erst ihr Ziel erfassen können. Das führt meist dazu, dass sich die Kämpfe unnötig in die Länge ziehen, da jeder Kampfjet mit dem Bord-MG abgeschossen werden muss. Trotzdem kommt die Flugaction in ihrer Spielzeit auf kaum mehr als ein Wochenende.

Bei der Steuerung gibt es übrigens auch einige Probleme. Wir sprachen bereits das Auswählen von Zielen für die Verbündeten an. Das gestaltet sich ein wenig kompliziert, da H.A.W.X. 2 nur unzureichend vermittelt, welchen Gegner man gerade überhaupt im Visier hat. Das manuelle Auswählen der Ziele gerät meist zu einer reinen Glückssache, weshalb man sich schon bald damit abfindet, dass einfach irgendein beliebiges Ziel herhalten muss, welches man sich eigentlich für später hätte aufheben wollen. Ansonsten ist der Titel aber vergleichsweise einfach zu steuern. Selbst mit mehreren Mach sind scharfe Kurven in der Luft kein Problem und selbst wenn einmal die Luft dünn wird und das Flugzeug gen Boden rast, genügt es, den Nachbrenner zu zünden und schon fängt sich die Kiste wieder.

Tom Clancy's H.A.W.X. 2Immerhin: Im ersten Teil war der Mehrspielermodus eher suboptimal und von Verbindungsabbrüchen und mangelnder Abwechslung geplagt. Zumindest dieses Problem haben die Entwickler in den Griff bekommen. Im Internet sind tatsächlich spannende Kämpfe mit klug agierenden Spielern möglich. Wenigstens hier muss man sich nicht auf strohdoofe Flügelmänner verlassen und auch die Auswahl an Spielmodi ist in Ordnung.

Die wahre Stärke von Tom Clancy's H.A.W.X. 2 ist aber nach wie vor die Technik. Grafisch können sich die Flugzeuge und die Effekte wirklich sehen lassen. Auch die Nachtmissionen sind optisch durchweg ansprechend. Leider kann das Terrain an sich da nicht so ganz mithalten. Nach wie vor ist hier ein Graurotbraun-Ton, der das Bil dominiert. Auch die Bodeneinheiten gehören nicht gerade auf einen Schönheitswettbewerb. Aber da was wichtig ist, womit natürlich die Luftschlachten gemeint sind, das sieht gut aus. Auch der Sound enttäuscht nicht mit seinen zahlreichen Funksprüchen und der passenden Musik.

Fazit:
Keine Frage: Da wäre viel mehr drin gewesen. H.A.W.X. 2 hat an allen Enden und Ecken massive Probleme. Es weiß nicht genau was es sein möchte. Auf der einen Seite sind die Dogfights so unrealistisch wie nur irgend denkbar, auf der anderen Seite vermiesen realistische Missionen wie die Spionage per Drone die Action ganz gehörig. Dann wieder nerven unfaire Zeitlimits während einer Mission und die künstliche Intelligenz lässt den Spieler die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Sicher, das Spiel hat seine Glanzmomente, doch die sind viel zu selten, als das sie wirklich etwas herausreißen könnten. - Michael Hoss

Wertung: 5 / 10

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