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Testbericht: WWE All Stars

15. 04. 2011 | Kategorie: Testberichte

Im Bereich der Prügelspiele werden viele Geschmäcker bedient. Manche mögen es eher realistisch und andere Spieler bevorzugen übertriebene Szenarien und Angriffsmuster. Fans von der zweiten Variante bekommen nun aus dem Hause THQ neues Futter. Mit WWE All Stars geht es nämlich wieder einmal mit namenhaften Legenden des Wrestling-Sports in den Ring.

Screenshot: WWE All StarsJede Menge Testosteron, übermäßige Muskelberge und Schläge, die schon beim Zuschauen mehr als schmerzhaft wirken. Solche Attribute sind es, die Fans wertschätzen, wenn es um Wrestling geht. Je mehr im Ring passiert, desto besser, denn vor allem das Auge will bei den Events verwöhnt werden. Gerade in der 80er Jahren hatte der Sport seine Hochzeit, die vor allem von männlichen Zuschauern ermöglicht wurde. Als damals jedoch bekannt wurde, dass sämtliche Kämpfe nur inszeniert sind und alles nur eine gewaltige Show mit Actioncharakter ist, waren viele Anhänger außerordentlich enttäuscht. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Wrestling auch heute noch besteht. Schlecht schaut es mit dem Sport trotz der bewegten Vergangenheit nicht aus, denn es wird durch die zahlreichen Veranstaltungen und den damit in Verbindung stehenden Produkten nach wie vor bare Münze gemacht. Mit dafür verantwortlich ist sicherlich auch die Sparte der Videospiele.

Damit aber auch zukünftig viel Geld verdient werden kann, müssen neue Zielgruppen erschlossen werden und genau dieses Unterfangen versucht WWE All Stars. Der Titel richtet sich nämlich nicht nur an die klassischen Fans von Wrestling-Spielen, die bereits in anderen Ablegern viele Erfolge verzeichnen konnten. Mit dem neuen Teil aus dem Hause THQ wollen die Macher vor allem durch die Einfachheit des Spiels neue Fans dazugewinnen. Das merkt man von Beginn an, auf eine große und facettenreiche Karriere wurde nämlich völlig verzichtet. Das ist eigentlich schade, da der Titel so auch an Reiz verliert. Motivierte und vor allem erfahrene Spieler könnten sich daher schnell langweilen, da auf lange Sicht wenig geboten wird.

Screenshot: WWE All StarsWer jedoch einen kurzweiligen Zeitvertreib sucht, der ist bei WWE All Stars genau richtig. Der Titel bietet nämlich zahllose Einzelherausforderungen, die ohne jegliche Verpflichtung nach dem eigenen Belieben gestartet werden können. Dabei stehen einige unterschiedliche Varianten zur Auswahl. Neben dem klassischen Kampf zwischen zwei einzelnen Kontrahenten, bewegen sich bis zu vier Athleten in einer Herausforderung. Dabei ist es je nach Modus verschieden, ob im Team gekämpft wird oder ob jeder auf sich alleine gestellt ist. Freunde der etwas härteren Vorgehensweisen dürfen in einer weiteren Variation zudem auch Waffen, wie beispielsweise Baseballschläger oder Stühle, verwenden, mit denen man den Widersachern noch mehr einheizen kann. Zwar haben die Macher versucht, kleinere Turniere zu inszenieren, aber auch an dieser Stelle bieten sich nur weitere Einzelpartien an. Ein wenig interessanter gestaltet sich dafür eine Variation, in der zwei Legenden aus unterschiedlichen Generationen aufeinandertreffen. Hier wird das Auge nämlich mit echten Wrestlings-Videos belohnt, die überaus schön anzusehen sind.

Screenshot: WWE All StarsDer Name des Videospiels ist Programm, weshalb entsprechend viele große Stars der Szene mit einem virtuellen Ego vertreten sind. Ob nun The Rock, Hulk Hogan, Triple H oder The Undertaker – eigentlich sollte jeder den passenden Protagonisten für seine Auseinandersetzung finden. Wem das allerdings nicht ausreicht, der kann zusätzlich auch noch einen eigenen Charakter kreieren. Dazu stehen unzählige Auswahlmöglichkeiten bereit. Von der Form der Nase bis hin zu Narben im Gesicht kann so ziemlich alles an der Figur verändert werden. Das sorgt aber auch dafür, dass durchaus sehr lustige Gestalten entstehen, die nicht selten für ein breites Grinsen sorgen. Überproportionierte Muskelberge und starre Gesichter werden einem geboten. Das passt allerdings gut zu den grundlegenden Elementen des Titels, denn das Kampfsystem zeigt sich ebenso alles andere als realistisch. Wo schon der Wrestling-Sport viel Show bietet, da setzt WWE All Stars noch eine Schippe drauf. So kommt es zum Beispiel häufig vor, dass man den Gegner mehrmals schlagen kann, während er sich noch in der Luft befindet – das wäre im echten Leben wohl kaum möglich. Zudem gibt es gewaltige Sprünge vom Ringrand und brutale Spezialattacken, die in Zeitlupe ausgeführt werden.

An Action mangelt es bestimmt nicht und das ist auch ein Grund, weshalb der Titel so gut im Mehrspielerpart abschneiden kann. Es macht einfach Spaß, wenn man mit mehreren Freunden ohne großes Wenn und Aber eine flotte Runde starten kann. Das gilt auch für die relativ ausgewogenen Onlineduelle, die ebenfalls viel Freude mit sich bringen. Verantwortlich für diese eingängigen Fehden ist unter anderem auch die Steuerung. Hier wurde ein weiteres Mal auf Einfachheit gesetzt, weshalb die Attacken ohne große Umstände schnell in Fleisch und Blut übergehen. Nervig gestaltet sich nur das Kontern. Hier muss eine bestimmte Taste genau im richtigen Moment gedrückt werden. Gerade in den ersten Spielstunden verpasst man den Augenblick aber immer und immer wieder, was in Zweikämpfen mit der KI häufig auch für frustige Situationen sorgt. Hier stößt auch das Fehlen eines richtigen Tutorials ein wenig auf, denn damit hätte dieses Spielelement ein wenig besser erklärt werden können.

Screenshot: WWE All StarsDie Technik von WWE All Stars präsentiert sich in einem zwiespältigem Licht. Am Bereich des Sounds kann eigentlich kaum herumgemeckert werden. Die Hintergrundmusik weiß zu gefallen und auch die Effekte befinden sich auf einem soliden Niveau. Optisch ist WWE All Stars zwar kein absoluter Leckerbissen, aber wirklich störend fallen nur die Hintergründe auf, da die Zuschauermassen ziemlich lieblos und langweilig gestaltet worden sind. Nerviger zeigt sich die zweifelhafte Trefferabfrage. Wenn mehrere Kontrahenten im Ring sind, haut man öfters ins Leere, obwohl man direkt vor den Gegnern steht. Ein weiterer Kritikpunkt besteht bei den Ladezeiten, die unglaublich lang und nervenzerrend daherkommen.

Fazit:
WWE All Stars bleibt insgesamt auf einem soliden Niveau und kann sich leider nicht groß von anderen Titeln seiner Klasse abheben. Zwar stoßen die geringe Langzeitmotivation und die sehr langen Ladezeiten sauer auf, aber deshalb handelt es sich hier um kein außerordentlich schlechtes Spiel. Gerade Gelegenheitsspieler, die mit weiteren Freunden einen actionreichen Abend mit viel Testosteron und jeder Menge Muskelpower erleben möchten, werden bei WWE All Stars fündig werden. Wer allerdings größere Amibitionen hat oder gar einen realistisch angehauchten Titel sucht, wird bei diesem Videospiel von THQ wahrscheinlich nur wenig Spaß empfinden können.

Wertung: 7 / 10

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