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Testbericht: Xenoblade Chronicles

03. 10. 2011 | Kategorie: Testberichte

Die Xenoblade-Reihe hat schon einiges an Tradition und ist zumindest in Japan eine der beliebtesten Rollenspiel-Reihen aller Zeiten. In Europa haben sich die Spiele nie so großer Beliebtheit erfreut. Umso erstaunlicher, dass Nintendo of Europe den Schritt gewagt hat, Xenoblade Chronicles hierzulande zu veröffentlichen. Bleibt zu hoffen, dass das europäische Publikum diesen Mut belohnt.

Screenshot: Xenoblade ChroniclesEin Kampf tobt zwischen zwei gigantischen Wesen, die in einem scheinbar endlosen Kampf verstrickt sind. Die Namen der beiden: Mechonis und der Bionis. Nachdem sich die beiden Giganten gegenseitig schwer verletzt haben, bleiben sie plötzlich bewegungslos stehen. Äonen vergehen und auf den Körpern der beiden bilden sich im Laufe der Jahrhunderte ganze Zivilisationen. Auf Bionis leben die Menschen, die sich in verschiedene Kolonien aufgeteilt haben. Auf dem Körper des Mechonis hat sich eine Art Roboterrasse gebildet, die den Menschen nicht wohlgesonnen sind: Immer wieder greifen die bösartigen Mechon die Menschen an. Leider sind sie gegen jede erdenkliche von Menschenhand erschaffene Waffe Immun, nur ein Schwert mit dem Namen Menado kann ihnen ernsthaften Schaden zufügen. Mit diesem können aber nur bestimmte Personen umgehen. Zu Beginn des Spieles steuert ihr den ersten Träger der mächtigen Klinge.

Screenshot: Xenoblade ChroniclesIhr werdet mitten in das Kampfgeschehen geworfen. Eine episch inszenierte Schlacht zwischen den Menschen und Mechon ist in vollem Gange. Die Menschen wurden zurückgedrängt und die Schlacht scheint verloren. Euer Charakter Dunban ist die letzte Hoffnung. Hier lernt ihr das Kampfsystem zum ersten mal kennen: Im Gegensatz zu den meisten traditionellen japanischen Rollenspielen findet das Geschehen in Echtzeit statt und ist inspiriert von MMORPGs. Ihr steuert jeweils einen von drei Charakteren. Die anderen beiden werden vom Computer gesteuert und unterstützen den jeweils aktiven durch Heilzauber oder Spezialattacken. Aus einer Leiste wählt ihr die Aktion, die als nächstes ausgeführt werden soll. Ein wichtiges Element ist das Aggro-System. Wer den Gegnern am meisten Schaden zufügt, zieht deren Aufmerksamkeit auf sich. Nun können die anderen Party-Mitglieder von der Seite oder von hinten angreifen, um mehr Schaden anzurichten oder negative Status-Effekte zu bewirken. Durch solche Aktionen füllt sich eine Leiste, die dreigeteilt ist. Ist ein Teil voll, kann ein gefallener Mitstreiter wiederbelebt werden. Sind alle drei gefüllt, könnt ihr einen Kombo-Angriff ausführen. Dieser gibt dem Spieler kurzfristig die Gelegenheit, alle Teammitglieder zu steuern. Nacheinander kann jeder eine Aktion ausführen. Wenn man alles richtig macht, wird eurem Widersacher so großer Schaden zugefügt. Das Kampfsystem, so eintönig es am Anfang erscheinen mag, bietet einiges an Tiefe und trägt das Spiel über weite Strecken.

Screenshot: Xenoblade ChroniclesNach der fulminanten ersten Sequenz des Spiels, in der die Mechon mit Mühe und Not zurückgeschlagen werden konnten, macht das Spiel einen Schnitt. Mehrere Jahre sind seit dem letzten Angriff der Mechon vergangen, ihr schlüpft nun in die Rolle des jungen Shulk und lernt zum ersten Mal die riesige Welt von Xenoblade Chronicles mit seinen gigantischen Ebenen und mächtigen Bergen kennen. Eure erste Aufgabe ist es, zu eurer Heimat-Kolonie zurückzukehren. An sich keine schwere Aufgabe, denn das Spiel bietet selbstverständlich eine Übersichtskarte. Das Problem ist die Vielfalt, die euch geboten wird. In jeder Ecke gibt es Schätze zu entdecken, Gegner zu besiegen oder Nebenquests zu erfüllen. Hier kann man schnell die Zeit vergessen und das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren, denn die Gegend erforschen macht großen Spaß und ist eine der vielen Stärken von Monoliths Rollenspiel-Hit.

Screenshot: Xenoblade ChroniclesHabt ihr es dann doch geschafft, zur Kolonie zurückzukehren, läuft das Spiel ab wie jedes andere japanische Rollenspiel. Ihr kauft Gegenstände, treibt Handel mit bestimmten Bewohnern oder zieht euch Nebenaufträge an Land. Diese drehen sich meist um das Besiegen von Monstern oder dem Finden von Gegenständen. Wegen der schieren Masse an Aufträgen kann dies mit der Zeit leider etwas eintönig werden. Um euch trotzdem bei der Stange zu halten, könnt ihr ein soziales Netzwerk aufbauen. Indem ihr Menschen dabei helft, sich näher zu kommen oder Konflikte löst, stärkt ihr deren Verhältnis zueinander. Habt ihr ein großes soziales Netzwerk aufgebaut, wird euch dies vor allem im späteren Spielverlauf von großem Nutzen sein. Wir wollen an dieser Stelle allerdings nicht zu viel verraten.

Screenshot: Xenoblade ChroniclesDoch nicht nur zwischen den NPCs müsst ihr ein gutes Verhältnis schaffen. Auch euer Team muss gut miteinander harmonieren, um im Kampf nicht unterlegen zu sein. Charaktereigenschaften von einem Charakter können auf einen anderen „abfärben“ und ihm so mehr Boni im Kampf verleihen. Jeder eurer Mitstreiter hat einen Baum, in dem Gewisse Boni enthalten sind. Harmoniert er gut mit einem anderen Charakter, so kann er dessen Eigenschaften übernehmen und bleibt so nicht auf seine eigene Linie beschränkt. Diese Eigenschaften werden übrigens automatisch durch Talentpunkte (TaP) gefördert, die man im Kampf und für das erfüllen von Aufgaben erhält. Außer den TaP gibt es traditionell noch die Erfahrungspunkte (ExP), durch die ihr Level aufsteigt sowie Technikpunkte (TeP), die ihr auf die zahlreichen Fähigkeiten eurer Teammitglieder verteilen könnt.

Die technische Seite von Xenoblade Chronicles lässt wenig zu wünschen übrig. Zwar leidet das Spiel teilweise unter heftigem Kantenflimmern, doch die brillant inszenierten Sequenzen und schön designten Monster lassen euch diesen Makel schnell vergessen. Auf der Wii gibt es nicht sehr viele Spiele, die hier mithalten können. Die Sprachausgabe erfolgt wahlweise auf japanisch oder in sauber gesprochenem britischem Englisch, deutsche Untertitel können natürlich zugeschaltet werden. Der Soundtrack geht ins Ohr und die Melodien werden auch dem hundertsten Mal nicht langweilig.

Fazit

Nachdem es in der aktuellen Generation – zumindest auf den Heimkonsolen – so gut wie kein brauchbares Futter für Freunde von JRPGs gab, kommt hier nun endlich die Erlösung: Xenoblade Chronicles ist ein bis zum letzten Detail durchdachtes Rollenspiel-Erlebnis, das keine Wünsche offen lässt. Das Setting ist unverbraucht, die Kämpfe spannend und es gibt so viel zu entdecken, dass man für Wochen den Controller nicht aus der Hand legen will. Die Geschichte tut ihr Übriges und alle Faktoren gemeinsam machen Xenoblade Chronicles zu einem der besten Rollenspiele seit Jahren. Unbedingte Kaufempfehlung! Benjamin Droß

Wertung: 9/10

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