Special: Die Verdammten
Zombies waren eines in den achtziger Jahren voll im Trend, doch die Masse der Menschen verlor schnell das Interesse am wandelnden untoten Fleisch. Dieser Tage gibt es allerdings wieder einen kräftigen Boom. Spiele wie Left 4 Dead kommen gut an. Mit The Walking Dead gibt es nun sogar eine Fernsehserie. Doch auch im Browser gibt es jetzt Untote zu sehen.
Zu verdanken haben wir das den Franzosen von Motion Twin, welche vor geraumer Zeit mit einem Browserspiel in ihrer Muttersprache einen gigantischen Erfolg feiern konnten. Dann wurde das Spiel auch auf die deutsche Sprache umgemünzt, mittlerweile ist es aber auch schon auf Englisch verfügbar. Grund genug, einmal einen ganz genauen Blick auf Die Verdammten zu werfen. Schließlich muss dieser Run auf das Spiel ja irgendwo begründet liegen.
Browserspiele sind aktuell ja ein stark wachsender Markt. Das haben auch Firmen wie Electronic Arts oder Ubisoft erkannt und lassen mittlerweile ihre eigenen Vertreter entwickeln. Meist basierend auf starken Marken. Doch dass längst nicht alle gut sind, das sollte klar sein. Viele versuchen mit einer starken Optik zu protzen und so ihre Nutzer zusammenzubekommen. Doch nur wenige können mit dem Gameplay auf lange Sicht überzeugen. Gleich vorweg: An der Optik kann der Erfolg von Die Verdammten schon mal nicht liegen. Ob es wohl ein hässliches Entlein ist, was im Gameplay zum Schwan wird?
Die Verdammten ist nach der Apokalypse angesiedelt. Doch ist es kein atomarer Krieg gewesen, sondern der Ausbruch der Zombieseuche. Hirnlose Matschbirnen mit unstillbarem Hunger nach Menschenfleisch wollen den letzten Überlebenden an den Kragen. Die haben sich in notdürftigen Städten verschanzt und versuchen, möglichst lange auf Gedeih und Verderb zu überleben. Wer jetzt zwischen den Zeilen lesen kann, der wird gemerkt haben, dass der Tod in Die Verdammten ein essentielles Spielelement ist. Jeder stirbt früher oder später. Und manche freuen sich sogar darauf.
Klingt alles ein wenig wirr und seltsam? Gut. Dann wollen wir eben mal ein wenig konkreter werden. Das Spiel funktioniert im Grundprinzip so: Per Zufall werden vierzig Leute in eine frische Stadt geworfen. Dort sollten sie im Optimalfall versuchen, diverse Gebäude zu errichten, um so den allmitternächtlichen Zombieangriffen entgegenzuwirken. Schafft man es nicht, die Verteidigungslinien schnell zu verbessern, überrennen die anwachsenden Horden irgendwann die Stadt und das Spiel beginnt von Neuem. Klingt simpel? Wie gesagt: Das ist nur das Grundprinzip.
Zu Überleben ist nämlich erst einmal gar nicht so einfach, wie das jetzt klingt. Um Gebäude zu bauen, müssen Rohstoffe herhalten. Um diese zu finden, müssen die Spieler die Stadt verlassen und in der Außenwelt suchen, buddeln und Zombies ausweichen. Dummerweise stehen jedem Spieler nur sechs Aktionspunkte pro Tag zur Verfügung. Sprich: Alle Aktionen müssen vorab genaustens geplant werden, wenn die Stadt möglichst lange überleben soll. Immerhin: Es gibt Möglichkeiten, die Aktionspunkte zu vervielfältigen. Zum Beispiel durch Wasser. Wer trinkt, der bekommt wieder sechs Punkte. Wer isst ebenfalls. Wer Drogen einwirft, kann auch noch mal ordentlich ackern und wer Alkohol dringt sowieso. Doch sind all diese Rohstoffe stark begrenzt und gerade Wasser ist eine echte Rarität, mit der es vorsichtig umzugehen gilt. Denn trinken muss ein jeder Bürger mindestens alle zwei Tage. Wer das nicht tut, der verdurstet schnell und geht somit nicht nur als Arbeitskraft verloren, sondern steht beim nächsten Angriff im schlimmsten Fall, sofern die Leiche nicht ordnungsgemäß entsorgt wurde, bereits als Zombie in der Stadt.
Natürlich gibt es noch weitere Feinheiten im Gameplay. So wurden zuletzt, nur um ein Beispiel zu nennen, die Ghule eingeführt. Die tauchen nach und nach auf. Normale Mitbürger werden dann zu Ghulen und gieren nicht mehr nach Wasser, sondern nach Menschenfleisch. Sprich: Sie werden quasi gezwungen, gegen die Stadt zu arbeiten und Bürger zu essen. Die taktische Tiefe, die Die Verdammten bietet, ist enorm. Nur wer plant, der hat am Ende eine Chance zu den besten Städten zu gehören. Und genau das ist am Ende des Tages aber das Ziel. Die Entwickler haben verstanden, dass das Ego eigentlich die beste Motivation ist. So gibt es für nahezu jede getätigte Aktion Auszeichnungen, welche auf der eigenen Seite aufgelistet werden. Wer Expedition in die Außenwelt plant, bekommt Auszeichnungen, wer Zombies tötet ebenfalls und wer verstorbene Mitbürger grillt, der ebenfalls. Es gibt dutzende Auszeichnungen und irgendwie will man sie alle haben. Viel wichtiger ist aber, dass man selbst einmal ins Ranking der besten Städte einer Saison möchte. Und das ist schwerer, als gesagt.
Warum? Ganz einfach: Weil die Spieler in Die Verdammten mittlerweile dazu übergegangen sind, sich selbst zu organisieren. Es gibt vom Spiel aus die Möglichkeit mit insgesamt fünf Freunden gemeinsam eine Koalition aufzumachen, um gemeinsam in einer Stadt zu spielen. Doch die Spieler haben dieses Feature genutzt, um sogenannte Meta-Koalitionen zu schaffen. Das sind dann Städte, die im besten Fall aus vierzig Spielern bestehen, die sich gegenseitig kennen und die mittüfteln und sich aktiv beteiligen. Etwas, das in Zufallsstädten meist nur bedingt funktioniert, weil einige Spieler sich nicht einloggen und dann verdursten oder aber weil sie als Saboteure unterwegs sind und den Aufstieg ins Ranking gar verhindern wollen. Wer anfängt zu spielen und feststellt, dass eine Minute vor dem Zombieangriff jemand absichtlich das Tor geöffnet hat, der wird verstehen, was wir sagen möchten. Die Metastädte sind es am Ende, welche das Ranking dominieren. Immerhin: Solche Metakoalitonen sind schnell gefunden, wer aktiv sein will, findet Mitspieler. Zumal die Community stark ist und sich gegenseitig hilft. In einer fiktiven Bar im Forum gibt es mittlerweile sogar richtige Rollenspielansätze. Mit „Dante“ gibt es sogar schon ein erstes virtuelles theoretisches Baby in „Die Verdammten“. Es existiert zwar nicht wirklich, doch schlagen sich die Fans bereits um einen freien Termin, um auf Dante aufpassen zu dürfen.
Doch wie verdienen die Macher des Spiels eigentlich ihr Geld? Durch Premium-Accounts natürlich. Wie das bei den meisten Browserspielen eben der Fall ist. Bezahlende Spieler bekommen den Helden-Status und haben noch mehr Möglichkeiten, in die Geschicke der eigenen Stadt einzugreifen. Heldenfähigkeiten, die nur einmal pro Partie einzusetzen sind zum Beispiel. Beispielsweise zwei Zombies auf einem Feld mit einem Schlag töten, was lebensrettend sein kann. Oder aber im eigenen Haus bestimmte Ausbauten vornehmen. Ein Hobbylabor errichten, in dem Drogen hergestellt werden können. Oder eine Küche, in der leckere Speisen hergestellt werden dürfen. Helden dürfen auch normale Bürger bei einer Eskorte mitnehmen, wodurch diese sich nur bedingt um ihre Ausgrabungen kümmern müssen. Die Vorteile sind enorm, doch auch ohne Heldenstatus kann jeder Bürger seinen Teil zum Erfolg beisteuerun.
Der Heldenstatus hat aber auch seinen Preis. Teuer ist Die Verdammten im direkten Vergleich mit der Konkurrenz schon. Für unseren Geschmack vielleicht auch ein wenig zu teuer. Die Anzahl an Premium-Kunden scheint den Entwicklern aber Recht zu geben. Immerhin: Wer nicht spielt und eine Pause einlegt, der bekommt keine Heldentage abgezogen. Und das wiederum ist durchaus fair.
Optisch ist, wie wir anfangs schon erwähnt haben, nicht allzu viel los. Das Spiel setzt auf einen angestaubten Look. Das mag in gewisser Weise sinnbildlich für die Nachapokalypse stehen, doch dem Auge wird wenig geboten. Auch die Bedienung ist, zumindest am Anfang, äußerst undurchsichtig. Sprich: Eine gewisse Einarbeitungszeit ist definitiv von Nöten. Ganz besonders dann, wenn mit offiziellen externen Tools gearbeitet wird.
Was bleibt denn am Ende? Ein Spiel für die Augen ist Die Verdammten nicht. Es ist gerade einmal zweckmäßig in dieser Hinsicht. Doch es ist schon ein wenig dieses hässliche Entlein, von dem wir sprachen. Das Gameplay ist durchdacht und tiefgründig. Mit regelmäßigen Updates werden immer wieder neue Spielelemente eingeführt, die zwar oft unter den Spielern auf Widerstand stoßen, doch sich auf Dauer als durchaus sinnvoll oder spannungssteigernd erweisen. Sprich: Aktuell sind die Jungs von Motion Twin schon mal auf dem richtigen Weg.
Fazit:
Ein Fazit zu einem Special? Richtig gelesen. Es ist natürlich ein Testbericht. Doch eine Wertung wollen wir Die Verdammten nicht geben. In Zahlen lässt sich das Spiel nämlich nur schwerlich beschreiben. Dafür ist jede gespielt Stadt zu unterschiedlich. Hat man sich eingearbeitet und Pech und wird mit vierzig egoistischen Spielern zufällig zusammengemixt, ärgert man sich nur. Baut Frust auf. Läuft es dagegen richtig gut, entfaltet das Browserspiel sein volles Suchtpotential. Und spielt man dann auch noch in einer Metastadt, hat man stets das Ziel des Rankings vor den Augen, kommt also kaum noch vom Browser los. Obwohl man ja eigentlich nur eine begrenzte Anzahl an Aktionspunkten zur Verfügung hat... - Michael Hoss