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Filmkritik: Prince of Persia - Der Sand der Zeit

25. 05. 2010 | Kategorie: Artikel

2003 begann der spielerische Auftakt zur Sands of Time-Trilogie rund um den legendären Prinz von Persien, deren Abenteuer 2005 schließlich abgeschlossen wurden. Nun läuft, zeitgleich mit dem Erscheinen von Prince of Persia – Forgotten Sands, die erste Verfilmung der beliebten Spielereihe in den Kinos an. Unter den wachsamen Augen von Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer, der mit Filmen wie der Fluch der Karibik-Trilogie Kassenschlager produzierte, inszenierte Regisseur Mike Newell Prince of Persia – Der Sand der Zeit mit einem Staraufgebot - und einem Budget von 150 Millionen Dollar.

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt der Film vom sagenumwobenen Sand der Zeit, der es dem Besitzer eines magischen Dolches ermöglicht, die Zeit zurückzudrehen. Das wäre dann auch schon die einzige geschichtliche Parallele zum Spiel, denn Drehbuchautor Boaz Yakin, der zusammen mit Jordan Mechner, dem Schöpfer der virtuellen Vorlage, das Skript zum Film schrieb, entschied sich bewusst gegen eine Adaption des Spiels und für eine komplett eigenständige Geschichte.

Prince of Persia - Der Sand der ZeitDiese handelt vom jungen Prinzen Dastan (Jake Gyllenhaal), der einst als Straßenjunge von König Sharaman (Ronald Pickup) adoptiert wurde. Seit diesem Tage, an dem er größte Menschlichkeit und Mut bewies, kümmert sich der Bruder des Königs, Nazim (Sir Ben Kingsley), um den Unterricht des Jungen. Nun, fünfzehn Jahre später, führt Prinz Dastan zusammen mit seinen Brüdern Tus (Richard Coyle) und Garsiv (Toby Kebbell) die persische Armee an, um die heilige Stadt Alamut einzunehmen, in der Waffen vermutet werden, die das Reich Persiens gefährden könnten. Dabei fällt dem jungen Prinzen ein Dolch in die Hände, der es dem Besitzer ermöglicht, die Zeit zurückzudrehen. Während der Belagerung der Stadt fällt der König einem Giftanschlag zum Opfer, woraufhin Prinz Dastan des Mordes beschuldigt wird und mit Prinzessin Tamina (Gemma Arterton) Hals über Kopf in ein Abenteuer flüchtet, das sie schon bald mit einem düsteren Komplott konfrontiert, in dem das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht.

Prince of Persia - Der Sand der ZeitVon einer 150 Millionen Dollar schweren Produktion darf man vor allem eines erwarten: einen exzessiven Einsatz von Spezialeffekten. Doch keine Sorge. Prince of Persia – Der Sand der Zeit verkommt nicht zu einer sinnlosen Effekthascherei, sondern bietet überraschenderweise einen gewissen Tiefgang, den viele sicherlich nicht erwartet hätten. Die Suche nach den angeblichen Waffen, die als Rechtfertigung des Angriffs auf die heilige Stadt Alamut diente, erinnert unweigerlich an die US-Invasion im Irak des Jahres 2003, die ebenfalls unter dem Vorwand versteckter (Massenvernichtungs-)Waffen geführt wurde. Auch einer der Nebencharaktere selbst übt bissige Kritik am Tagesgeschehen. Scheich Amar wirkt wie eine Karikatur eines profithungrigen Kapitalisten. Stets am Erfolg interessiert, nicht am Menschen. Er fungiert seit seinem ersten Auftreten als Running Gag, der seinen Unmut über Steuern und seinen Hunger nach Reichtum stets deutlich macht.

Prince of Persia - Der Sand der ZeitAnsonsten folgt die Geschichte einem Muster, das man erwarten konnte. Zunächst werden Storyhäppchen erzählt, dann folgt die nächste Actionszene in Form eines Kampfes oder einer Verfolgungsjagd. Leider kann man die Story, eine gewisse Aufmerksamkeit vorausgesetzt, ziemlich schnell durchschauen. Somit verpufft die entscheidende Story-Wendung schon recht schnell, was der an sich interessanten Geschichte Wind aus den Segeln nimmt. Da es sich bei Prince of Persia – Der Sand der Zeit allerdings um einen auf Action ausgelegten Blockbuster und kein tiefgängiges Meisterwerk handelt, sei dieser Fauxpas verziehen. Jake Gyllenhaal (Donnie Darko, Brokeback Mountain, Zodiac – Die Spur des Killers) in der Rolle des Prinz Dastan hat sichtlich Freude an dem, was er tut. Eine derart action-orientierte Rolle, für die er sich extra Muskelberge antrainierte, ist zwar Neuland für ihn, doch meistert er sie ohne große Schwierigkeiten. Mit lässigen Einzeilern wird seine lockere, draufgängerische Art deutlich. Sein weiblicher Gegenpart, Prinzessin Tamina, wird von Gemma Arterton verkörpert, die im Bond-Streifen Ein Quantum Trost zu größerem Ruhm kam. Auch sie hat stets einen schlagfertigen Spruch auf den Lippen und bietet ihrem Begleiter wider Willen ordentlich Paroli. Natürlich entwickelt sich zwischen den beiden, welch Überraschung, mehr als nur eine harmlose Zweckbeziehung. In weiteren Rollen sind u.a. Alfred Molina (An Education, Spider-Man 2) als bereits erwähnter Scheich Amar und Oscar-Preisträger Sir Ben Kingsley (Shutter Island, Gandhi) in der Rolle des Königsbruders Nazim zu sehen. Leider haben alle Figuren eines gemein: Ihnen fehlt es an Tiefgang. Somit werden auch die schauspielerischen Fähigkeiten bei Weitem nicht ausgenutzt. Das Starensemble spielt seine Rollen nicht schlecht, oscar-würdig schaut jedoch anders aus. Bei einem derartigen Blockbuster wundert es allerdings nicht, liegt der Fokus doch vor allem auf der rasanten, action-betonten Inszenierung.

Prince of Persia - Der Sand der ZeitUnd diese enttäuscht nicht. Regisseur Mike Newell (Donnie Brasco, Harry Potter und der Feuerkelch)  beweist ein gutes Händchen für eine schnelle Inszenierung, die mit teils stilvollen Kampfszenen und schönen Schauplätzen kraftvoll orientalische Bilder auf die Leinwand zaubert. Wenn sich etwa eine Schlange mit ihren gefährlichen Giftzähnen auf Prinz Dastan stürzt, er in diesem Moment den Dolch der Zeit benutzt und dem Publikum ein weit aufgerissenes Schlangenmaul in Zeitlupe präsentiert wird, wirkt die Darstellung schon sehr stilvoll. Positiv anzumerken ist auch, dass sich der Einsatz der Spezialeffekte angenehm in Grenzen hält. Mal abgesehen vom effektreichen Finale punktet Newell vor allem durch originale Schauwerte vor der Kulisse Marokkos. Die rasante Inszenierung wird vom Score des berühmten Komponisten Harry Gregson-Williams (Die Chroniken von Narnia-Reihe, Königreich der Himmel) mitgetragen, den Spieler vor allem durch seine legendären Kompositionen zu Metal Gear Solid kennen. Er steuert wieder einmal einen guten Soundtrack bei, der zwar nicht an die Brillanz früherer Werke heranreicht, trotzdem einige schöne Passagen bietet.

Fazit:

Mit Prince of Persia – Der Sand der Zeit ist dem Filmteam um Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer eine rasante Inszenierung rund um den Prinz von Persien gelungen. Angelehnt an das Spiel ist es nicht etwa eine 1:1 Adaption des selbigen, sondern wartet mit einer eigenständigen Geschichte auf, in der Jake Gyllenhaal als Protagonist Prinz Dastan eine gute Figur macht und erstmals zeigt, dass er auch in actionreichen Rollen überzeugen kann. Leider fehlt es dem Film an erzählerischer Tiefe, was sowohl beim schnell zu durchschauenden Plot als auch bei der blassen Figurenzeichnung sauer aufstößt, was schade ist, da ihm thematisch (Kritik hinsichtlich des Irakkriegs und des Kapitalismus) wiederum etwas Tiefgang verliehen wird.  Für alle Freunde des virtuellen Prinzen oder Zuschauer, die einfach nur ein schnelles, unkompliziertes Abenteuer erleben wollen, ist der Film dennoch zu empfehlen. Alexander Börste

Wertung: 7/10

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