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Games Convention Online: Unser Kurzbericht

02. 08. 2009 | Kategorie: Artikel

Nachdem die Games Convention in ihrer ursprünglichen Form 2008 das letzte Mal in Leipzig statt fand, probierte die Leipziger Messe in diesem Jahr mit der Games Convention Online ein etwas geändertes Messe-Konzept aus. Wir waren auch dieses Jahr in Leipzig und möchten euch unsere Eindrücke nicht vorenthalten.

Die Games Convention Online steht dieses Jahr unter dem Motto "Client - Browser - Mobile". Und bis auf den letzten Punkt, der quasi nicht vertreten war, ist dieses Konzept sogar aufgegangen: Zwar beschränkte sich die Messe dieses Jahr auf zwei Hallen, aber wenigstens in einer der beiden kam auch dieses Jahr fast die gleiche Atmosphäre auf, wie in den Jahren davor, auch wenn es "nur" um Browser- und Clientgames ging. Denn die gezeigten Titel konnten nicht nur durchaus beeindrucken, sondern auch das Messe-Konzept rechtfertigen: In Leipzig wurde dieses Jahr gezeigt, was zwischen den neuesten Playstation- und Xbox-Titeln sicherlich untergegangen wäre.

Da einer der Schwerpunkte der diesjährigen Messe koreanische Spiele waren, präsentierten viele koreanische Studios ihre browser- und clientbasierten Online-Games in Leipzig an einem gemeinsamen Stand. Dort konnte man mit Huxley: The Dystopia auch eines der Highlights der Messe begutachten. Hierbei handelt es sich um einen Ego-Shooter, der von der Gaming-Seite ijji.com angeboten wird. Zwar weckt der Trailer Erwartungen, denen das Spiel nicht ganz gerecht wird, dennoch handelt es sich um einen grundsoliden Online-Shooter, der am Stand des koreanischen Herstellers bereits angespielt werden konnte. Auch zahlreiche weitere ijji.com Spiele wie Soldier Front oder GunZ: Zhe Duel machten einen sehr ausgereiften, professionellen Eindruck.

Ein weiteres Highlight war der Bigpoint-Stand, an das clientbasierte Spiel Poisonville gezeigt wurde, bei dem es sich um einen waschechten GTA-Klon handelt. Wie viele andere der gezeigten Spiele, soll auch Poisonville kostenlos spielbar sein und sich über Werbung und Premium-Accounts finanzieren.

Neben Neuerscheinungen weiterer Hersteller wie gamigo präsentierten sich auch wieder zahlreiche weitere interessante oder lustige Stände auf der Messe: Neben der games academy, die über die Ausbildung zum Spieleentwickler informierte, waren die World Cyber Games und die GNGWC eSport-Wettbewerbe mit jeweils einem Stand vertreten. Neben einer Ausstellung des Computerspielemuseums zur Entstehung des Online-Gamings gab es zudem eine als "Handymuseum" getaufte private Sammlung der Mobiltelefone von Prominenten zu sehen. Natürlich waren auch zahlreiche Vergnügungsmöglichkeiten wie das menschliche Bowling, Schwertkämpfe, Kartfahren oder der beliebte Outdoor-Bereich wieder in Leipzig vertreten. Neu war ein Verkaufsbereich, in dem unter anderem Merchandising-Artikel von Game Legends, aber auch Spiele erworben werden konnten.

Während sich die Besucherzahlen im öffentlichen Bereich etwas zurückhielten (wenngleich einige Fans schon vor 9 Uhr am ersten Tag vor dem Eingang warteten, obwohl die GCO für Publikumsbesucher erst um 12 Uhr ihre Pforten öffnete), herrschte im Business-Center eine beinahe so reges Treiben wie in den vergangenen Jahren. Lediglich im notdürftig improvisieren Presse-Zentrum herrschte tote Hose, scheinbar wollten in diesem Jahr nicht so viele Medien über die Messe berichten, wie in den Jahren davor. Die Berichterstattung in Korea dürfte dafür umso intensiver ausfallen, dort wird der Messe wohl wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. In der Pressekonferenz des koreanischen Content-Providers NHN (Huxley: The Dystopia, s. o.) waren westliche Journalisten deutlich in der Minderheit.

Anwesend auf besagter Pressekonferenz war unter anderm auch Dr. Malte Behrmann, Geschäftsführer beim G.A.M.E. Bundesverband der Entwickler von Computerspielen e.V. und Generalsekretär der European Games Developer Federation. Neben seiner Auffassung zu Chancen koreanischer Spiele auf dem deutschen Markt äußerte er sich auch zur generellen Lage des Videospielemarktes in Deutschland und Europa. Vieldiskutierter Punkt war -wie könnte es anders sein- im übrigen auch der Jugendschutz, der in Deutschland naturgemäß besonders groß geschrieben wird, was auf Außenstehende wohl nicht zu unrecht oft befremdlich wirkt, wie auch auf der GCO wieder einmal deutlich wurde. Dr. Behrmann äußerte die Befürchtung, dass nach den Wahlen eine noch strengere Regulierung auf den Weg gebracht werden könnte, die auch vor dem Internet nicht halt mache, ganz im Sinne der "Verlierer des Internets". Der Trend zu zunächst kostenlosen Spielen, die sich über Werbung und Premium-Accounts finanzieren, wird seiner Meinung nach durch die Finanzkrise sogar noch verstärkt.

Ebenfalls verstärkt werden dürfte der Trend zu Online-Spielen aber durch die Games Convention Online selber, denn wenn "nur" Browser- und Clientgames gezeigt werden, darf sich die Spieleindustrie hinterher nicht wundern, wenn auch die Nachfrage nach diesen Spielen anzieht. Zwar dürfte die GCO nicht mehr den Einfluss auf den Markt haben, wie es die Games Convention in den vergangenen Jahren hatte, aber dennoch bot sich den Besuchern auch in diesem Jahr zumindest etwas des Charmes der vergangenen Jahre. Eine Messe, die ihre Existenzberechtigung verloren hat, sieht zumindest anders aus. Mario Siewert

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