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Testbericht: Anno 1701 DS

05. 09. 2007 | Kategorie: Testberichte

Die erfolgreiche Aufbaustrategie aus deutschen Landen macht mobil: Ab sofort dürfen auch in der U-Bahn Inseln erforscht und besiedelt werden. Ob die Taschenversion dabei die Klasse des großen PC-Bruders erreicht, erfahrt ihr in unserem Test.

Dass der Stylus des kleinen DS einen hervorragenden Mausersatz abgibt, durfte er ja bereits mehrfach beweisen. Kein Wunder also, dass sich PC-Spiele für eine portable Umsetzung geradezu aufdrängen. Vor kurzem erst konnte uns das ebenfalls vom PC portierte „Die Siedler“ überzeugen. Nicht zuletzt dank der eingängigen und unkomplizierten Steuerung kann man auch unterwegs die unbeschwerte Atmosphäre eines „echten“ Aufbautitels genießen. Fast zeitgleich erschien auch die mobile Umsetzung des größten „Siedler“-Konkurrenten: Viele DS-Spieler (wie meine Wenigkeit) machten wahre Freudensprünge, als sie „Anno 1701“ im Händlerregal ihres Vertrauens entdeckten. Aber kann der Titel die hohen Erwartungen auch erfüllen?

Screenshot: Anno 1701 DSEr kann. Für alle, denen die Welt von Anno noch kein Begriff ist: Anno 1701 ist aktuell einer der erfolgreichsten Aufbaustrategietitel. Es gilt, im Auftrag der Königin von England neue Inseln zu erforschen und so die „Neue Welt“ zu besiedeln und unter königlicher Flagge zu regieren. Zunächst müssen dafür ein paar Pioniere angesiedelt und mit Kleidung und Nahrung versorgt werden. Baustoffe werden auch dringend benötigt, und so baut man ein paar Holzfällerhütten, eine Schaffarm für Wolle oder eine Rinderzucht zur Nahrungserzeugung. Mit der Zeit werden die Untertanen anspruchsvoller und steigen zu „Siedlern“, „Bürgern“ oder „Kaufleuten“ auf. Dadurch zahlen sie zwar mehr Steuern, wollen aber auch z.B. eine Feuerwehr in ihrer Nähe wissen, ihre Kinder auf eine Schule schicken und abends ins Theater gehen. Da raucht einem Neuling ziemlich bald der Kopf: Zum Glück haben die Entwickler ein ausführliches Tutorial in die superbe Kampagne integriert. Ganz recht: Im Gegensatz zu den PC-Strategen bekommen DS-Spieler von Anfang an eine echte Kampagne spendiert, die eine durchgehende Geschichte erzählt und immer anspruchsvollere Aufgaben stellt. So muss man einen befreundeten Entdeckerkollegen mit Rohstoffen versorgen, damit dieser seine von Piraten zerstörte Siedlung wieder aufbauen kann. Zum Dank macht er sich danach mit euch auf die Suche nach einer Diamantenmine, um eure verwöhnten Bürger zufrieden zu stellen. Die Kampagne ist erstaunlich umfangreich ausgefallen und vor allem spannend gestaltet. Die Aufträge sind sehr abwechslungsreich und so ausgelegt, dass man jeden Aspekt des Spiels einmal kennen lernt, vom reinen Erforschen und Aufbau bis hin zu eher militärischen Missionen. Wem das nicht reicht, darf auch im gewohnten Endlosspiel friedlich vor sich hin siedeln oder auf verschiedenen Karten umfangreiche Siegbedingungen bestimmen. Wie auf dem PC gibt es auch einen Mehrspielermodus, auf dem DS dürfen hier bis zu vier Strategen gegeneinander antreten. Voraussetzung ist bei Anno 1701 allerdings, dass jeder Beteiligte ein eigenes Spiel besitzt.

Screenshot: Anno 1701 DSEine Herausforderung für die Entwickler war auch sicherlich die schwere Aufgabe, die komplexe Maussteuerung des Vorbilds auf die Bedürfnisse der mobilen Konsole zuzuschneiden. Da auf dem kleinen Bildschirm des DS nicht soviel Platz ist wie auf einem herkömmlichen Monitor, musste die Icon-Flut reduziert werden. Damit der Spieler nicht die Übersicht verliert, wurden daher einige Aspekte der PC-Version eingeschränkt. So sind Handelsrouten zwischen den eigenen Kontoren nicht mehr nötig: Baut man z.B. auf einer Insel Tabak oder Zucker an, sind die dort erwirtschafteten Rohstoffe sofort in allen Siedlungen verfügbar. Außerdem wurden einige Warenkreisläufe vereinfacht. Stoff kommt beispielsweise auf dem DS direkt von der Schaffarm, ein Schneider ist nicht mehr nötig. Rinderfarmen liefern ohne Umwege Nahrung für eure Bürger, auch ohne einen Fleischer in der Nähe. Der Handel ist ebenfalls unkomplizierter geworden: Statt eure Wünsche einzustellen und auf den fliegenden Händler zu warten, könnt ihr eure Waren im Handelsbildschirm mit wenigen Handgriffen ein- und verkaufen. Hardcore-Strategen mögen jetzt die Nase rümpfen, aber für diese Zielgruppe ist die DS-Umsetzung nicht gedacht. Die Vereinfachungen stehen dem Titel gut zu Gesicht, besonders erfreulich sind die Streichungen einiger eher lästigen Aspekte der PC-Version. Auf dem DS müssen z.B. keine Werkzeuge produziert werden: Eher eine Bereicherung als eine Einschränkung. Einsteiger finden sich schneller zurecht, außerdem wird das Spiel so wesentlich tauglicher für die Fahrt zur Arbeit oder Schule. Insgesamt ist die Anpassung an die Stylus-Steuerung sehr gut gelungen. Die Menüs sind übersichtlich, alles ist an der richtigen Stelle und schnell erreichbar. Ein minutenlanges Klicken durch Untermenüs wurde gekonnt umgangen.

Screenshot: Anno 1701 DSDie restliche technische Umsetzung kann das hohe Niveau der Steuerung zum Glück halten. Zwar gibt es keine Sprachausgabe, aber immer noch einen animierten Berater, der wie auf dem PC eine echte Hilfe bei Missständen sein kann. Die Grafik wurde ebenfalls stark vereinfacht, wirkt aber immer noch sehr liebevoll gestaltet und detailliert. An den Häusern lässt sich der Status der Bewohner erkennen, und überall wuseln fleißige Bürger umher und verrichten ihre tägliche Arbeit, während aus den Lautsprechern entspannte Musik tönt. Die Atmosphäre des großen Bruders wurde fast verlustfrei auf den Handheld übertragen. Zudem darf man sich schon fast darüber wundern, dass auch bei größten Siedlungen das Geschehen nie ins Ruckeln gerät: Auch in der übersichtlicheren Zoomansicht lässt sich die Karte butterweich scrollen. Ein Glück, dass einem beim Spielen der PC-Fassung leider nicht immer beschieden ist…

Fazit

Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass Anno 1701 auf dem DS ein Flop werden könnte. Das komplexe Spielprinzip, die liebevolle Grafik, das alles soll auf die kleinen Bildschirme des Handhelds passen? Zum Glück waren die Sorgen unberechtigt: Die tadellose Spielbarkeit und die dichte Atmosphäre des großen Bruders haben es unbeschadet auf die mobile Konsole geschafft. Bereits nach kurzer Zeit stellt sich das gewohnte „nur noch zehn Minuten“-Gefühl ein. Dank umfangreichem Tutorial und spannender Kampagne findet man sich sofort zurecht. Die zahlreichen Kürzungen werden Hardcore-Strategen zwar eher abschrecken, für alle Gelegenheits-Eroberer sind die meisten Vereinfachungen hingegen eine echte Bereicherung. Simon Weiß

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