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Testbericht: Call of Duty 3 (Xbox 360)

14. 11. 2006 | Kategorie: Testberichte

Gewehr schultern und Befehle abholen: Das bisher meistverkaufte Xbox 360 Spiel bekommt einen Nachfolger. Call of Duty 3 schickt Freiwillige dabei erneut an die französische Front, um abwechselnd als Brite, Kanadier, Pole oder Amerikaner die deutschen Schergen mal wieder aus der Normandie zu vertreiben. Ein überarbeitetes Gameplay und neue Aspekte sollen den Spieler dabei noch tiefer ins Geschehen eintauchen lassen.

Screenshot: Call of Duty 3 (Xbox 360)Bereits der Vorgänger erzählte keine zusammenhängende Geschichte, sondern reihte einfach die Schicksale verschiedener Soldaten aneinander. Hier bildet auch der dritte Teil keine Ausnahme: Lediglich der Ort des Geschehens verbindet die Frontkämpfer. Die Alliierten haben nämlich die Deutschen in einem kleinen Gebiet eingekesselt, und der Spieler muss nun als Teil eines großen Ganzen in 14 Kapiteln den Feldzug voranbringen. Hierbei ist Abwechslung angesagt: Bei erbitterten Häuserkämpfen in Ruinen, Panzerduellen in engen Schluchten bis hin zu groß angelegten Schlachten in dichten Wäldern oder auf freiem Feld bekommt man viel von der Normandie zu sehen. Mal muss der Spieler dabei z.B. Städte zurückerobern, mal einem Konvoi Geleitschutz geben oder mit Sprengstoff ein Depot der Wehrmacht in die Luft jagen. Meist hat man dafür mehrere Lösungswege zur Verfügung und kann ein Kapitel daher auch mehrmals spielen, ohne dass es langweilig wird. Das ist aber auch bitter nötig: Geübte Spieler bekommen nämlich schon nach ca. acht Stunden den Abspann zu sehen. Das Spiel nimmt während der Missionen immer Rücksicht auf die Unvorhersehbarkeit des Krieges. So kann es passieren, dass die ursprünglichen Befehle plötzlich umgeworfen werden und die Handlung überraschende Wendungen nimmt. In stimmungsvollen Zwischensequenzen in Ingame-Grafik wird dann die Geschichte des Trupps weitererzählt. Dadurch erhalten die eigenen Kameraden mehr Charakter, und viele Kleinigkeiten sorgen für atmosphärische Dichte. So liefern sich ein britischer und ein französischer Soldat immer wieder hitzige Wortgefechte, die sich über mehrere Kapitel erstrecken und für das eine oder andere Schmunzeln sorgen.

Screenshot: Call of Duty 3 (Xbox 360)An der grundlegenden Spielmechanik hat sich ebenfalls nicht viel verändert. Aus der Ego-Perspektive rennt man über tosende Schlachtfelder, sucht Deckung und begrüßt heranstürmende Gegner mit einem Bleihagel. Dabei gilt es jedoch, den Kopf immer unten zu halten: Es gibt nämlich keine Lebensenergie. Nach ein paar Treffern sieht der Spieler buchstäblich rot. Sucht er sich dann nicht schleunigst Deckung, landet er nach ein bis zwei weiteren Treffern auf dem Heldenfriedhof. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich in vier Stufen regeln und wirkt sich dabei nicht nur auf die Gegnerzahl aus, sondern bestimmt auch, wie viele Kugeln der Charakter einstecken kann, bevor er zu Boden geht. Der Stressfaktor ist aber immer der gleiche: Man ist stets in einem Trupp unterwegs und pflügt dabei durch ganze Scharen von Gegnern. Immer zischen irgendwo Kugeln durch die Luft, gibt es Geschrei und Explosionen, während Rauchschwaden die Sicht und somit die Orientierung erschweren. Um die enorme Gegnerzahl zu dezimieren, stehen einem stets zwei Waffen gleichzeitig zur Verfügung. Um präziser zu zielen, kann man mit Hilfe des linken Triggers die Waffe anlegen und feindliche Soldaten über Kimme und Korn ausschalten. Wenn die Munition zu Neige geht, darf man seine Waffen gegen jedes beliebige Schießeisen austauschen, das auf dem Schlachtfeld herumliegt. Auf der einen Seite hat man so eigentlich nie Munitionssorgen, andererseits kämpft man dadurch die meiste Zeit des Spiels mit deutschen Gewehren. Da man für die eigenen Pistolen, Maschinengewehre und Karabiner nämlich nur selten Kugeln auf dem Schlachtfeld findet, bedient man sich nach einer gewissen Zeit notgedrungen bei den gefallenen Soldaten der Wehrmacht. Mit LB und RB wirft man zusätzlich Rauch- und Sprenggranaten: Die explosive Variante kann man jetzt auch mehrere Sekunden in der Hand halten, um die Explosion genau zu timen. Vergisst man das, werfen die deutschen Soldaten gerne auch mal Granaten einfach wieder zurück. War diese Aktion im letzten Teil noch der KI vorbehalten, darf jetzt auch der Spieler die „heißen Kartoffeln“ zurückwerfen und so für böse Überraschungen beim Gegner sorgen.

Screenshot: Call of Duty 3 (Xbox 360)Neben den Schusswechseln gibt es aber auch einige Neuerungen: So nimmt man z.B. an einigen Stellen auf dem Fahrersitz eines Jeeps Platz, um mit waghalsigen Fahrmanövern vor Mörsergranaten und feindlicher Übermacht zu fliehen. Natürlich darf man sich auch wieder wie im zweiten Teil bei einigen Missionen in einen engen Panzer zwängen. Die Fahrsequenzen steuern sich aber leider nicht so flüssig wie der Rest des Spiels und sind eher hakelig und wirken aufgesetzt. Deutlich besser gelungen sind dabei die neuen Nahkampfszenen, bei denen man in einem wilden Gerangel auf bestimmten Knöpfen herumhämmert, um den deutschen Widersacher schließlich mit einem Kolbenschlag ins Reich der Träume zu schicken. Des Weiteren muss der Spieler nun viel öfter die Dinge selbst in die Hand nehmen: So gilt es, mit Kreisbewegungen ein Bootspaddel zu bedienen oder eine Ladung Plastiksprengstoff anzubringen.

Technisch haben die Entwickler wieder alle Register gezogen: Zusätzlich zu der absolut stimmigen Umgebungsgrafik, die den Betrachter z.B. mit wippenden Grashalmen und lebensechten Gesichtern begeistert, gibt es im dritten Teil neue Effekte wie Tiefenunschärfe und Überblendeffekte zu bestaunen. Die Waffenmodelle sind noch detaillierter ausgefallen, und beim Nachladen kann man sogar die eigenen schmutzigen Hände beobachten. Dabei dröhnt und kracht es aus allen Boxen, dass es eine wahre Freude ist. Man fühlt sich mitten ins Geschehen hineinversetzt, während einen die effektreiche Inszenierung immer wieder in Staunen versetzt.

Fazit

Call of Duty 3 erfindet das Shooter-Rad nicht neu, weiß aber mit einer genialen Atmosphäre und flüssigem Gameplay zu überzeugen. Wer das etwas abgenutzte Weltkriegssetting noch nicht leid ist, sollte den Titel unbedingt seiner Sammlung einverleiben. Zwar müsste das Spiel aufgrund des gleichen Grundgerüstes eigentlich Call of Duty 2.5 heißen, die neuen spielerischen Feinheiten und die stimmungsvollen Einsätze werden aber auch Serienveteranen wieder an den Bildschirm fesseln. Durch die verschiedenen Lösungswege und die fordernden Schwierigkeitsgrade steigt der Wiederspielwert enorm, was über die kurze Spieldauer hinwegtröstet. Simon Weiß

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