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Testbericht: F.3.A.R.

15. 07. 2011 | Kategorie: Testberichte

Die ersten beiden Ableger lehrten die Spieler, was echter, subtiler Horror wirklich zu bedeuten hat. Nun gut. Bereits beim zweiten Teil ging es schon eine Ecke mehr in Richtung Action. Doch im Prinzip war immer noch der Horror das zentrale Argument. Ob das bei F.3.A.R. wohl immer noch so ist?

Screenshot: F.3.A.R.Alma ist zurück. Oder besser gesagt: Noch immer da. Im dritten Teil der Serie ist das böse Mädel nämlich schon wieder schwanger. Sie kann aber auch einfach nicht aufpassen. Wenn man schon weiß, dass man grundsätzlich das absolut Böse gebiert, wieso nutzt man dann nicht Verhütungsmittel? Aber so ist das eben mit dem Bösen: Da ist kein Kraut und auch keine Pille gewachsen, um es aufzuhalten. Die Welt steht also mal wieder am Abgrund, denn das Mädchen liegt bereits in den Wehen. Und schon die haben gehörig starke Auswirkungen: Da erzittert die Erde, da geht alles in Flammen auf und die Schreie sind ohrenbetäubend. Was also tun? Richtig! Alma aufhalten, die Saat des Bösen vernichten und all die Okkultisten ins Jenseits schicken. Mit Blei.

Fans dürfen sich freuen. Der Grund: Die beiden Protagonisten kennt man schon aus den Vorgängern. Pointman und Paxton Fettel, die beiden Brüder und Erzfeinde tun sich zusammen, um Alma, ihre Mutter, aufzuhalten. Oder ihr zur Hilfe zu eilen. Jenachdem, wen der beiden Brüder man gerade fragt. Jedenfalls wollen sie zu Mutti. Und in Video- und Soundschnipseln erfahren Fans immer mehr über die grausame Vergangenheit der leicht soziopathischen und gänzlich zerrütteten Familie. Das Problem ist nur, dass Neueinsteiger bei all den wirren Zusammenhängen nur allzu schnell den Überblick verlieren dürften. Egal. Mutter ruft, Kinder kommen, unterwegs werden Leichenberge gesammelt. Das reicht ja auch schon als Story. Die Hintergründe werden nur Kenner verstehen.

Screenshot: F.3.A.R.Moment. Leichenberge? Geht es bei der Reihe nicht eigentlich um Schockmomente? Um Horror? Und nur am Rande um Schusswechsel? Tja. Das war einmal. In F.3.A.R. ist davon nur wenig zurückgeblieben. Vielmehr hat sich die Serie in einen Shooter vom Fließband verwandelt, so traurig dies auch sein mag. Zu Beginn gilt es, menschliche Soldaten aus dem Weg zu räumen, dann einige leicht verstörte Personen die Zombies gleichkommen und später auch noch Kreaturen aus Almas Fantasie. Und irgendwann bekämpfen sich die Gegner auch noch gegenseitig. Zwischendurch darf man noch in dem ein oder anderen Kampfroboter Platz nehmen und willkürlich alles kurz und klein ballern.

Ballern, Ballern und nochmals Ballern. Das ist es dann auch schon, wovon F.3.A.R. lebt. Es wird geschossen und geholzt, was die Feuerwaffen hergeben. Schockmomente gibt es kaum noch. Und selbst wenn es sie dann einmal gibt, so sind sie so vorhersehbar, wie ein Fußballspiel zwischen dem FC Bayern München und dem lokalen Dorfverein. Wer dann auch noch die deutsche Version spielen muss, der wird sich gleich noch mehr ärgern, denn die ist so stark geschnitten, dass der zünftigen Balleraction am Ende jeder Reiz genommen wurde. Doch auch Fans der ursprünglichen Intention der Reihe dürften enttäuscht sein. Zwar sind die Schusswechsel als Solche nicht verkehrt, zumal die künstliche Intelligenz nicht von schlechten Eltern ist, doch ermüden die repetitiven Einlagen auf Dauer ungemein. Abwechslung? Fehlanzeige.

Screenshot: F.3.A.R.Darauf wird auch gar keinen Wert gelegt. Stattdessen haben sich die Day 1 Studios voll und ganz auf die Schusswechsel konzentriert und diese so blutig wie nur möglich ausgestattet. Insofern gibt es dann doch noch die Schockmomente. Nämlich dann, wenn man verstümmelte Leichen findet. Neu ist auch ein Belohnungssystem für möglichst viele und unterschiedliche Tötungen. Dadurch steigt man nach und nach im Rang auf und verbessert die eigenen Fähigkeiten. Die Zeitlupen-Funktion ist natürlich auch wieder mit dabei. Dennoch: Abwechslung mag einfach nicht aufkommen.

Abwechslung gibt es dummerweise auch nicht beim Leveldesign. Klar, die Ortschaften wechseln, so ist das nicht. Doch die Level selbst sind zu vorhersehbar, zu graubraun, zu eintönig. Auch gibt es keine Überraschungen, nichts, was man nicht schon hunderte Mal gesehen hätte. Ärgerlich, denn eigentlich hätte die Story wesentlich mehr hergegeben. Mehr kreative Abschnitte. Doch es sollte wohl einfach nicht sein.

Screenshot: F.3.A.R.Deutlich besser als allein jagt es sich in F.3.A.R. übrigens im kooperativen Spielmodus. Auf zwei Spieler ist der Titel nämlich durchaus ausgelegt, bietet sogar einen Modus mit geteiltem Bildschirm. Dann darf einer der Spieler den verstorbenen und als Geist umherwandelnden Paxton spielen und mit übernatürlichen Kräften Schilde erzeugen oder sogar den Körper der Gegner übernehmen. Dumm nur, dass man das Spiel erst einmal durchspielen muss, um den alternativen Charakter freizuschalten. Allgemein ist der Mehrspielermodus der beste Teil von F.3.A.R., denn hier macht das Dauerballern endlich einmal richtig Spaß. Die Spielmodi sind solide und können für geraume Zeit unterhalten. So viel steht fest.

Technisch hat sich nicht allzu viel getan. Die Außenlevel können nur bedingt überzeugen, zumal man so gut wie nie die Sonne sieht. Alles ist immer ein wenig milchig. Klar, das kommt der Atmosphäre zu Gute, wirkt aber reichlich unglaubwürdig. Ansonsten gibt es altbekanntes: Gute Animationen, passende Beleuchtung, nette Effekte aber dafür eben auch leicht matschige Texturen und Einbrüche bei der Leistung auf den Konsolen. Die Vertonung dagegen passt in jeder Hinsicht. Egal ob Musik, deutsche Synchronstimmen, englische Synchronstimmen oder Effekte: Das passt einfach.

Fazit:
Ärgerlich. Traurig. Unverständlich. Das sind die Worte, die mir bei F.3.A.R. immer wieder durch den Kopf wandern. Ärgerlich, dass sich die Entwickler soweit von den Wurzeln der Serie entfernt haben, traurig weil die Reihe mehr und mehr einem Call of Duty gleicht, ohne jedoch dessen Stärken bei der Inszenierung auszubooten. Unverständlich, dass weder Entwicklung noch Publisher verstanden zu haben scheinen, was die Fans nach dem leicht missglückten zweiten Teil eigentlich wollten. Keine Frage: Gänzlich schlecht ist das Spiel nicht. Es ist nur unsäglich öde und nutzt seine Chancen nicht, wiederholt sich stattdessen immer und immer wieder und versucht mit übertriebener Gewalt zu Punkten. Wer's braucht... - Michael Hoss

Wertung: 5 / 10

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