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Testbericht: Guitar Hero 6

03. 11. 2010 | Kategorie: Testberichte

Als letztes Jahr der fünfte Teil von Activisions Endlos-Serie Guitar Hero auf den Markt kam, hatte man das Gefühl, dass das Spiel nicht genau wusste, in welche Richtung es die Reihe führen wollte. Zwar wurde jede erdenkliche Richtung des Rockgenres abgedeckt, aber die echten Fans einzelner Genres wurden kaum befriedigt. Guitar Hero: Warriors of Rock setzt wieder auf härtere Töne und versucht so, alle Fans des Punk und Metal auf seine Seite zu ziehen. Schafft es Entwickler Neversoft trotzdem, die Massen zu begeistern?

Der Stil von Guitar Hero: Warriors of Rock orientiert sich stylistisch klar an Brütal Legend: Wie in Tim Shafers Action-Adventure wird nicht mit Rock-Klischees gespart, wie man bereits an der Hintergrundgeschichte merkt. So muss das Biest – eine Art monströses Wildschwein – von den namensgebenden Warriors of Rock besiegt werden. Im Karrieremodus zieht durch die Lande, um die fähigsten Rockstars der Geschichte zu rekrutieren. Um die besten der Besten zu finden, schnappt ihr euch eines eurer Plastikinstrumente (wie gewohnt Bass, Schlagzeug, Gitarre oder Mikrofon) und spielt die verschiedenen Playlists der individuellen Charaktere. In jeder müssen Aufgaben erledigt werden, um eine bestimmte Anzahl an Sternen zu sammeln.

Ist die Playlist eines Charakters geschafft, kann die Verwandlung beginnen: Euer Rocker wird plötzlich zu einer Art Monster, das gewisse Fähigkeiten mitbringt. So verhindert beispielsweise der seit dem ersten Teil bekannt Punkrocker Jonny Napalm, dass euer Punktemultiplikator unter zweifach sinkt und Neuankömmling Austin Tejas vervierfacht den Starpower-Bonus. Habt ihr alle Rocker durch eure Auftritte in „Warriors“ verwandelt, ziehen sie gemeinsam in den Kampf, um das Böse in der Welt zu bekämpfen. Ab diesem Zeitpunkt passiert etwas, das viele Spieler mit „Over-the-Top“ betiteln würden, denn in einem Song zu verlieren wird beinahe unmöglich: Wenn ihr nur eine Starpower-Serie trefft, ist euer Balken dank Austin sofort gefüllt. So kann die Starpower ständig aktiviert werden, das Multiplikator-Maximum liegt bei dem vierfachen Wert (36x) und sollte das Publikum trotzdem nicht begeistert sein, retten euch bestimmte Items vor der Scham. Diese Art, die Serie neu zu starten, ist ungewöhnlich und wird bestimmt nicht jedem Musikspielfan gefallen. Allerdings braucht die Serie nach all den Jahren frische Ideen, und diese liefert der neuste Ableger der Reihe.

Das wichtigste an einem Musikspiel ist aber natürlich der Soundtrack und dieser ist Neversoft ein weiteres mal gelungen: Wie es sich für ein Spiel gehört, das sich mit dem Rock-Genre beschäftigt, werden in Guitar Hero: Warriors of Rock wieder härtere Töne angeschlagen. Wo im direkten Vorgänger noch ein Mischmasch aus allen möglichen Untergenres zu finden war, wird nun mit Künstlern wie The Offspring, Pantera und nicht zuletzt Dragonforce eine klare Richtung eingeschlagen. Damit steigt der Schwierigkeitgrad wieder an und jeder, der seit Guitar Hero: Metallica selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad keine Herausforderung mehr hatte, findet diese definitiv im neuesten Teil der Serie. Wer allerdings wenig Erfahrung mit der Serie hat, sollte beispielsweise zu Guitar Hero: World Tour greifen.

Wer eine Pause von den teils sehr anstrengenden Songs braucht, muss nicht gleich die Konsole ausschalten. Wie immer gibt es auch andere Beschäftigungen wie den Charaktereditor, der inzwischen noch mehr Möglichkeiten zur Charakter- und Instrumentenerstellung bietet. Das Music Studio ist natürlich auch wieder mit von der Partie: Hier erstellt ihr eure eigenen Songs oder improvisiert einfach eine Runde mit euren Freunden. Wer das spielen mit Spezialfähigkeiten nicht mag, kann sich im Schnellen Spiel austoben, dort mit den gesammelten Sternen Ränge aufsteigen oder sich im Online Modus mit anderen Spielern oder ganzen Bands aus aller Welt messen.

Eher nebensächlich, aber dennoch eine Erwähnung wert ist die grafische Qualität des Musikspiels: Die Bühnenshows sind spektakulärer in Szene gesetzt, die Charaktermodelle detaillierter als in den Vorgängern. Vor allem die Designs der Warriors ist größtenteils gelungen und lässt wohlige Erinnerungen an das Brütal Legend aufleben. Zwar bietet Guitar Hero: Warriors of Rock nicht denselben schwarzen Humor wie Tim Schafers Werk, dafür wurde Rock-Urgestein Gene Simmons als Sprecher für den Story-Modus engagiert. Die Stimme des Kiss-Sängers passt hervorragend in das Szenario des Spiels. Wer des Englischen nicht mächtig ist, muss auf den deutschen Sprecher zurückgreifen, der seinen Job allerdings auch sehr gut macht.

Fazit:

Guitar Hero: Warriors of Rock ist genau das richtige Spiel für jeden, der mal wieder eine echte Herausforderung sucht. Bands wie Pantera, Black Sabbath oder Dragonforce stehen für Titel, durch die man sich beißen muss. Zwar ist der Soundtrack sicherlich nicht jedermanns Sache, allerdings eignen sich Metal- und Punksongs am besten für die Spiele dieser Art. Menschen, die tatsächlich noch nie Guitar Hero gespielt haben, sollten allerdings auf einen der früheren Teile wie beispielsweise World Tour zurückgreifen. Weil das Spielprinzip trotz der Neuerungen immer noch dasselbe ist, können wir hier aber leider keine höhere Wertung vergeben. - Benjamin Dross

Wertung: 8 / 10

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