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Testbericht: Hunted - Die Schmiede der Finsternis

08. 06. 2011 | Kategorie: Testberichte

Eine Marketingoffensive kann durchaus verwirrend sein - das merkt man schon bei Filmen. Im Kino erblickt man zum Beispiel oft etwas ganz Anderes, als es die entsprechenden Trailer versprochen haben. Bei Spielen geschieht oft etwas Ähnliches. So wurde Hunted: Die Schmiede der Finsternis oft als Action-Rollenspiel deklariert, obwohl es sich wohl eher um einen Hack & Slay-Titel handelt. Dies soll jedoch kein Grund sein, dem aktuellen Titel aus dem Hause Bethesda Softworks keine Chance zu geben. Können die Fans aber trotzdem zufrieden gestellt werden?

Screenshot: Hunted: Die Schmiede der FinsternisEine düstere Atmosphäre, merkwürdige Wesen und jede Menge Magie - das riecht doch gewaltig nach Fantasy. Und ja, genau dieses Genre bedient Bethesda Softworks mit Hunted: Die Schmiede der Finsternis. Das Spiel dreht sich um das ungleiche Gespann Caddoc und E’lara, die ihren Lebensunterhalt als Söldner bestreiten. Beide haben eine ganz unterschiedliche Herkunft: E’lara ist eine Dame aus dem Elfenreich, während Caddoc sein Dasein als muskelbepackter Mensch fristet.

Ein Herz und eine Seele dieses Duo, denn beide verhalten sich nicht selten wie ein altes Ehepaar. Sie necken sich, machen sich über die Ängste des jeweils anderen lustig und haben immer einen Zweizeiler parat, wenn es darum geht, einen bissigen Kommentar zum Geschehen abzuliefern. Beide Charaktere verschaffen dem Titel eine gelungene Atmosphäre, denn es macht stets Spaß, die Figuren bei ihren Auseinandersetzungen zu beobachten. Die deutsche Synchronisation tut an dieser Stelle ihr Übriges. Motivierte Sprecher, die zu ihren virtuellen Egos passen, findet man in Hunted: Die Schmiede der Finsternis an. Lediglich die Tatsache, dass die Sprachausgabe kaum zu den Lippenbewegungen der Figuren passt, fällt vor allem in den Zwischensequenzen negativ auf.

Screenshot: Hunted: Die Schmiede der FinsternisDie Rahmenhandlung dreht sich übrigens um einen ganz besonderen Auftrag der beiden. Caddoc wird nämlich seit einiger Zeit von Visionen einer ominösen Person geplagt. Bei einer Mission treffen die beiden plötzlich auf dieses dunkle Geschöpf mit dem Namen Seraphine. Sie will die Söldner anheuern, um ihren Vater, der als Oberbürgermeister einer Stadt fungiert, aus einer Belagerung zu retten. Dabei lockt sie das Duo mit Geld und magischer Macht, weshalb beide sich auf dieses Unterfangen einlassen. Nachdem Prolog, der die Geschichte näher bringt und die wichtigsten Spielelemente erklärt, landen beide auch schon in der belagerten Stadt. Dort treffen sie auf das angreifende Volk der Wargar, die für Leid und Verderben sorgen. Schon in der Vergangenheit waren diese Wesen alles andere als friedlich gesinnt, doch nun haben sie aus ungeklärten Gründen mehr Kraft als zuvor. Dies ist eines vieler Rätsel, die das Gespann antreibt. Zwar haben die Protagonisten durchaus auch nette Absichten, aber dennoch wollen sie natürlich eines: Und zwar Geld verdienen. Letztlich bietet die Handlung kaum etwas Neues, da die Macher die Ketten der genretypischen Klischees einfach nicht sprengen konnten.

Ähnlich schaut auch beim eigentlichen Gameplay aus, bei dem großartige Innovationen nicht erspäht werden. Der Großteil besteht nämlich aus herkömmlichen Kämpfen, die entweder von Angesicht zu Angesicht oder mit dem Bogen aus der Ferne abgehalten werden. Der Spieler kloppt sich durch die Weiten der Fantasy-Welt, hebt dabei neue Waffen oder Schilde auf und muss vor allem das Deckungssystem von Hunted: Die Schmiede der Finsternis nutzen, damit man nicht allzu früh das Zeitliche segnet. Shooter-Puristen werden sich sofort mit dem System anfreunden können. Nach einem Tastendruck presst der Charakter seinen Körper an eine Mauer, kann aus der Deckung heraus Schießen oder über das Hindernis hinüber springen. Allesamt wichtige Eigenschaften, die schnell begriffen und umgesetzt werden.

Screenshot: Hunted: Die Schmiede der FinsternisDie vielen Gegnerscharen lassen sich nicht immer einfach bewältigen. Heiltränke sind rar gesät und zum Teil schafft es der Partner nicht rechtzeitig die Wiederbelebung zu vollbringen. Daher sollten die Vor- und Nachteile der beiden Figuren genutzt werden, damit das Ableben nicht zu schnell von Statten geht, was in Anbetracht der teils nervigen Rücksetzpunkte im Sinne des Spielers sein sollte. E’Lara ist eine meisterhafte Bogenschützin, die aus der Distanz angreift und wenn möglich nur selten zum Nahkampf übergehen sollte, da ihre leichte Panzerung nicht sehr viele Schwerthiebe aushält. Caddoc ist da genau gegenteilig aufgebaut. Seine Armbrust will nur wenig Schaden verrichten, was aber nicht für seine geballte Muskelkraft gilt. Er ist immer an vorderster Front und zieht die Aufmerksamkeit der Widersacher auf sich. Wenn dieses Schema ausgenutzt wird, lässt sich Hunted: Die Schmiede der Finsternis durchaus bewältigen.

Später zieht der Grad der Schwierigkeit aber immer weiter an, was an den kontinuierlich stärker werdenden Gegnern liegt. Da ist es nicht mehr mit einfachen Attacken getan. Zum Glück verfügen beide Figuren auch über magische Angriffe, die nach und nach erweitert werden können. Durch das Finden und Aufsammeln von Kristallen lassen sich neue Fertigkeiten freischalten und später ausbauen. Einen arktischen Pfeil abzufeuern und die Möglichkeit, Blitze zu schleudern kann in einer Auseinandersetzung zum Beispiel ziemlich hilfreich sein. Die magischen Elemente bringen sicherlich keine grundlegenden Neuerungen mit sich, fügen sich aber sehr gut ins Spielprinzip ein.

Neben den actionsreichen Kloppereien bietet Hunted: Die Schmiede der Finsternis ebenfalls einige ruhige Momente. So werden im Laufe des Spiels kleinere Rätsel geboten, die es zu lösen gilt. An solchen Stellen kehrt das Spiel glücklicherweise oftmals von seinen sonst sehr linearen Linien ab und verschafft ein wenig mehr Freiraum. Schade nur, dass die Knobeleinlagen nicht gerade vor Finesse strotzen. So muss E’Lara häufig ihre Pfeile mit einer Flamme anzünden und dann bestimmte Gegenstände zum Brennen bringen, damit sich eine mystische Tür öffnet - dieses Prinzip ist schnell durschaut.

Screenshot: Hunted: Die Schmiede der FinsternisInteressanter gestalten sich da die Abschnitte, in denen beide Protagonisten miteinander agieren. Sie öffnen gemeinsam Türen, müssen sich in einigen Situationen Decken, damit der Partner zum Beispiel ein Geschütz bedienen kann oder lösen zum Teil auch die erwähnten Rätsel. Für ein Koop-Spiel tauchen solche Elemente zu vereinzelt auf. Weniger ist hier definitiv nicht mehr. Trotzdem bereitet es viel Freude, sich mit dem Mitstreiter durch die Welt von Hunted: Die Schmiede der Finsternis zu kämpfen. An einzelnen Stationen darf der Spieler zwischen den Figuren wechseln, was auch im Online-Bereich möglich ist. Dieser Teil präsentiert sich im besten Licht. Die KI ist zwar bis auf einige kleine Patzer durchweg gelungen, doch das Spiel mit einem realen Kumpanen erweist sich schnell als die bessere Variante. Die Absprache der Taktik ermöglicht nämlich ein recht intensives Spielerlebnis. Das will im Splitscreen allerdings nicht aufkommen. Natürlich muss man damit rechnen, dass das Bild recht klein ist, doch es bleibt schleierhaft, wieso die Bildschirmränder mit großen dunklen Balken ausgestattet wurden.

Die Kampagne bietet letztlich nur bedingt Abwechslung. Einerseits sind die Kämpfe schnell ausgelutscht und andererseits zieht sich die Handlung ziemlich in die Länge. Nett ist daher die Idee, fernab des Story-Parts einen Leveleditor zu integrieren, damit man sich ein eigenes Spielerlebnis schaffen kann. Leider geht das Konzept nicht auf. Man hat zwar einige Einstellungsmöglichkeiten, baut am Ende aber nur eine Aneinanderreihung von Räumen auf, in denen die Gegnermassen nur auf einen warten. Immerhin darf sich der Spieler auch die Karten anderer Personen herunterladen und im Online-Koop bewältigen.

Optisch ist Hunted: Die Schmiede der Finsternis nicht ganz auf Augenhöhe mit aktuellen Titeln. Dazu wurden zu viele Ungereimtheiten mit eingebaut. Die dunklem Verliese, Wälder und Städte sehen durchaus ansehnlich aus und passen bestens zur Atmosphäre. Schaut man jedoch etwas näher hin, präsentieren sich dem Spieler verwaschene Texturen, die fast schon Tränen in die Augen treiben. Außerdem wirken viele Effekte und Animationen veraltet. Die Bedienung dagegen lässt sich als gelungen bezeichnen. Die Steuerung ist präzise und geht gut von der Hand. Verliert man den Weg aus den Augen, genügt ein Knopfdruck und schon wird die Fährte vorgegeben, was die Handhabung verbessert. Der akustische Bereich kommt ebenso wenig zu kurz. Die bombastische Musikuntermalung setzt vor allem in großen Schlachten ein. Das gefällt und trägt viel zur Atmosphäre des Titels bei.

Fazit:
Viel Kritik die da auf Hunted: Die Schmiede der Finsternis einprasselt. Das soll aber nicht heißen, dass dieser Hack & Slay-Titel ein Reinfall ist. Das Spiel hat einfach viele kleine Macken, die den Spielspaß trüben – das und die Tatsache, dass keinerlei Innovationen eingebaut wurden, sind wohl die größten Probleme von Hunted: Die Schmiede der Finsternis. Mir persönlich hat das Spiel nach dem etwas zähen Einstieg durchaus viel Spaß gemacht. Besonders mit einem weiteren Freund im Koop kommen die positiven Eigenschaften zur Entfaltung. Möchte man den Titel aber lediglich alleine im heimischen Wohnzimmer spielen, dann lohnt die Anschaffung kaum. Sofern man jedoch über die Fehler hinwegsehen kann, wird für Fantasy-Fans ein solides Endprodukt geboten. – Daniel Dyba

Wertung: 7 / 10

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