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Testbericht: Silent Hill Origins

10. 03. 2008 | Kategorie: Testberichte

Immer dieser Nebel! Fans der Silent Hill-Reihe wissen natürlich sofort, wovon die Rede ist. Das mysteriöse Dorf mit dem friedvollen Namen treibt schon seit den Zeiten der Playstation 1 Fans des gepflegten Grusels regelmäßig Schweißperlen auf die Stirn. Silent Hill Origins erzählt die Vorgeschichte der bisherigen Spiele und, auch das ist neu, ist dabei gleichzeitig der erste Silent Hill-Ableger für eine portable Konsole. Aber kann ein Horror-Titel auch im kleinen Format die gewohnte Atmosphäre aufbauen? Wir haben es ausprobiert.

Screenshot: Silent Hill OriginsTrucker Travis Grady begeht den ultimativen Fehler: Nach endlos langen Stunden hinter dem Steuer seines 40 Tonners entschließt er sich, mitten in der Nacht eine Abkürzung durch das Städtchen „Silent Hill“ zu nehmen. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen: Plötzlich taucht ein kleines Mädchen auf der Straße auf. Travis steigt panisch in die Eisen und bringt seinen LKW gerade noch rechtzeitig zum Stehen. Das Mädchen ist allerdings spurlos verschwunden. Da kleine Kinder nachts nichts alleine auf Straße zu suchen haben, macht sich unser Held pflichtbewusst auf die Suche nach dem Mädchen. Während er also die Straße hinunter läuft, zieht plötzlich Nebel auf und Travis steht vor einem brennenden Haus. Was ist passiert? Gibt es Überlebende? Trotz der lodernden Flammen betritt er ohne zu zögern das Gebäude. Willkommen zurück in Silent Hill!

Screenshot: Silent Hill OriginsWas nach diesen ersten paar Spielminuten passiert, soll natürlich nicht verraten werden. Nur so viel sei gesagt: Fans der Serie werden sich sofort heimisch fühlen. Das liegt nicht nur an der wie üblich sehr bizarren Story, sondern auch am Gameplay insgesamt. Wie üblich steuert ihr den Helden in der dritten Person durch die einzelnen Abschnitte. Die Kamera lässt sich dabei nicht frei drehen, sondern wird fest in besonders dramatischen Blickwinkeln positioniert. Die klangliche Untermalung schwankt zwischen sehr ruhiger, depressiver Musik und absoluter Stille. Das Ergebnis ist wie immer ein beklemmendes Gesamtkunstwerk, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Während Travis also atmosphärisch einwandfrei die Geheimnisse der Stadt erforscht, fällt Kennern der Serie schnell ein weiterer Punkt ins Auge: Alles ist so wie immer. Konami hat sich für das erste portable Silent Hill auf keine Experimente eingelassen und hat sämtliche Spielelemente der Reihe auch in Origins verbaut. Ein Radio warnt Travis mit statischem Rauschen vor nahenden Feinden, eine Taschenlampe ist die meiste Zeit die einzige Lichtquelle. Auch das Inventar hat sich kaum verändert, selbst die Kartenansicht wurde unverändert übernommen.

Screenshot: Silent Hill OriginsLediglich an einigen Details durften sich die Designer auslassen: So muss sich Travis wie auch seine Vorgänger die meiste Zeit mit Nahkampfwaffen zur Wehr setzen. Allerdings haben diese in Origins nur eine begrenzte Lebensdauer. Nach ein paar Schlägen Richtung Gegner zerbrechen die Metallrohre, Holzlatten oder Spaten, und Travis sollte schleunigst das Weite suchen. Das führt einerseits dazu, dass die gefühlte Bedrohung um einiges steigt, allerdings kann es auch zu frustigen Momenten kommen. Da man für fast jeden Gegner eine neue Waffe braucht, sind Passagen mit mehreren Widersachern teilweise einfach in einem Anlauf nicht zu schaffen. In solchen Fällen sollte man sich zurückziehen, Gesundheit und Waffenvorrat auffrischen, um dann gestärkt zurückzukehren. Das bremst in einige Fällen etwas den Spielfluss, tritt aber zum Glück eher selten in Erscheinung. Außerdem liegen auch immer genug Gegenstände zur Verteidigung herum, sodass man sich zu keiner Zeit wehrlos fühlt.

Screenshot: Silent Hill OriginsNatürlich darf in einem Silent Hill-Spiel auch die bizarre Paralledimension nicht fehlen. In Origins betritt Travis diese mit Hilfe von Spiegeln. Wechselt der Held die Welten, findet er sich in einer schmutzigen, heruntergekommenen und rostigen Parallelwelt wieder, die nur so von bedrohlichen Kreaturen wimmelt. Wer erinnert sich nicht mit Grauen an die gesichtlosen und sich seltsam bewegenden Krankenschwestern? Diese und andere alte Bekannte laufen Travis regelmäßig über den Weg. Während er so zwischen den Welten wechselt, erforscht er nicht nur die Geheimnisse des unheimlichen Städtchens, auch mit seinem eigenen Ich muss sich unser Held befassen. Seine eigene schmerzliche Vergangenheit und sein zukünftiges Schicksal sind nämlich eng mit den Vorkommnissen in Silent Hill verbunden. Die Identifikation mit dem Protagonisten ist sehr gut gelungen: Travis ist kein strahlender Held, kein vor Kraft strotzender Siegertyp. Er ist ein Jedermann, der wie alle normalen Menschen in seinem Leben viele Fehler begangen hat. Das spannende Zusammenspiel zwischen Travis´ Psyche und der kranken Welt von Silent Hill macht den eigentlichen Reiz des Spiels aus und trägt den Löwenanteil zu der beklemmenden Atmosphäre bei.

Screenshot: Silent Hill OriginsZu einer gelungenen Atmosphäre gehört natürlich auch eine ansprechende Präsentation. Auch hier dürfen Fans der Serie aufatmen: Die Entwickler beherrschen die PSP wirklich gut und liefern ein Spiel, das sich vor den Serienvertretern auf der Playstation 2 nicht zu verstecken braucht. Besonders die Licht- und Schattenspiele von Travis´ Taschenlampe sind beeindruckend. Klangtechnisch spielt Silent Hill Origins ebenfalls in der ersten Liga: Neben der bereits erwähnten, sehr stimmungsvollen Musik sorgen auch die passenden Soundeffekte für eine wohlige Gänsehaut. Am besten, ihr genießt den Titel mit Kopfhörern in einem abgedunkelten Raum. Herzrasen ist garantiert! Silent Hill Origins wurde übrigens bereits für die Playstation 2 bestätigt: Einige leichte Verbesserungen sollen so auch Serienfans wieder an die Bildschirme locken, die keine PSP besitzen.

Fazit

Auch wenn dem geneigten Fan nicht wirklich etwas Neues geboten wird, macht Silent Hill Origins doch so ziemlich alles richtig. Allein die Story rund um Trucker Travis ist wieder ein absoluter Geniestreich. Die Achterbahnfahrt durch die menschliche Psyche ist für alle erwachsenen Spieler garantiert eine Erfahrung, die sie so schnell nicht mehr loslässt. Auch einige Designmacken wie die zerbrechenden Nahkampfwaffen und die nicht immer günstig positionierte, feste Kamera können den hervorragenden Gesamteindruck nicht trüben. Trotz aller Lobhudelei: Da nicht wirklich etwas Neues geboten wird und auch die gelungene Story einige Durchhänger hat, reicht es nicht für eine Wertung jenseits der 90 Prozent. Volljährige Freunde des wohligen Grusels sollten sich den Titel trotzdem nicht entgehen lassen, Fans der Serie haben eh keinen Grund zu zögern. Silent Hill Origins ist definitiv einer der besten PSP-Titel, die bislang erhältlich sind. Simon Weiß

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