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Testbericht: Spider-Man - Dimensions

13. 09. 2010 | Kategorie: Testberichte

Was würde so mancher Spieler nicht für ein gelungenes Spiel im Spider-Man-Universum geben, doch leider muss man sagen, dass gerade die letzten Ausflüge des roten Spinners mehr oder weniger ein Reinfall waren. Spielerisch und technisch konnten die letzten Spiele nur bedingt überzeugen. Ob das bei Dimensions wohl besser geklappt hat?

Der neue Titel ist, zumindest was den Helden an sich an geht, der wohl umfangreichste Ableger der Reihe, denn hier gibt es nicht nur einen Helden, sondern gleich vier an der Zahl. Das hängt mit den verschiedenen Dimensionen zusammen, welche, wie der Untertitel schon verrät, thematisiert werden. Es wurde nämlich ein mystisches Artefakt per Zufall zerstört und in viele Kleinteile zerlegt. Das Problem dabei ist nur, dass sich die Teile nicht auf eine einzige Dimension beschränkt haben, sodass Spider-Man an vielen Orten aktiv werden muss. Oder besser gesagt: In vielen Parallelwelten. Die Entwickler haben sich mit dieser Story weit aus dem Fenster gelehnt, doch das Resultat kann sich sehen lassen, denn so hatten sie die Möglichkeit, das gesamte Universum der Spinne zu erkunden.

Die Folgen liegen auf der Hand: Neben dem normalen Spider-Man gibt es im Spiel noch Venom, also das schwarze Kostüm in, in einer alternativen Realität zu spielen. Damit aber nicht genug. In der Noir-Dimension wartet ebenfalls ein Spinner auf seinen Einsatz und in der Zukunft will Spider-Man 2099 seine Artefakt-Splitter finden.

Das Konstrukt bedeutet aber nicht nur, dass man vier verschiedene Charaktere von Peter Parker kennenlernt, sondern auch, dass es vier verschiedene Gameplay-Typen gibt. Der Noir-Spider-Man schleicht im Dunkeln und hat im direkten Kampf kaum eine Chance, der normale rote Spider-Man ist quasi der Durchschnitt aus allen anderen spielbaren Charakteren. Die Zukunfts-Spinne kann die Zeit ein wenig verlangsamen und Venom hat einen Wutmodus, in welchem er einfach alles kurz und klein schlagen kann.

Schlagen. Ein gutes Stichwort. Denn die meiste Zeit verbringt man in Spider-Man: Dimensions genau damit. Es ist nämlich so, das jeder Splitter bei einem Erzfeind gelandet ist – und jeder Erzfeind hat natürlich auch seine Schergen. Und die wollen ausnahmslos vermöbelt oder in Spinnennetze eingetütet werden. Hin und wieder wollen einige Zivilisten gerettet werden, doch echte Rätsel gibt es in diesem Spiel nicht. Dafür gibt es aber mächtig gut in Szene gesetzte Bosskämpfe, welche am Ende auch den Reiz des gesamten Spielgeschehens ausmachen.

Ganz egal, welchen Bösewicht ihr gerade im Kopf habt, die Wahrscheinlichkeit, dass er in Dimensions vertreten ist, die ist nicht gerade gering. Die Liste der Oberschurken liest sich dabei wie ein Who ist Who der schweren Jungs aus Comics: Von Electro über Vulture, bis hin zu Mysterio und Hobgoblin – sie sind alle mit von der Party. Die Kämpfe gegen die Superschurken haben es in sich: Auf den Hobgoblin wollen zum Beispiel die Granaten zurückgeworfen werden, die er nach der Spinne wirft. Und Sandman verträgt kein Wasser, weshalb er nach Möglichkeit stets nass gemacht werden sollte. Electro dagegen wird im Optimalfall dazu verleitet, einen kompletten Staudamm einzureißen, sodass er im wahrsten Sinne des Wortes gegrillt wird. Die Bosskämpfe sind dabei immer wieder in die Länge gezogen und bieten Unterhaltung für eine ganze Weile, denn einfach sind sie in der Regel nicht. Aber spaßig. Und das ist ja bekanntlich, was zählt.

Eine wichtige Entscheidung der Entwickler war es übrigens, sich von einer offenen Spielwelt zu verabschieden. Und es war genau die richtige Entscheidung, da Spider-Man: Dimensions auf diese Art und Weise einen roten Faden verliehen bekommen hat, welcher dafür sorgt, dass es nie zu Langeweile kommt. Stets weiß der Spieler genau, was es zu tun gilt und nie gibt es nichts zu tun. Die Entscheidung war aber auch dringend nötig gewesen.

Die Technik ist der Grund dafür. Da es vier verschiedene Dimensionen gibt, gibt es auch vier verschiedene Grafiksettings – und vier Städte, das wäre ja schon fast ein wenig utopisch gewesen. Die Noir-Dimension zum Beispiel ist in einen düsteren Look gehüllt. Die Welt sieht hier tatsächlich wie in einem Film Noir aus. In der Zukunft dagegen dominieren grellbunte Farben und überall leuchtet und blinkt es. Das Spiel setzt bei allen Welten auf eine stilistisch geniale Comicgrafik, welche den Anschein erweckt, ein Comic sei zum Leben erwacht. Die Optik passt einfach, egal in welcher Hinsicht. Beim Klang gibt es ebenfalls keinen Grund zur Klage. Die Musik ist unaufdringlich, passt jedoch stets zum Geschehen. Die Sprachausgabe ist, zumindest in der englischen Version, wahrlich gelungen. Gerade der Spinner selbst ist hier wunderbar vertont worden.

Fazit

Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert. Doch das Warten hat sich für Fans auf jeden Fall gelohnt. Spider-Man: Dimensions ist endlich, nach Jahren der Enttäuschungen, wieder ein gutes Spiel mit dem roten Klettermax geworden. Es bietet viel Action, eine schicke Optik und einen tiefen Einblick in die Welt der verschiedenen Dimensionen der Spinne. Wer aber ein geistreiches Werk, mit tiefgründiger Story, ganz besonders viel Abwechslung und intelligenten Gegnern hofft, der sollte lieber die Finger von diesem Werk lassen. All das will es nämlich gar nicht sein. Am Ende ist es ein Spiel für Fans – und die werden es mögen. Michael Hoss

Wertung: 7 / 10


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