Testbericht: Super Mario Galaxy 2
Mario ist wieder da! Und diesmal sogar schneller als sonst. Wer nämlich die Veröffentlichungspolitik von Nintendo kennt, weiß, dass man sich mit den Cash-Cow-Marken wie Zelda, Metroid oder eben Super Mario immer sehr viel Zeit nimmt. So ist es recht ungewöhnlich, dass Mario schon nach zwei Jahren auf Nintendos Heimkonsole zurückkehrt. Ist Super Mario Galaxy 2 ein Schnellschuss oder kann Nintendo die Qualität des fantastischen Vorgängers halten?
Princess Peach schreibt Mario einen Brief: „Ich habe Kuchen gemacht. Komm in mein Schloss.“ Was wird wohl passieren, wenn Mario dort ankommt, fragt sich der geneigte Spieler. Natürlich: Bowser ist schon da und entführt die Prinzessin. Diesmal allerdings eine riesige Version des Bösewichts, der sie an einen abgelegenen Ort in der Galaxie verschleppt, den Mario unmöglich erreichen kann, es sei denn, er sammelt genügend Powersterne. Diese benötigt er, um den Antrieb seines Raumschiffes zu verbessern, das übrigens die Form seines Kopfes hat. Soviel zur Story, die wie in jedem Spiel mit dem dicken Klempner (und auch in der Realverfilmung) zu vernachlässigen ist.
Das Schiff ist Dreh- und Angelpunkt des Spieles. Gibt es dort anfangs noch nicht viel zu entdecken, bringt Mario nach und nach immer mehr Passagiere an Bord. Als Oberweltkarte dient das Schiff allerdings nicht: Eine Oberwelt wie die Sternwarte im Vorgänger wurde abgeschafft und durch eine übersichtliche Karte ersetzt, die sich in etwa mit der aus New Super Mario Bros. für den Nintendo DS vergleichen lässt. Eine weitere Änderung besteht darin, dass man nicht mehr in einer Galaxie bis zu acht Powersterne holen kann. Es gibt ein bis vier Sterne pro Galaxie zu holen, dafür warten weit mehr verschiedene Galaxien auf den Spieler. So muss ein und dasselbe Level nicht so oft gespielt werden und es kommt mehr Abwechslung ins Spiel.
Die zugrunde liegende Struktur wurde also verbessert, aber was kann Super Mario Galaxy 2 spielerisch? Nintendo hat es grandioserweise geschafft, den schon exzellenten Vorgänger noch einmal zu übertrumpfen. So gibt es neben den alten Kostümen, die schon aus Super Mario Galaxy bekannt sind, auch eine ganze Reihe neuer Klamotten für Mario: Mit dem Wolkenkostüm erschafft Mario Plattformen, um so an scheinbar unerreichbare Orte zu kommen, mit dem Bohrer gräbt er sich durch ganze Planeten. Das Steinkostüm ermöglicht es Mario, sich zusammenrollen und Gegner plattwalzen, etwa wie Major Ruin in Kameo.
Nicht zuletzt ist Marios Reittier zu erwähnen, das ihm schon seit den Zeiten des Super Nintendo treue Dienste erweist. Die Rede ist natürlich von Yoshi, der nach einer etwas längeren Ruhepause auf die Bildschirme zurückkehrt und diesmal mehr kann als in jedem anderen Mario-Spiel. Sobald der dicke Klempner auf den grünen Dino aufgestiegen ist, verwandelt sich der Stern-Cursor in einen roten Punkt, mit dem Yoshis Zunge gesteuert wird. Mit dieser kann er Gegner verschlucken und scheidet Sternteile aus. Außerdem können manche Gegner gezielt ausgespuckt und so als Geschoss verwendet werden. Das ist aber natürlich längst nicht alles, denn es gibt verschiedene Beeren, die Yoshi kurzfristig Spezialfähigkeiten verleihen. Isst er eine Chili, rennt er extrem schnell und kann sogar Steilwände nach oben rennen, ist aber sehr schwer zu steuern. Außerdem gibt es eine blaue Beere, die Yoshi kurzfristig wie einen Ballon fliegen lässt und die goldene Beere deckt Wege auf, die vorher nicht zu sehen waren. Sie ist unerlässlich, um durch die meisten Geisterlevels zu gelangen.
Trotz oder gerade wegen der vielen Neuerungen ist der Schwierigkeitsgrad im Gegensatz zum Vorgänger gestiegen. Die bekannten klassischen 2D-Einlagen, in denen auch oft die Schwerkraft geändert wird, sind noch schwieriger geworden. Aber auch in 3D werdet ihr nicht immer Freude haben: Zwar ist das Spiel zu keinem Zeitpunkt unfair, allerdings braucht man oft ein sehr gutes Auge und muss die Länge der Sprünge von Mario exakt einschätzen können, um zu überleben. Besonders schwierig wird es, wenn die so genannten Schabernack-Kometen auf den Plan treten. Diese ändern die schon besuchten Galaxien ab und fügen neue Aufgaben hinzu, sodass ihr entweder einhundert lila Münzen sammeln oder ein Level innerhalb eines sehr knappen Zeitrahmens meistern müsst. Am schwersten sind aber die „Daredevil-Runs“, in denen ihr kein einziges Mal getroffen werden dürft, weil Mario sonst sofort stirbt. Oft müssen unter diesen Umständen Boss-Gegner besiegt und zahlreiche Fallen überwunden werden. Für alle, die den ersten Teil nicht gespielt haben oder sich nicht zur Gemeinde der „Core-Gamer“ zählen, wird deshalb Hilfe angeboten: Nachdem ihr einige Male an derselben Stelle gestorben seid, erscheint Rosalina aus dem ersten Teil und fragt, ob ihr Hilfe braucht. Bejaht ihr dies, spielt das Spiel den Level automatisch für euch zu Ende.
Das Leveldesign von Super Mario Galaxy 2 ist wieder einmal sehr durchdacht und es macht viel Spaß, sich von Planet zu Planet zu schießen. Technisch ist das Spiel zwar nur im Detail besser, allerdings bot der Erstling auch schon sehr gute Grafik und war eines der ersten Spiele, die gezeigt haben, was auf Nintendos kleiner Konsole alles möglich ist. Die Melodien wurden auch teilweise vom ersten Teil übernommen, allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass sie Ohrwürmer sind und auch nach längerem Hören nicht auf die Nerven gehen.
Fazit:
Super Mario Galaxy 2 ist genau das geworden, was sich jeder Spieler davon erwartet hat: Eine konsequente Fortsetzung, die die (wenigen) Macken des Vorgängers ausmerzt und viele grandiose neue Spielelemente einführt. Böse Zungen, die im Vorfeld von einem Super Mario Galaxy 1.5 geredet haben, werden nun eines Besseren belehrt: Super Mario Galaxy 2 hat genügend neue Elemente, um dem Spiel seine eigene Daseinsberechtigung zu geben. Es fühlt sich einfach toll an, mit Mario Planeten zu erforschen und Powersterne zu sammeln. Nintendo beweist ein weiteres mal, dass ihre Spiele zum Besten gehören, was die Branche zu bieten hat. Wer noch keine Wii hat, sollte spätestens jetzt zuschlagen und sich am besten beide Teile von Super Mario Galaxy dazu kaufen. Benjamin Dross
Wertung 10/10