Testbericht: Tournament of Legends
Mit seiner Bewegungssteuerung ist die Wii nicht gerade prädestiniert für Beat'em Up-Spiele. Trotzdem existieren für Nintendos aktuelle Konsole bereits zahlreiche Genre-Vertreter. Mit Tournament of Legends, dem neuesten Werk aus dem Hause Sega, kommt nun ein weiterer dazu. Wie es mit der Steuerung klappt und ob das Spiel auch Beat'em Up Profis vor die Wii locken kann, erfahrt ihr in unserem Testbericht.
Bis auf die Steuerung, bei der natürlich auf die spezifischen Fähigkeiten der Wii eingegangen wird, handelt es sich bei Tournament of Legends größtenteils wirklich um ein reinrassiges Beat'em Up: Zwar gibt es auch einen Einzelspieler-Modus, bei dem ihr euch für einen der zehn Charaktere entscheidet und in der Folge bei steigendem Schwierigkeitsgrad auf alle anderen Charaktere trefft, der Fokus liegt aber eindeutig auf dem Mehrspieler-Part, bei dem zwei Spieler an einer Konsole gegeneinander antreten. Die Kämpfer verfügen dabei wie von einigen Genre-Vertretern bekannt über Waffen, die zudem unabhängig vom eigentlichen Charakter ausgewählt werden können. Gleiches gilt für die Zaubersprüche, aus denen jeweils einer pro Kämpfer ausgesucht werden darf. Unglaublich innovativ ist die Idee mit der Magie dann aber doch nicht, handelt es sich doch letzten Endes nur um eine andere Form von Spezialattacken.
Die Kämpfe spielen sich in bester Beat'em Up-Manier ab. Es wird geprügelt und gedroschen, bis einer der Beteiligten zu Boden geht oder die Zeit abgelaufen ist. An diesem Punkt kommt dann wirklich eine kleine Innovation ins Spiel, denn Tournament of Legends setzt nicht nur auf eine an die griechische und römische Mythologie angelehnte Fantasy-Welt als Setting, sondern inszeniert die Kämpfe ganz im Stil dieser Epochen als Dramen, die aus mehreren Akten bestehen. Zwischen den Akten erwarten euch Minispiele, in denen Gesundheit und Mana-Vorrat aufgeladen werden können. Hierzu müssen Joystick und Wiimote in jeweils vorgegebenen Richtungen bewegt, beziehungsweise geschwungen werden. Diese Form von Geschicklichkeits-Einlagen, die dadurch erschwert werden, dass linke und rechte Hand voneinander unabhängige Aktionen durchführen müssen, finden sich auch im eigentlichen Spiel wieder. Geht euer Kämpfer K. O., könnt ihr beispielsweise seine Gesundheit wiederherstellen, indem ihr WiiMote und Nunchuck in vorgegebene Richtungen schüttelt.
Ansonsten ist die Steuerung mittels der WiiMote im Großen und Ganzen gelungen. Während die Spielfigur per Joystick bewegt wird, lassen sich die beiden Hände des Kämpfers jeweils separat per Nunchuck und WiiMote "steuern". Mehr als ein Befehl zum Angriff -je nach Bewegung von oben oder von der Seite- lässt sich mittels der Bewegungssteuerung aber nicht ausführen. Verteidigungsaktionen, Spezialattacken und weitere Sonderbefehle werden mittels der verbliebenen Tasten ausgeführt. Wie es sich für ein klassisches Beat'em Up gehört, ist es zu Beginn nicht nötig, die genaue Funktion aller Tasten zu kennen. Durch eifriges Drücken und Schütteln der Steuerungseinheit lassen sich bereits erste Erfolge in den Arenen erzielen. Wer wissen möchte, welche Funktion sich genau hinter einer Taste verbirgt oder wie man möglichst effektiv kämpft, muss schon etwas mehr Zeit investieren. Hierzu bietet sich zum Beispiel der Trainingsmodus an, indem ihr nach einem kurzen Einführungsvideo, im dem die wichtigsten Befehle vorgestellt werden, unter Trainingsbedingungen kämpfen könnt. Im Klartext bedeutet das, dass die Kämpfe ohne Zeitlimit stattfinden und sich sowohl eure Spielfigur als auch der gegnerische Charakter im Laufe des Kampfes immer wieder regenerieren. Zum Üben ist der Trainingsmodus zwar ganz nett, das Video ist aber viel zu schnell vorbei, als dass man sich alle Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeiten einprägen hätte können. Zum Glück hat Sega aber nicht am Handbuch gespart, in dem eine Liste mit allen Befehlen enthalten ist. Tournament of Legends lässt sich übrigens wahlweise auch mit dem Classic Controller anstatt mit dem Nunchuck steuern. Die Tastenbelegung zu dieser Steuerungsmethode lässt sich ebenfalls im zwar dünnen, aber dennoch recht informativen Handbuch finden.
Im Laufe der Zeit offenbart das Spiel einige Feinheiten, die während der ersten Kämpfe nicht weiter auffallen. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass die Spielfiguren neben einem Gesundheitszustand auch über eine Rüstung verfügen, die im Laufe eines Kampfes Angriffe absorbieren und dafür Schaden nehmen kann. Das sorgt für taktischen Tiefgang, denn Schläge sind natürlich dann besonders verheerend, wenn sie auf eine Körperregion zielen, deren Rüstung bereits Schaden genommen hat. Allzu viel sollte man von derlei Taktik-Elementen aber nicht erwarten. Wesentlich interessanter sind da schon die interaktiven Umgebungen. Immer wieder kommt es vor, dass beiden Kontrahenten Schaden von außerhalb droht, weil beispielsweise eine riesige Krabbe in einer Unterwasserwelt angreift. Diesen Attacken lässt sich durch erfolgreiches Bestehen eines Minispiels ausweichen. Für Abwechslung während der Kämpfe ist also gesorgt, wozu auch die unterschiedlichen Waffen und Zaubersprüche beitragen. Langzeitmotivation entsteht beim Spielen von Tournament of Legends unter anderem aufgrund der Tatsache, dass einmal für einen Charakter freigeschaltete Waffen und Zaubersprüche erhalten bleiben. Auch ansonsten finden sich in den Menüs viele Informations- und Einstellmöglichkeiten. Dass man die Zahl der für einen Sieg benötigten Knock-Outs, die Zahl der Akte oder das Zeitlimit einstellen kann, sollte aber eigentlich selbstverständlich sein.
Technisch macht Tournament of Legends eine akzeptable Figur - natürlich nur unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit der Wii. Es sollte klar sein, dass auf Nintendos Konsole keine Wunder zu erwarten sind und sich Segas Spiel optisch nicht mit einem Tekken 6 messen kann. Für die Wii macht Tournament of Legends aber wirklich einen ordentlichen Eindruck und findet sich etwa auf dem Niveau von Monster Hunter Tri wieder. Besonders sehenswert sind die zahlreichen Slow-Motion Einlagen. Nicht nur dort spritzt jede Menge Pixelblut, der mythologische Ansatz beim Szenario hat Sega aber trotz allem eine USK 16 Freigabe beschert. Dies kann evt. am Comic-Stil des Spiels liegen, der im Eröffnungsvideo, aber auch bei der Präsentation der Kämpfer augenscheinlich wird. Die Sprachausgabe, die in der deutschen Version nur (oder glücklicherweise, je nachdem) in der englischen Original-Fassung enthalten ist, schlägt ebenfalls in diese Kerbe.
Fazit
Mit Tournament of Legends beschert Sega allen Wii-Spielern einen mehr als soliden Beat'em up-Titel für Nintendos Konsole. Auch wenn das Setting mit mythologischem Hintergrund im Stil von God of War sicher nicht jedermanns Sache ist, so gibt es spielerisch und technisch nur wenige Punkte, die Anlass zur Kritik bieten. Die Steuerung kann auch bei der Nutzung mittels Wiimote und Nunchuck überzeugen, da es beim Zuschlagen so gut wie überhaupt nicht auf die Form der Bewegung ankommt. Hektisches Gefuchtel mit den Controllern bleibt während der Kämpfe -mit Ausnahme der Minispiele- damit größtenteils aus. Auch die vielen mehr oder weniger innovativen Spielelemente wie Zauberei oder die interaktiven Umgebungen können überzeugen, so dass Tournament of Legends letzten Endes einen größtenteils positiven Eindruck hinterlässt. Mario Siewert
Wertung: 8/10