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Testbericht: Valkyria Chronicles 2

04. 10. 2010 | Kategorie: Testberichte

Mit Valkyria Chronicles lieferte Sega vor zwei Jahren ein großartiges Taktik-Rollenspiel ab, das auch bei der Fachpresse Höchstwertungen abstaubte. Und obwohl die Verkaufszahlen – vor allem in den USA – nicht wirklich überzeugen konnten, nahmen sich die Entwickler ein Herz und veröffentlichen 2010 das Sequel für Sonys tragbare Konsole, die PSP.

Valkyria Chronicles 2Wir schreiben das Jahr 1935. Krieg herrscht in ganz Europa. Doch es ist nicht unser Europa, sondern eine fiktive Version des Kontinents, in dem ein kleines Land namens Gallia zwischen die Fronten gerät: vom Westen her droht die Armee der Atlantic Federation, vom Osten her greift die Imperial Alliance an. Obwohl Gallia ein eher friedfertiges Land ist, werden sie von der Imperial Alliance wegen ihrer reichhaltigen Bodenschätzen angegriffen. Halb Gallia wird besetzt, bevor es dem legendären Kommandanten Welkins (dem Hauptcharakter des ersten Teils) gelingt, die Allianz zurückzudrängen und so für eine Beruhigung der Lage zu sorgen. Zwei Jahre später bricht ein Bürgerkrieg in Gallia aus, als sich die Herrscherin des Landes als eine der Darcsens ausgibt, ein mysteriöser und deshalb bei vielen Bewohnern Europas verhasster Stamm. Eine Gruppe Rebellen schließt sich zusammen, um etwas gegen die „Bedrohung“ durch die Darcsens zu unternehmen und die Macht über das kleine Land an sich zu reißen.

Valkyria Chronicles 2An dieser Stelle tritt unser Hauptcharakter Avan Hardins auf den Plan, der gleich zu Beginn von Valkyria Chronicles 2 eine Hiobsbotschaft erhält: Der Direktor der Lanseal Militärakademie teilt ihm mit, dass sein Bruder Leon im Kampf gefallen sei. Genaue Gründe könne er nicht nennen. Avan weigert sich, dieser Nachricht Glauben zu schenken und entschließt sich, ebenfalls der Akademie beizutreten. Auf diese Weise hofft er, Informationen darüber zu erhalten, ob sein Bruder wirklich gestorben ist und wer dafür verantwortlich ist. So beginnt Avans persönlicher Kampf gegen die Rebellen.

Am Anfang von Valkyria Chronicles 2 wird dem Spieler zunächst viel Geduld abverlangt, denn in den ersten Spielstunden klickt man sich fast nur durch (teils recht belanglose) Dialoge. Gibt es doch einmal einen Kampf, wird euch jedes Detail, auf das ihr achten müsst, in einem Tutorial erklärt. Wenn ihr allerdings erst einmal etwas weiter in der Story vorangeschritten seid, stellt sich schnell Routine ein und ihr werdet viel Spaß mit dem Titel haben. Euer „Tagesablauf“ in Lanseal ist übrigens immer ungefähr der gleiche: Nach einer Mission kann sich Avan ausruhen, woraufhin ihr euch über den Campus bewegen und Dinge erledigen könnt. So führt ihr lange Gespräche mit euren Klassenkameraden, investiert Geld in neue Waffen oder wertet die einzelnen Charakterklassen mit verdienten Erfahrungspunkten auf. Außerdem gib es den Briefing Room, in dem ihr Missionen annehmen könnt.

Valkyria Chronicles 2Sobald ihr eine der Missionen angenommen habt, müsst ihr euch dafür entscheiden, welche Mitglieder der Klasse auf das Schlachtfeld geschickt werden. Schon hier muss taktisch vorgegangen werden, denn es gibt fünf verschiedene Charakterklassen, deren Stärken individuell ausgenutzt werden müssen. So können Scouts zwar schnell und weit laufen, ihnen mangelt es allerdings an Widerstands- und Feuerkraft. Shock Trooper sind das Gegenteil: Ihnen fehlt es an Mobilität, aber mit ihren schweren Maschinengewehren richten sie großen Schaden an. Ingenieure sind echte Allrounder in der Versorgung anderer Einheiten: Sie heilen ihre Mitstreiter, bringen ihnen Munition oder reparieren Fahrzeuge. Außerdem gibt es die Klasse der Lancer, die Raketenwerfer tragen und bei Fahrzeugen großen Schaden anrichten können. Die letzte Klasse ist die der Armor Techs: Diese können nur im Nahkampf angreifen, sind aber durch ein Schild geschützt und können Landminen entschärfen. Alle Klassen können entwickelt werden, wenn die individuellen Mitstreiter Kampferfahrung sammeln. So kann beispielsweise ein Shock Trooper zu einem Commando ausgebildet werden. Dieser trägt dann einen Flammenwerfer und kann so besonders gut Bunker ausheben.

Valkyria Chronicles 2Das Kampfsystem wurde größtenteils aus dem Vorgänger für Sonys große Konsole übernommen. In jeder Runde bekommt man eine bestimmte Anzahl an Command Points (CP) zur Verfügung gestellt. Mit jedem CP kann eine Fußeinheit bewegt werden, Fahrzeuge benötigen meistens zwei CP. Ihr steuert euren gewählten Charakter direkt über das Schlachtfeld und versucht, deren Basen einzunehmen. Meistens besteht es aus mehreren Arealen. Zu diesen könnt ihr wechseln, wenn ihr bestimmte, markierte Basen übernehmt. Das Geschehen ist hoch taktisch und wenn ihr euch nicht gut genug verschanzt, werden eure Charaktere besonders im späteren Spielverlauf schnell das zeitliche segnen. Passiert dies, muss ein anderes Teammitglied erste Hilfe leisten, der Verletzte wird in das Krankenhaus von Lanseal gebracht und ist in der nächsten Mission wieder einsatzfähig.

Valkyria Chronicles 2Achtet bei der Aufstellung auch darauf, wie das Klima in der Klasse ist, denn eure Klassenkameraden mögen nicht jeden: Wo Avan wenig wählerisch ist und einfach jeden mag, haben die anderen ihre klaren Vorlieben und sollten zusammen auf das Schlachtfeld geschickt werden, denn so werden ihre Potentiale freigeschaltet. Kämpfen zwei Freunde Seite an Seite, verbessern sie die Werte von beiden und sie können beispielsweise besser zielen oder weichen gegnerischen Angriffen häufiger aus. Wer genug davon hat, alleine vor der PSP zu versauern, kann übrigens auch mit Freunden spielen. Das Spiel bietet einen kooperativen Modus, in dem ihr die Storymissionen auch zusammen absolvieren könnt. Außerdem kann man gegeneinander spielen und die eigene Armee gegen die eines Freundes antreten lassen. Der Multiplayer-Modus ist überraschend gut gelungen und motiviert ungemein.

Als Valkyria Chronicles 2 für die PSP angekündigt wurde, zweifelten viele Spieler: Wie viele Abstriche müssen durch die eingeschränkte Hardware gemacht werden? Die Antwort: Nicht viele. SEGAs Taktik-Rollenspiel ist sauber auf der PSP umgesetzt worden. Die Ladezeiten sind nicht allzu lange und verkürzen sich etwas, wenn ihr dass Spiel auf einem Memory Stick installiert. Die grafische Qualität ist für PSP-Verhältnisse gelungen und transportiert den einzigartigen Stil der Serie wirklich gut. Die Melodien sind schön anzuhören, können aber wegen der langen Spielzeit trotzdem auf die Nerven gehen. Auch die Soundeffekte sind gut umgesetzt worden, die piepsigen Stimmen der weiblichen Protagonisten wirken wegen dem ernsten Szenario aber teils fehl am Platz.

Fazit

Überraschenderweise ist Valkyria Chronicles 2 seinem Vorgänger fast ebenbürtig: Zwar wurde beim Kampfsystem etwas die Schere angesetzt, dies dürfte aber nur echte Kenner des ersten Teils stören, denn komplex sind die Kämpfe allemal. Die technische Umsetzung ist ebenfalls sehr sauber und lässt kaum Anlass zur Kritik. Leider wird das Spiel häufig zur Geduldsprobe, wenn ihr euch durch ellenlange und belanglose Dialoge klicken müsst oder euch in einem der Tutorials offensichtliche Dinge lang und breit erklärt werden. Ansonsten gibt es nicht viel Grund zur Kritik und geduldige Spieler werden sicherlich lange Zeit Spaß mit dem Titel haben. Wer allerdings nichts mit dem Anime-Stil am Hut hat und nicht einige Stunden investieren will, nur um das Kampfsystem zu lernen, sollte einen Bogen um dieses Spiel machen. Benjamin Dross

Wertung 8/10

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