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Blick über den Tellerrand: Railroad Tycoon - Das Brettspiel

13. 03. 2008 | Kategorie: Artikel

Mit Railroad Tycoon veröffentlicht Eagle Games eine der immer beliebter werdenden Umsetzungen eines Computerspiels als Brettspiel. Das Spiel fällt im ersten Moment durch das riesige Spielbrett auf, was jedoch nicht immer heißt, dass eine hohe Spieltiefe vorhanden ist.

In Railroad Tycoon ist es wie die Übersetzung des englischen Begriffes bereits erahnen lässt ihr Ziel, der erfolgreichste Eisenbahnmagnat im aufstrebenden Amerika des frühen 19. Jahrhunderts zu werden. Dieses wird durch ein insgesamt 114 mal 94 Zentimeter großes Spielbrett repräsentiert, das durch sechseckige Kästchen in Ebenen, Berge, Flüsse und Städte unterteilt wird.

Nicht nur im Spielfeld, sondern auch in der Komplexität des Spiels lassen sich Parallelen zu anderen Hexfeldstrategiespielen finden: Um zu gewinnen müssen sie die meisten Siegpunkte erreichen. Siegpunkte gibt es für die Auslieferung von Waren an Städte, die diese Waren benötigen. Die einzelnen Warentypen werden durch farbige Holzwürfel repräsentiert, die zufällig auf den ebenfalls farbig markierten, jedoch fest auf dem Spielfeld positionierten Städten platziert werden. Je mehr Städte eine Warenlieferung auf ihrem Weg zum Zielort passiert, umso mehr Siegespunkte werden unter den Spielern, deren Eisenbahnstrecken für den Transport genutzt wurde, aufgeteilt. Es gilt nun also anhand der vorliegenden Warenverteilung möglichst geschickt Eisenbahnstrecken zu erstellen, um anschließend die Waren über möglichst weite Strecken zu transportieren.

Pro Runde kann jeder Spieler jedoch nur eine Strecke bauen. Überschreitet diese eine Länge von 4 Schienenstücken, muss der Bau sogar in der nächsten Runde fortgesetzt werden. Gerade zu Beginn kann man allerdings sowieso nicht zu viel bauen, denn der Bau von Gleisstücken kostet je nach Untergrund eine mehr oder weniger hohe Summe an Geld. Dieses erhält man am Anfang nur durch die Ausgabe von Aktienzertifikaten. Von diesen kann man beliebig viele ausgeben und erhält jeweils 5.000 Dollar, muss jedoch auch 1.000 Dollar Dividende pro Runde zahlen. Es gilt also gezielt Investitionen zu tätigen, die garantieren, dass man genügend Einkommen hat, um die Dividenden zu bezahlen oder gar Aktienzertifikate zurück zu kaufen. Mit jedem gelieferten Warenwürfel erhöht sich nicht nur die Anzahl der Siegpunkte, sondern auch das Einkommen, das jedem Spieler zur Verfügung steht. Clevere Spieler achten darauf, dieses Einkommen möglichst schnell zu erhöhen, um dann schneller schuldenfrei zu sein.

Neben diesem grundlegenden Spielprinzip bietet Railroad Tycoon noch weitere teils optionale Spielelemente, die für zusätzliche Abwechslung sorgen: So gibt es zwei Punkte auf der Karte, an denen für einen nicht geringen Geldbetrag eine Verbindung nach Westen errichtet werden kann, an der Runde für Runde neue zu liefernde Waren eintreffen. Auch gibt es zahlreiche farblose Städte, die von den Spielern gegen ein gewisse Summe in Städte beliebiger Farbe gewandelt werden können und somit als Ziel der Warentransporte genutzt werden können. Eisenbahnbetriebskarten verschaffen einem Spieler einmalige oder dauerhafte Vorteile und auch die Vergabe von besonderen individuellen Spielzielen für die einzelnen Spieler ist möglich. Das Spiel endet, sobald eine von der Anzahl der Spieler abhängige Anzahl von Städten geleert wurde, in dem alle dort befindlichen Waren ausgeliefert wurden. In der Praxis endete das Spiel meist etwas zu früher und es empfiehlt sich, die Spieldauer bei Bedarf etwas zu verlängern.

Insgesamt haben es die Macher schön verstanden, dem Spiel strategische Elemente zu verpassen, die ihresgleichen suchen. Dies lässt sich nicht nur an der Möglichkeit erkennen, beliebig viel Geld durch die Ausgabe von Aktienzertifikaten zu erhalten, sondern auch daran, dass nicht reihum gespielt wird, sondern derjenige Spieler die Runde beginnt, der am meisten dafür bietet.

Der deutschen Version von Railroad Tycoon merkt man an, dass sie eine Übersetzung des englischen Originalspiels ist: Vor allen Dingen die Anleitung weist teils merkwürdige Wörter und Satzkonstrukte auf, die jedoch bei genauerem Lesen stets eindeutig sind. Die Ausstattung lässt trotz des umfangreichen Spielbretts etwas zu wünschen übrig, denn neben einem zweiten Aufbewahrungssack wären sicher auch schönere Markierungen der leeren Städte und Lokomotiven als die verwendeten Plastikminiaturen möglich gewesen, wenn man bedenkt, dass alle anderen Spielelemente aus Holz oder Pappe sind. Dafür kann nicht nur die Aufmachung des Spielfeldes, sondern auch die Gestaltung der Aktienzertifikate und Geldscheine überzeugen.

Fazit

Hardcore-Strategen werden an Railroad Tycoon sicher ihren Spaß haben, was nicht nur am gigantischen Spielaufbau, sondern auch an der Tatsache liegen dürfte, dass das Glück in Railroad Tycoon kaum eine Rolle spielt. Aber auch Durchschnittsspieler sollten sich vom umfangreichen Spielbrett nicht abschrecken lassen, denn das Spielprinzip ist nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Umsetzung des Computerspiels in ein Brettspiel ist Eagle Games also geglückt, was nicht nur Spieler des Originalspiels von Sid Meier freuen dürfte. Mario Siewert

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