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Video Games Live: Leipzig 2008

02. 09. 2008 | Kategorie: Artikel

Auch in diesem Jahr fand am Vorabend der Eröffnung der Games Convention ein Videospielmusik-Konzert in Leipzig statt. Anders als in den Jahren zuvor wurde diesmal jedoch kein eigens zusammengestelltes Programm im Gewandhaus aufgeführt, stattdessen wurde der prestigeträchtige Termin für das erste Deutschland-Konzert der "Video Games Live"-Show genutzt.

Bei "Video Games Live" handelt es sich um eine von den beiden Videospielmusik-Komponisten Tommy Tallarico und Jack Wall kreierte Veranstaltung, die orchestral eingespielte Musik moderner und klassischer Videospiele mit der Präsentation passender bewegter Bilder auf einer Großbildleinwand verbindet. Letztere dürfte auch der Grund für den Standortwechsel gewesen sein, denn Austragungsort des Deutschland-Debuts von "Video Games Live" war die Leipziger Arena, eine typische Multifunktionshalle. Selbige war zwar nicht vollständig besetzt, die Besucherzahlen dürften aber wesentlich höher als noch beim letzten klassischen Konzert im Gewandhaus gewesen sein, was sicher auch mit dem internationalen Bekanntheitsgrad der "Video Games Live"-Show zusammenhängen dürfte.

Die angeblich 4.000 Zuschauer wurden dann auch - so sie denn Videospieler waren - erstklassig unterhalten: Die Soundtracks zahlreicher bekannter Videospiele von Sonic the Hedgehog bis hin zu God of War oder Metal Gear Solid wurden vom Frankfurter Symphonieorchester unter der Leitung von Jack Wall und mit der erwähnten visuellen Untermalung aufgeführt. Hierbei handelte es sich bei neuen Spielen zumeist um zusammengeschnittene Videosequenzen, während bei älteren Titeln die Gameplay-Szenen häufiger im Vordergrund standen. Die aus den vergangenen Konzerten bekannte Atmosphäre wurde durch die Hinzunahme bewegter Bilder noch einmal verstärkt, die weniger festlich denn konzertartige Präsentation samt Scheinwerfern und Nebelmaschine tat ihr übriges, dass nicht nur zu Beginn und am Ende der Stücke, sondern bei vielen einprägsamen Stellen spontaner Beifall aus dem Publikum aufbrandete.

Abwechslung wurde dem Programm durch einige spielerische Einlagen verpasst: So durfte sich ein Zuschauer beispielsweise an einem überdimensionalen Space Invaders bei dem er das Raumschiff durch Bewegung seines Körpers steuerte versuchen, zwei Zuschauer durften gegeneinander in Frogger antreten und der zuvor in einem Guitar Hero-Contest ermittelte Gewinner durfte sich an einem Lied der neuen "Aerosmith"-Version des Spiels versuchen. Bei allen Einlagen winkten attraktive Preise, doch allein die Tatsache, dass die ganze Halle bei den allseits bekannten Spielen mitfieberte, sorgte für ein ganz besonderes Flair während dieser Programmpunkte.

Weitere mehr oder weniger außergewöhnliche Bestandteile der Show waren ein Mrs. Pac-Man-Video, das in der realen Welt spielte, und das Pausenvideo "Meine Kindheit in 5 Minuten", das Spielszenen aus einer Vielzahl der größten Spiele der vergangenen Jahrzehnte musikalisch untermalt präsentierte.

Zu den Höhepunkten von "Video Games Live" gehörten aber sicher die Auftritte des als "Video Game Pianist" bekannt gewordenen Martin Leung, der zunächst den Soundtrack von Final Fantasy am Keyboard spielte, später aber auch mehrere Soundtracks der "Super Mario" Reihe, teilweise mit verbundenen Augen oder auf Zuruf mit atemberaubender Geschwindigkeit spielte. Am Ende seines Auftritts tobte die Halle und verabschiedete ihn mit stehenden Ovationen.

Ein weiterer musikalischer Höhepunkt war sicher die "Video Games Live"-Weltpremiere des Soundtracks von Crysis, dem gleich ein Großteil des Crytek-Teams beiwohnte. Ebenfalls spektakulär waren die Performances der Soundtracks von Halo und Castlevania, bei dem Moderator und Produzent Tommy Tallarico es sich nicht nehmen ließ, Orchester und Chor auf einer elektrischen Gitarre zu begleiten - das Ergebnis konnte sich mehr als hören lassen und besonders die Interpretation des Halo-Soundtracks war laut Tallarico auch einer der Gründe, warum der Start der ersten "Video Games Live"-CD in Amerika im Juli mehr als erfolgreich verlief. Die nicht ganz mit dem Abendprogramm übereinstimmende, aber dennoch hörenswerte CD konnte dann am Abend auch für faire 15 Euro erworben werden. Bleibt zu hoffen, dass die nicht auf der CD enthaltenen Stücke des Konzertes auf der zweiten CD enthalten sein werden.

Fazit

Das Deutschland-Debut von "Video Games Live" hat die Erwartungen erfüllt. Trotz oder gerade wegen des Einsatzes visueller Effekte auf der Bühne, zelebrierten die Zuschauer an diesem Abend die Videospielkultur emotionaler als in den ebenfalls herausragenden, aber doch sehr konservativen Leipziger Eröffnungskonzerten der vergangenen Jahre. Youtube-Star Martin Leung sorgte mit seinen fantastischen Piano-Einlagen für die Krönung des Abends, den die anwesenden Videospieler wohl nicht allzu schnell vergessen werden. Mario Siewert

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