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Testbericht: Company of Heroes

24. 01. 2007 | Kategorie: Testberichte

Company of Heroes schickt sich nicht nur an, spielerisch weit mehr als nur ein weiteres Echtzeitstrategiespiel, das im zweiten Weltkrieg spielt, sondern gleichzeitig auch ein grafisches Meisterwerk zu sein.

Auch wenn es nicht selten vorkommt, dass ein Spiel bereits vor Erscheinen zum neuen Referenztitel gelobt wird und sich nach der Veröffentlichung nichts als Ernüchterung einstellt, lässt sich glücklicherweise sagen, dass "Company of Heroes" die selbstgesteckten Zielen größtenteils erreicht. Aber gemach, gemach: In dem von relic entwickelten und von THQ vertriebenen Echtzeitstrategiespiel übernehmen sie das Kommando über eine amerikanische Fallschirmspringerkompanie während des Normandie-Feldzuges im Jahre 1944.

Screenshot: Company of HeroesNach einem umfassenden Training, in dem sie nicht nur die grundlegende Steuerung, sondern auch den Aufbau einer Basis und den Einsatz von Fahrzeugen lernen, geht es in der Kampagne auch gleich richtig zur Sache: Obwohl sie in den meisten Missionen mit einer kleinen Gruppe von Fallschirmspringern agieren, spielt die erste Mission am Küstenabschnitt Omaha Beach. Spielerisch besteht ihre Aufgabe zunächst nur darin, möglichst viele Truppen bis zu den Deichen durchdringen zu lassen, aber die Entwickler nutzen gleich die erste Möglichkeit, um eine in einem Computerspiel selten so intensiv vermittelte Atmosphäre aufkommen zu lassen: Die atemberaubenden Zwischensequenzen stehen "Der Soldat James Ryan" qualitativ nur wenig nach und auch der gezielte Einsatz von Gewalt- und Blutdarstellungen trägt zur drückenden Atmosphäre bei. Bei all den Diskussionen um den Jugendschutz in Deutschland verwundert es daher schon, dass "Company of Heroes" in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben ist, während die internationale Freigabe nur ab 18 Jahren erteilt wurde.

Screenshot: Company of HeroesNach dieser ersten Einstimmung erwarten den Spieler weitere Missionen der 15 Einsätze umfassenden Kampagne, die größtenteils in Dörfern oder kleineren Städten, aber auch in der Nähe wichtiger Straßenzüge stattfinden. Das Spielprinzip ist dabei genau in der Mitte von "Commandos" und "Sudden Strike" angesiedelt: Einheiten bestehen je nach Typ aus einem oder mehreren Soldaten und können nur gemeinsam kommandiert werden. Dies stört nicht weiter, da die KI der eigenen Einheiten größtenteils fehlerfrei arbeitet und Einheiten stets in der bestmöglichen Deckung platziert. Spezialfunktionen wie der Einsatz von Granaten oder Sprengsätzen lassen sich über eine aus anderen Genre-Vertretern wohlbekannte Kontrolleiste am unteren Bildschirmrand abrufen. Da man stets mindestens eine komplette Einheit angewählt hat, wählt das Programm automatisch die Spielfigur aus, die die Spezialfunktion durchführt, während die anderen Truppen der Einheit dieser Feuerschutz geben.

Auch der Einsatz von schwererem Gerät wie MG-Stellungen, PAK-Kanonen oder Panzern ist denkbar einfach: Wie alle Einheiten kommandieren sie auch die schweren Unterstützungstrupps mit einem Rechtsklick zum jeweiligen Zielpunkt. Hält man die rechte Maustaste dabei gedrückt, lässt sich der Aktionsbereich der Einheit festlegen. MG-Stellungen können so beispielsweise bestimmte Straßenzüge überwachen, Panzer sich gegnerischem Feuer stets mit der Frontpanzerung stellen.

Screenshot: Company of HeroesAuch der Bau einer Basis wurde relativ problemlos ins restliche Spielgeschehen integriert, obwohl dieses Feature bei Echtzeitstrategiespielen, die im zweiten Weltkrieg angesiedelt sind, eher eine Seltenheit ist. Das Grundprinzip der Resourcenvergabe ähnelt dem guten alten "Z", denn in "Company of Heroes" ist die Karte ebenfalls in verschiedene Sektoren unterteilt, die dem jeweiligen Besitzer einen kontinuierlichen Fluss an Soldaten, Munition oder Treibstoff bescheren. Um einen Sektor zu erobern, muss das durch eine Fahne gekennzeichnete Zentrum von einem Trupp besetzt werden. Nach einer kurzen Zeitspanne befindet sich der Sektor daraufhin im Besitz des Spielers. Gehörte der Sektor vorher dem Gegner, dauert es entsprechend länger, diesen einzunehmen. Zentrum der Basis ist stest die Barracke, die in den meisten Missionen zunächst vom Spieler in einem leerstehenden Gebäude errichtet werden muss. In der Barracke lassen sich Pioniere ausbilden, die weitere Gebäude produzieren können, solange ausreichend Rohstoffe vorhanden sind. Einheiten die Verluste erlitten haben, lassen sich in der Nähe der Basis wieder auf volle Sollstärke aufrüsten. Der Nachschub erscheint dabei nicht etwas aus dem Nichts, sondern landet in Form weiterer Fallschirmspringer in der Nähe der jeweiligen Einheit.

Den Entwicklern von "Company of Heroes" ist die Gratwanderung zwischen taktischem Tiefgang und Spielbarkeit gut gelungen: Trotz der zahlreichen Spezialfunktionen und schweren Waffen, die von den Truppen aufgenommen werden können und dem durchdachten Basisbau spielt sich "Company of Heroes" nur selten langatmig. Der Spieler hat eigentlich immer etwas zu tun und der Vormarsch der Truppen zieht sich auch durch das Warten auf neue Einheiten kaum in die Länge. Unzählige Zwischensequenzen und gescriptete Ereignisse sorgen während der Kampagne zudem für zusätzliche Abwechslung.

Screenshot: Company of HeroesDie Grafik von "Company of Heroes" kann wirklich als atemberaubend bezeichnet werden. Objekte und Umgebung harmonieren perfekt miteinander und verschmelzen in einer für ein 3D Spiel nur selten da gewesenen Weise. Dies gilt auch für die Explosionen, die sich perfekt in die Spielwelt integrieren und zudem im wahrsten Sinne des Wortes bombastisch aussehen. Einstürzende Häuserbauten sind eines der besten Beispiele für die Harmonie zwischen Explosionen und Umgebung und suchen zumindest im Strategie-Bereich ihresgleichen. Erfreulich ist auch, dass das Spiel mit vergleichsweise geringen Systemanforderungen daherkommt. Auf unserem Testsystem (Pentium IV: 2,6 GHz, 1 Gigabyte RAM, ATI Radeon X800 Pro) lief das Spiel in 1280*1024 bei nahezu mittleren Details flüssig und sah zudem noch gut aus. Auffällig war nur die etwas schwache Texturauflösung der Umgebung im Vergleich zu den Spielfiguren, was sich aber nicht nur in den Zwischensequenzen als durchaus richtige Lösung erweist. Der Sound von "Company of Heroes" steht der Grafik in nichts nach: Effektvolle Klänge und die Rufe der Soldaten vervollständigen die geniale Stimmung, die durch die atmosphärische Musik erzeugt wird. Einige der Sprüche hätten aber ruhig etwas weniger klischeebehaftet ausfallen können.

Auch wenn die leider nur 15 Missionen umfassende Kampagne nicht wenigen Spielern sicher viel zu kurz vorkommen wird -was mehr an der Qualität, als an der Spielzeit selbst liegt- bleibt anschließend immerhin noch der Mehrspielermodus. Hier tritt der Spieler wahlweise alleine im Gefecht gegen bis zu 7 Computergegner an oder misst sich mit bis zu 7 menschlichen Spielern im Netzwerk oder online. Die mitgelieferten 15 Karten richten sich an unterschiedliche Spielerzahlen und dürften langfristig kaum ausreichen. Es sind jedoch bereits einige Mods zu "Company of Heroes" angekündigt, die auch sehr vielversprechend aussehen. Da sich Online-Spiele problemlos über die Lobby des Spiels erstellen lassen, steht abwechslungsreichen Langzeitgefechten im Netz nichts im Weg.

Fazit: Grandios inszeniertes Taktik-Spektakel

"Company of Heroes" überzeugt in allen Belangen: Die Story oder vielmehr Auszüge des zweiten Weltkrieges werden beinahe filmreif präsentiert, ohne dass dabei überzogene Anforderungen an die Hardware gestellt werden. Die Missionen spielen sich stets abwechslungsreich, lassen keine Langeweile aufkommen und geben dem Spieler genügend Freiraum um seine eigenen Taktiken zu entwickeln. Da die Steuerung vor allen Dingen das Kommandieren schwerer Waffen und Fahrzeuge erleichtert und die künstliche Intelligenz der eigenen und der gegnerischen Einheiten überzeugt, treten trotz des in einigen Schwierigkeitsstufen happigen Schwierigkeitsgrades eigentlich kaum Frustmomente beim Spielen von "Company of Heroes" auf. Für Fans von Spielen, die im zweiten Weltkrieg angesiedelt sind ist "Company of Heroes" daher ein Muss, aber auch alle anderen Strategen, die dem Szenario etwas abgewinnen können sollten in jedem Fall einen Blick riskieren. Mario Siewert

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