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Testbericht: Donkey Kong Country Returns

13. 12. 2010 | Kategorie: Testberichte

Nintendo hat im Laufe der Jahre unzählige Spieleserien veröffentlicht, die heutzutage als zeitlose Klassiker gesehen werden können. Viele dieser Reihen haben bereits Nachfolger oder Remakes erhalten, und so setzt Nintendo nun eines der besten Jump&Runs der neunziger Jahre um. Die Rede ist von Donkey Kong Country Returns, das vor kurzem für die Wii veröffentlicht wurde. Kann die Neuauflage genauso begeistern wie die Vorgänger, obwohl Rare, der Entwickler der alten Teile, inzwischen zu Microsoft abgewandert ist? Kann Retro Studios den Charme der alten Spiele einfangen und auf die Ansprüche des modernen Spielers zuschneiden?


Nachdem die Kamera durch eine Decke aus Wolken gefahren ist, tut sich vor uns eine schöne, kleine Tropeninsel auf. Die Idylle pur, sollte man meinen. Weit gefehlt: plötzlich bricht ein Vulkan aus, doch statt Gesteinsbrocken spuckt er kleine Wesen aus, die fliegen und die Tiere des Dschungels hypnotisieren. Sie bringen letztere dazu, den ganzen Bananenvorrat der Kongs zu klauen. Es dauert natürlich nicht lange, bis Donkey und Diddy Kong ihre geliebten krummen Früchte vermissen und so begeben sie sich erneut auf eine Reise, um ihre Bananen zurück zu bekommen und ganz nebenbei die Insel vor der dunklen Bedrohung zu retten.

Screenshot: Donkey Kong Country ReturnsSobald ihr das erste Mal ins Spielgeschehen geworfen werdet, fühlt ihr euch sofort heimisch: aus den Boxen schallt eine etwas modernisierte Version der Melodie vom ersten Donkey Kong Country und ihr steuert den riesigen Gorilla Donkey durch eine wunderschöne Dschungellandschaft. Diese ist vor allem deshalb so gelungen, weil sie Veteranen der Serie an die gute alte Zeit erinnert, ohne dabei altbacken zu wirken. Um euch noch weiter in die alte Zeit zurück zu versetzen, ist Donkeys Kumpel Diddy Kong natürlich auch wieder mit von der Partie, diesmal ist der kleine Affe allerdings passiver als in der Ur-Version: Donkey trägt ihn auf seinem Rücken durch die Levels und wird von Diddy lediglich durch sein Holz-Jetpack unterstützt, mit dem das Duo kurzzeitig durch die Luft gleiten kann. Wahlweise kann ein zweiter Spieler einsteigen, was das Spiel aber schwerer macht. Der Spieler, der Donkey Kong spielt, verfügt über kein Jetpack und muss so jede der kniffligen Sprungpassagen ohne Unterstützung überstehen. Außerdem wird ein Continue verbraucht, wenn einer der Affen stirbt. So werdet ihr schneller den Game Over-Bildschirm sehen, als euch lieb ist. Jeder der Beiden darf nämlich nur zweimal getroffen werden, bevor er das Zeitliche segnet. Continues werden wie gewohnt in Form von roten Luftballons dargestellt. Sollte einer der Affen verloren gehen, könnt ihr ihn wieder holen, indem ihr ein Fass mit der Aufschrift „DK“ zerstört.

Screenshot: Donkey Kong Country ReturnsDas großartige an Donkey Kong Country Returns ist nicht nur die Tatsache, dass Nostalgiker in den ersten Spielminuten feuchte Augen bekommen. Schließlich muss auch für Neulinge der Reihe etwas geboten werden. Die Entwickler haben diesen Spagat geschafft: Das Leveldesign ist exzellent gelungen, es gibt tonnenweise gut versteckte Goodies und Bonusbereiche, in denen ihr euch ein paar Extra-Bananen verdienen könnt. Der Wiederspielwert ist dadurch extrem hoch und ihr werdet das Spiel garantiert mehrmals aus dem Regal hervorkramen. Jump&Run-Neulinge seien aber gewarnt: Spätestens in der vierten Welt wird Donkey Kong Country Returns so schwer, dass selbst Profis Probleme bekommen werden. Hier kommen zum Beispiel die berühmten Lorenfahrten ins Spiel, die noch schwerer sind als in die schon happigen Sequenzen in den SNES-Vorgängern. Neue Vehikel werden auch geboten: Das Raketenfass zum Beispiel ist im ersten Moment schwer unter Kontrolle zu halten, weil es durch die Luft eiert. Habt ihr aber den Dreh raus, macht das fliegen unheimlich viel Spaß. Obwohl einige neue Fahrzeuge in Donkey Kong Country Returns enthalten sind, vermissen Fans eine Sache besonders schmerzlich, und das sind die berühmten Reittiere. Lediglich das Nashorn hat es in das Spiel geschafft, alle anderen Tiere wie der Vogelstrauß wurden wegrationalisiert. Hier hätten die Entwickler definitiv noch etwas Arbeit investieren können, um dieses Remake noch runder wirken zu lassen.

Screenshot: Donkey Kong Country ReturnsWem der Schwierigkeitsgrad von Donkey Kong Country Returns zu hoch ist, muss das Spiel (oder den Controller) nicht gleich wütend in die Ecke schmeißen: So bekommt ihr, wenn ihr zu oft das Zeitliche segnet, die Option angeboten, euch den Level vorspielen zu lassen. Nun rennt eine grauhaarige Version von Donkey durch die Levels und spielt den Level für euch zu Ende. Wer nicht zum zusehen verdammt sein will und das Spiel lieber auf eigene Faust durchspielen will, für den ist ein alter Bekannter da: Der grießgrämige Großvater Cranky Kong ist in jeder der acht Welten mit seinem Laden vertreten, in dem er allerlei nützliche Gegenstände verkauft, die aber jeweils nur einmal verwendet werden können. So finden Papageien wertvolle Puzzleteile für euch, ihr könnt jedem der Kongs ein Extra-Herz geben oder kauft euch eine Flasche Bananensaft, durch den ihr für kurze Zeit unverwundbar seid. Um zu bezahlen, müsst ihr Bananenmünzen sammeln, die überall in den Levels verteilt sind.

Auf der technischen Seite hat Donkey Kong Country Returns einiges zu bieten: Die Bewegungen der Primaten sind sehr glaubwürdig, die Hintergründe mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Das Flair der alten Teile wurde gut eingefangen und modernisiert. Auch die Gegner sind stets originell und abwechslungsreich. Die Hintergrundmusik erinnert stark an die Teile für das SNES und besticht durch Jazz-betonte Klänge.

Fazit

Donkey Kong Country Returns ist das Mekka für jeden Fan der Serie für Nintendos SNES. Doch nicht nur Nostalgiker kommen voll auf ihre Kosten: Auch diejenigen, die (aus welchen Gründen auch immer) die früheren Teile nicht gespielt haben, können Spaß mit diesem Titel haben. Das Leveldesign ist Spitzenklasse, die Grafik strotzt geradezu vor Details und die Herausforderung kommt auch nicht zu kurz. Gerade letzteres könnte allerdings bei vielen Spielern zu Frustmomenten führen, wenn man zum zehnten mal dasselbe Level spielen muss, vor allem weil die Rücksetzpunkte nicht immer fair verteilt sind. Trotzdem kann man Donkey Kong Country Returns jedem ans Herz legen, der gerne Jump&Runs spielt und dem die Spiele mit Mario oder Sonic zu leicht waren. Wer mit dem Genre noch nie etwas anfangen konnte, wird aber auch von diesem Spiel nicht bekehrt. Benjamin Dross

Wertung: 9/10

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