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Testbericht: Duke Nukem Forever

23. 06. 2011 | Kategorie: Testberichte

Hail to the King, Baby! Der Duke ist da. Es unglaublich. Nach weit mehr als einem Jahrzehnt in der Entwicklung ist der coolste aller Spielehelden zurück auf den Bildschirmen. Er hat einen Entwicklerwechsel, gleich mehrere Enginewechsel und sogar rechtliche Auseinandersetzungen mit dem Publisher überstanden. Doch war es die Mühe wert?

Screenshot: Duke Nukem ForeverDuke Nukem Forever beginnt, wie es beginnen muss: Mit einem Videospiel. Der erste Level ist zugleich der letzte Level des damaligen Vorgängers. Das Auge des einäugigen Monstrums, welches es zu besiegen gilt, wird stilgerecht auf einem Football-Feld ins Ziel gekickt. Die Kamera fährt aus dem Bildschirm raus und zeigt den Muskelprotz, wie er gerade das Spiel beendet hat. Natürlich mit zwei weiblichen Spielgefährtinnen zwischen den Beinen, welche mit ihren Mündern allerlei nette Dinge vollbracht haben. Die obligatorische Frage, die sie stellen? „Und? War das Spiel gut?“ Die Antwort folgt sogleich: „Nach mehr als zwölf verdammten Jahren sollte es das besser sein!“

Und es kommt, wie es kommen muss. Nachdem die Welt dem Duke nach der Rettung der Welt gehuldigt hatte, greifen die Aliens erneut an. Nach zwölf Jahren. Der Präsident will, dass der Meister der Vernichtung nicht einschreitet, doch er pfeift natürlich auf die Vorgaben. Schließlich entführen die Invasoren all die schönen Frauen, die er ja eigentlich gerne für sich hätte. Und seine Villa hätten sie wohl auch lieber nicht angreifen sollen. Die Folge: Er macht sich auf den Weg, die Invasion zu stoppen.

Screenshot: Duke Nukem ForeverSpielerisch ist Duke Nukem Forever gänzlich klassisch gehalten. Wer den modernen Einheitsbrei zu schätzen weiß, der wird mit dem Oldschool-Titel nur wenig anfangen können. Gegner kommen hier noch in Wellen, sind in ihrer Zahl aber vorgegeben. Keine bombastische Inszenierung um spielerische Schwächen zu vertuschen und auch ein eher gemächliches Movement dominieren das Gesamtbild. Einzig und allein die Lebensenergie, die sich von selbst wieder aufladen kann und die Tatsache, dass jeweils nur zwei Waffen gleichzeitig mitgeführt werden können, sind den modernen Ablegern des Genres geschuldet. Ausgerechnet die beiden Punkte, welche bei den Fans der alten Schule nicht unbedingt Anklang finden dürften.

Keine Frage: Duke Nukem Forever ist in keiner Weise innovativ. Es ist sogar vielmehr ein Rückschritt. Und nein, es ist auch nicht wirklich kreativ. Es hebt sich durch andere Werte von der Masse ab. Nämlich durch den Protagonisten, dessen Parodie auf die Actionhelden der alten Zeit nach wie vor funktioniert. Allgemein ist es der Humor, der den Duke dieses Mal so besonders macht. Zahlreiche Gags und das knallhart durchgezogene Machogehabe sorgen für Unterhaltung. Beispiele gefällig?

Screenshot: Duke Nukem ForeverStatt wild schreiend mit den Händen fuchtelnd von einer Explosion weggeschleudert zu werden, erhebt der Duke noch einmal den Mittelfinger zum Abschiedsgruß. Im Strip-Lokal liegen Flyer aus für den Tampon-Day, Ratten lassen sich in Mikrowellen verarbeiten und jede Figur im Spiel huldigt dem Spieler. Immer wieder gibt es dazu verdammt lässige Sprüche zu hören. Ein dreibusiges Alienmonster? „Ich würde es immer noch flachlegen“, intoniert der Duke. Aber auch Klassiker der Marke „Come get Some!“ oder „I'm here to chew bubblegum and kick ass. And I'm all outta gum...“ sind wieder mit dabei. Liebhaber werden auch die neuen Sprüche sogleich vergöttern. Und es sind viele an ihrer Zahl.

All die Gags, Flachwitze und Schenkelklopfer sind es am Ende auch, die über ein durchwachsenes Leveldesign hinwegtäuschen können. Denn das ist nur bedingt gelungen, was vermutlich an den Problemen während der Entwicklung des Spiels liegt. Manche Abschnitte sind wunderbar gelungen, doch gerade die Außenlevel sind mitunter gruselig unterirdisch ausgefallen. Doch Fans der ersten Stunde werden über all diese Macken ohne größere Schwierigkeiten hinwegsehen können.

Screenshot: Duke Nukem ForeverAuch über die stark gealterte Technik. Nein, Duke Nukem Forever ist nicht schön. Natürlich, so mancher Abschnitt wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Mit vielen kleinen Dingen ausgestattet. Doch oftmals ist der Titel auch überaus hässlich. Da fallen kantige Objekte, miese Charaktere und auch schwache Texturen nicht nur ins Auge, nein, sie springen den Spieler quasi aggressiv an und weisen noch einmal extra darauf hin, wie schlecht sie tatsächlich sind. Aber auch hier gilt: Oldschool-Liebhaber mit einem Faible für Retro werden auch diese Macken ignorieren können. Zumal der Sound eine wahre Wucht ist. Die Stimmen der Frauen sind treffend quickig in Szene gesetzt, so wie es in die Macho-Welt des Duke eben passt. Und er hat seine markante Stimme behalten. Im Deutschen wird er allerdings von Manfred Lehmann, der Synchronstimme von Bruce Willis gesprochen. Aber echte Fans werden Duke Nukem Forever natürlich auf Englisch genießen. Keine Unterschiede gibt es dagegen bei der Musik. Die ist in beiden Versionen identisch. Und in beiden Versionen ein echter Ohrwurm. Altbekannt und dennoch frisch.

Was bleibt ist ein Shooter, der für Fans gemacht wurde. Oder nein: Der eigentlich so nicht mehr hätte erscheinen sollen, doch Gearbox und Publisher Take-Two wollten den Fans am Ende doch noch geben, worauf sie so lange gewartet haben. Vom Schrumpf-Abschnitten über wilde Jeep-Eskapaden in der Wüste bis hin zu dicken Endbossen und einem Besuch im Strip-Lokal ist eigentlich alles dabei, was Fans sich nur wünschen können. Aber Obacht: Wer nicht mit dem Duke aufgewachsen ist, der wird mit Duke Nukem Forever rein gar nichts anfangen können. Denn es ist ein Spiel für Fans. Und gerade jüngere Generationen dürften nur mit Unverständnis reagieren.

Fazit:
Schon das Menü lässt mich nostalgisch werden. Diese Musik! Dieser Held! Mein Kindheitsheld. Der Duke ist zurück. Endlich. Es hat so lange gedauert. Doch er hat es geschafft, wenn auch auf Umwegen. Duke Nukem Forever ist alles andere als perfekt. Es ist auch nicht sonderlich gut. Doch diese Sprüche, dieser Humor, dieser nicht vertuschte Sexismus und Patriotismus, diese urklassische Spielwelt – sie haben es mir angetan. Für treue Duke-Anhänger ist dieses Kapitel ein Pflichtkauf. Jeder andere Spieler sollte allerdings dringend die Finger davon lassen. Um einen kleinen Gag zu wahren, verpacken wir derweil die Wertung dieses Mal im Fazit. Von uns bekommt Duke Nukem Forever insgesamt sieben von zehn Punkten.

Wertung: 21 / 10

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