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Testbericht: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1

16. 12. 2010 | Kategorie: Testberichte

Der Film ist in den Kinos ein voller Erfolg. Da freuen sich die Fans natürlich auf das dazugehörige Spiel. Und die bisherigen Umsetzungen auf die Spielemaschinen von Harry Potter waren zwar durchwachsen, aber nie wirklich schlecht. Ob wohl auch Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 dieser Tradition folgt?

Screenshot: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1Die Antwort liegt auf der Hand: Stupor. Wer das jetzt nicht auf Anhieb versteht, dem wollen wir in den folgenden Zeilen eine Erklärung bieten. Die Geschichte von Harry läuft auch im Spiel auf einen direkten Konflikt mit Erzfeind Voldemort hinaus. Was im Film relativ schnell klar wird, wird im Spiel mal eben unter den verstuporten Teppich gekehrt. Völlig willen- und zusammenhangslos wirft das Spiel den Käufer an verschiedene Settings, lässt ihn seltenst dämlich banale Aufgaben erledigen und nervt mit nicht vorhandenen Erklärungen. Wer weder Film gesehen, noch Bücher gelesen hat, der würde selbst mit hellseherischen Fähigkeiten keinen blassen Schimmer haben, was zum Stupor da eigentlich vor sich geht.

Viel grausamer ist allerdings die eigentliche Umsetzung. Die besteht nämlich aus Stupor. Und wer sich bis jetzt gewundert hatte, was wir mit diesem Wort eigentlich sagen wollen, das lösen wir nun auf. Es gibt in der Welt von Harry Potter nämlich einen Zauberspruch. Und der heißt Stupor. Er dient dazu, Gegnern zu schaden. Und er wird im neusten Spiel bis zum Exzess gefeiert, da er als Schusswaffe dient. Da immer wieder Gegner auftauchen, muss der Zauber immer und immer wieder zum Einsatz kommen. Das ist ein wenig wie in einem Shooter. Da feuert man ja auch immer wieder aus der Pistole. Der Unterschied ist nur, dass man dabei nicht ständig „Pistolenfeuer“ schreit. Und das bei jedem Schuss. Doch genau das tut Harry. Genau das tun seine Widersacher. Sie benennen ihre Zauber, wenn sie diese einsetzen. Das mag für angehende Zauberlehrlinge „realistisch“ sein, doch für den Spieler ist das eine seelische und körperliche Qual.

Screenshot: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1Beispiel gefällig? Stupor! Stupor!! Stupor! Stupor!! Stupor! Eine kurze Pause tritt ein, ein neuer Gegner tritt auf. Stupor! Stupor! Stupor!!! Stupor! Stupor! Stupor!! Supor! - Und so geht es das gesamte Spiel über. Wer allein schon den Anfang des Spiels ohne geistige Schäden (Oder ohne einen Hörsturz) überlebt, gehört gefeiert. Da braust Harry mit Hagrid in seinem fliegenden Motorrad, gejagt von den bösen Todessern, durch die Lüfte. Des Spielers einzige Aufgabe besteht darin, diese bösen Buben vom Himmel zu holen. Mit Stubor. Stubor hier, Stubor da. Und immer wieder erklingt es aus den Boxen. Stupor. Ein Wort, ein Spiel.

Wäre das nicht schon Qual genug, weist das Spiel aber auch an anderen Stellen schwerwiegende Macken auf. Da wäre die zunächst erwähnte Geschichte, die im Spiel keine solche mehr ist, sondern eben nur eine Aneinanderreihung verschiedener Orte um so etwas wie ein Versuch einen Spielfluss vorzugaukeln. Doch die Liste geht weiter. Aus völlig unerfindlichen Gründen wechselt das Spiel immer wieder zwischen der ersten und der dritten Person hin und her. Je nachdem, in welchem Abschnitt man sich gerade befindet. Je nach Art ändert sich dann auch die Präzision der Steuerung, wobei diese tatsächlich niemals wirklich optimal ist. Allein zwischen den Zaubern hin und her zu wechseln gestaltet sich schon als nervtötende Herausforderung.

Screenshot: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1Dazu kommt dann auch noch ein unfaires Speichersystem, welches an manchen Stellen alle fünf Sekunden einen Reset-Punkt generiert, an anderer Stelle (meist an besonders langweiligen Abschnitten) aber keinen Freiraum zum Sterben oder zur eigenen Entdeckung gewährt. Doch es geht noch weiter! Die Technik ist, ganz und gar abseits vom Sound, der ja wie schon beschrieben eine Tortur darstellt, ebenfalls ein echter Schocker. Im negativen Sinne wohlgemerkt. Hässliche Charakter, peinliche Animationen und unterirdische Texturen in den meisten Abschnitten grenzen an mancher Stelle schon an Augenkrebserreger. Da nützen auch einige nette Effekte nicht mehr allzu viel, zumal die Kattenglättung ein schlechter Witz ist.

Was bleibt ist kein mulmiges Gefühl, sondern die absolute Gewissheit, dass Publisher Electronic Arts im Falle von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 eine reine Geldkuh zum Melken in die Läden gestellt hat. Hier stimmt einfach rein gar nichts. Weder Grafik, noch Geschichte und ganz bestimmt nicht der Sound oder das Gameplay als solches. Der Titel ist eine einzige Katastrophe, die selbst für Fans als abschreckendes Beispiel dienen sollte, was aus einer mächtigen Lizenz im Falle von Zeitdruck und unfähiger Entwickler entstehen kann.

Willkommen zur Beerdigung des Spiels!Fazit:
Ich muss gestehen: Ich habe Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 nicht bis zum bitteren Ende gespielt. Zu qualvoll war das Erlebnis. Zu sehr hat es sich schon in mein Gedächtnis gebrannt. Es war die reinste Hölle. Es ist ja allgemein bekannt, dass christlich fundamentalistische Gruppierungen immer wieder Kritik an Harry Potter üben. Wegen Verharmlosung des Okkulten. Sie sollten vielleicht die Taktik ändern, wenn sie die Leute von Harry abbringen wollen. Vielleicht wäre es klug, einfach jedem Harry-Fan dieses Spiel zu schenken. Ich gehe jede Stupor-Wette ein, dass danach ein jeder Anhänger von seinem Leid geheilt ist. Ich hoffe ja nur, dass es beim Spiel nicht auch noch einen zweiten Teil geben wird. - Michael Hoss

Wertung: 1 / 10

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