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Testbericht: ModNation Racers

27. 05. 2010 | Kategorie: Testberichte

Nintendo dominiert den Markt der Konsolen. Doch die Konkurrenz schläft nicht und Sony versucht nun sogar im traditionellen Gebiet der Japaner zu wildern. Auf die Fans von Mario Kart hat man es mit ModNation Racers abgesehen. Doch kann das Rennspiel, was in den zahlreichen Werbevideos begeistern konnte, auch auf lange Sicht überzeugen?

Das Spiel macht keinen Hehl daraus, wo es seine Ideen her bekommen hat: Auf den ersten Blick ist sofort klar, dass es sich hierbei um eine Mischung aus LittleBigPlanet und Mario Kart handelt. Im unkonventionellen Menü darf der Spieler ein wenig umherdüsen und zu den gewünschten Modi fahren. Vom Onlineshop, der gleich mit integriert ist, bis hin zum Karrieremodus und zum Editor darf alles frei Hand angefahren werden. Das ist nicht nur cool, sondern ersetzt auch dröge Menübildschirme.

ModNation RacersStets ist klar, was es zu tun gilt: Im Onlinemodus darf man gegen andere Fahrer antreten, in der Karriere schaltet man neue Gegenstände frei, welche man dann im Streckeneditor in eigenen Kreationen verbauen darf. Alternativ bekommt man aber auch neue Kostüme und Bauteile für den eigenen Charakter und dessen Fahrzeug. Das Designtool, um eben jene Figuren und Boliden zu erstellen, ähnelt dabei dem aus LittleBigPlanet. Somit sollten selbst absolute Anfänger keinerlei Schwierigkeiten haben, die wildesten Experimente durchzuführen, um sie dann zu nutzen. Allein in diesem mächtigen Tool kann der Spieler Stunde um Stunde verbringen, ohne auch nur einmal einen Blick auf die Rennstrecken geworfen zu haben.

ModNation Racers (Playstation 3)Und das wäre fast schade, denn die wurden mit viel Liebe zum Detail gebaut und gestaltet. Zumindest wirkt dies auf den ersten Blick so. Auf lange Sicht gesehen – und damit ist durchaus der Karrieremodus gemeint – vepufft die Abwechslung dann doch recht schnell. Das liegt daran, dass es vergleichsweise wenig Szenarien gibt und die Rennen insgesamt stets gleich ablaufen. Dennoch: Spaßig sind die Rennen eine ganze Weile. Um genau zu sein genau so lange, bis der Schwierigkeitsgrad massiv anzieht. Und das passiert dann auch schlagartig: Plötzlich bekommt die künstliche Intelligenz unfaire Vorteile wie den berühmten Gummibandeffekt in die Wiege gelegt. Die Entwickler haben es hier fast ein wenig übertrieben, sodass im späteren Spielverlauf mehr Frust als Lust herrscht. Zumal die Aufgaben, die es innerhalb eines Rennens zu erfüllen gibt, immer unrealistischer werden – neue Teile erspielt man sich ab diesem Zeitpunkt kaum noch.

ModNation Racers (Playstation 3)Spätestens dann widmet sich der Spieler den eigens entwickelten Strecken oder fährt spannende Rennen im Internet. Die sind dann wenigstens fair gehalten und ein jeder Mitfahrer hat die gleiche Chance auf den Sieg. Oder zumindest fast die gleiche Chance, denn in ModNation Racers lassen sich die Karten zu den eigenen Gunsten legen. Wie? Natürlich mit Waffengewalt. Wie bei vergleichbaren Spielen liegen auch hier zahlreiche nette Boni in der Gegend herum und warten nur darauf, vom Fahrerfeld aufgeklaubt zu werden. Hierbei haben sich die Entwickler allerdings noch eine zusätzliche taktische Komponente einfallen lassen: Wer spart, der bekommt stärkere Waffen. Will heißen: Es darf bis zu drei Mal über Power Ups gefahren werden. Dadurch laden sie sich auf und entfalten erst in der dritten und somit höchsten Stufe ihre volle Wirkung. Das führt unweigerlich dazu, dass spätestens in der zweiten Runde überall Raketen, Plasmageschütze und sonstige Dinge die Sicht erschweren und den eigenen Fahrstil stark behindern. Wer sich schützen will, der kann über Drift, Windschatten und vielseitige andere Punkte den Turbo aufladen, der zugleich auch als Energiequelle für einen Schild dient.

Trotz dieser interessanten Idee hat ModNation Racers auch im Mehrspielerbereich ein ganz großes Problem: Auch hier mangelt es nach einer gewissen Zeit an Abwechslung. Daran können auch die selbstgebauten Strecken nur wenig ändern, denn auch sie sind den gleichen Settings der Entwickler unterworfen, sodass es schon bald kaum noch etwas zu entdecken gibt. Hin und wieder findet sich eine wahre Perle – doch die meisten selbst konstruierten Werke gleichen sich wie ein Ei dem Anderen. Der Editor mag noch so mächtig sein, an ein Trackmania reicht er noch nicht heran. Nur eine Ecke simpler ist er.

ModNation Racers (Playstation 3)Technisch gibt sich das Spiel äußerst solide. Es ist aus optischer Sicht sicherlich kein absoluter Kracher geworden, doch passt die niedliche Grafik zur Aufmachung des Titels. Auch die Effekte sorgen für einen kunterbunt gefüllten Fernseher – nur die Texturen lassen an vielen Orten dann doch ein wenig zu wünschen übrig. Besser hört es sich da schon bei der Klangkulisse an. Die wartet mit stimmungsvoller Musik und lustigen Stimmen auf. Dass, was bei der Technik auch nach dem ersten Patch jedoch tierisch nervt, das sind die Ladezeiten. Bevor der Patch veröffentlicht wurde, konnte man sich während der Ladepausen getrost den ein oder anderen Kaffee kochen gehen. Zwar hat der Patch die Länge das Warten verkürzt, doch optimal ist das Ganze dann doch noch nicht. Da geht definitiv noch mehr.

Was bleibt also? Keine Frage: ModNation Racers ist ein nettes Spiel. Der große Wurf ist es aber nicht geworden. Dafür mangelt es an Abwechslung, dafür bringt es zu wenig eigene Ideen mit und dafür ist die Konkurrenz einfach einen Tick zu stark. Dennoch lässt sich auf dem Franchise aufbauen und der integrierte Shop wird von Sony sehr wahrscheinlich um brauchbare und sinnvolle Erweiterungen ergänzt werden.

Fazit:

Sony und ModNation Racers haben ein Problem: Klar, das Teil macht Laune. Es macht Spaß, mit den Waffen, derer es leider nicht viele gibt, auf den verschiedenen Strecken, denen es an Varietät mangelt, zu fahren und den ersten Platz, welcher oft leider viel zu schwer zu erreichen ist, zu belegen. Will heißen: An und für sich kann man Spaß haben, doch gibt es einfach Macken, welche den Spaß in Grenzen halten. Neben der vielfach erwähnten Abwechslung ist ganz besonders der Schwierigkeitsgrad ein solches Problem: Von der Aufmachung her richtet sich das Spiel eindeutig an Kinder, doch die werden vor Frust laut anfangen zu weinen. Und selbst beinharte Profis werden irgendwann Probleme bekommen. Gut, dass es da den Mehrspielermodus gibt. Aber hier ist dann wieder die Sache mit der Abwechslung ausschlaggebend. Insgesamt ist ModNation Racers sicher ein guter Zeitvertreib – doch da wäre eindeutig mehr drin gewesen. Michael Hoss

Wertung: 7/10

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