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Testbericht: Silent Hunter 4 - Wolves of the Pacific

17. 05. 2007 | Kategorie: Testberichte

Fans von Simulationen werden in letzter Zeit nicht gerade mit interessanten Titeln überhäuft. Zum Glück hält Ubisoft an der erfolgreichen Silent Hunter Serie fest, denn Silent Hunter 4 - Wolves of the Pacific ist ein Lichtblick für alle Genre-Liebhaber.

Am eigentlichen Spielprinzip hat sich auch im vierten Teil der Serie nichts geändert: Nachwievor schlüpfen sie in die Rolle eines amerikanischen U-Boot-Kommandeurs, der es während des zweiten Weltkriegs mit den japanischen Seestreitkräften aufnehmen muss. Die ersten Schritte lernen sie in der U-Boot-Schule, in der ihnen in 4 Tutorial-Missionen der Umgang mit dem U-Boot erläutert wird. Dies ist auch bitter nötig, denn da es sich bei "Silent Hunter 4" um eine reinrassige Simulation handelt, bedarf es mehr als ein paar Tasten, um im Gefecht die volle Kontrolle über das Schiff zu behalten.

Bereits in den Tutorial-Missionen offenbaren sich aber erste Fehler, denn die Teile der Mannschaft, die sich um die Bedienung der Artillerie- und Luftabwehrgeschütze des U-Boots kümmern sollten, gehorchen nicht immer ihren Befehlen. Haben sie das Schiff so ausgerichtet, dass die Geschütze in Richtung des Feindes zeigen, müssen sie den Feuerbefehl mitunter mehrmals erteilen, bis ihre Truppen das Feuer eröffnen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann im Ernstfall auch die Zerstörung ihres Schiffs bedeuten.

Screenshot: Silent Hunter 4Hat man die U-Boot-Schule beendet, bieten sich ihnen noch drei weitere Einzelspielermodi. Diese unterscheiden sich vor allen Dingen im Umfang der Missionen und dem Wiederspielwert: Während die Einsätze im Kampagnenmodus nicht nur sehr lange dauern, sondern sich ihr Verhalten auch dynamisch auf die folgenden Missionen auswirkt, handelt es sich im "Kriegspatrouille" genannten Modus um umfangreiche Einzelmissionen, bei denen teilweise unvorhersehbare Ereignise auftreten. Schnelle Missionen schließlich werden ihrem Namen nur bedingt gerecht, denn hierbei handelt es sich zwar um vergleichsweise kurze Missionen, die aber immer noch ein paar Stunden dauern können. Was soweit eindeutig klingt ist es auf den ersten Blick nicht, weil das deutschsprachige Handbuch andere Bezeichnungen für die Spielmodi verwendet, als das Hauptmenü des Spiels.

Screenshot: Silent Hunter 4Das eigentliche Spiel steuert sich vergleichsweise einfach: Das U-Boot unterteilt sich in mehrere Bereiche wie die Navigationskarte, das Deckgeschütz oder die Radarstation. Die Befehler der einzelnen Bereiche lassen sich über Reiter, die sich am unteren Bildschirmrand befinden, einblenden. Durch einen Doppelklick auf den jeweiligen Reiter kann man die jeweilige Station zur besseren Übersicht betreten. Grundlegende Funktionen wie die Motorleistung, die Fahrtrichtung und die Fahrttiefe lassen sich in allen Ansichten über drei Instrumente am unteren rechten Bildschirmrand steuern. Wie es sich für eine richtige Simulation gehört, können sie den Realismusgehalt des Spiels nahezu frei wählen. Hierzu stehen ihnen 13 Attribute zur Verfügung, mit denen sich einzelne Spielelemente wie die Einschränkung bestimmter Vorräte oder die Anzahl der verfügbaren Kameraansichten einschränken lassen.

Screenshot: Silent Hunter 4Die Missionen von Silent Hunter 4 - Wolves of the Pacific reichen vom Infiltrieren bestimmter Gewässer über die Zerstörung feindlicher Einheiten bis hin zum Geleitschutz für verbündete Flottenverbände. Positiv fällt auf, dass die einzelnen Missionen sich nicht linear abspielen, sondern der Spieler ein und die selbe Mission meist auf mehrere Varianten lösen kann. Auch wenn sich der Realismus wie bereits gesagt stark einschränken lässt, benötigt Silent Hunter 4 - Wolves of the Pacific in jedem Fall einige Einarbeitungszeit und vor allen Dingen viel Geduld: Oft dauert es mehrere Minuten, bis sie das U-Boot überhaupt in die Nähe des Missionszieles oder zumindest feindlicher Truppen manövriert haben. Anschließend bedarf es nicht nur viel Geschick beim Abfeuern der Torpedos, sondern vor allen Dingen auch einem schnellen Reagieren, falls man einmal entdeckt wird. Die wichtigsten Ausweichmanöver lassen sich zwar direkt per Knopfdruck von der Brücke aus durchführen, werden sie aber erst einmal vom Gegner mit Wasserbomben bekämpft, ist ihr U-Boot meist so gut wie versenkt. Nur in den wenigsten Fällen können sie sich mit Tauchkörpern retten, die den reellen Vorbildern ebenso detailgetreu nachempfunden sind, wie der Rest der eigenen und gegnerischen Kriegsmarine.

Neben dem unglaublich komplexen und realistischen Gameplay zeichnet sich Silent Hunter 4 - Wolves of the Pacific vor allen Dingen durch eine atemberaubende Grafik aus: Nicht nur der Seegang, sondern auch eigene und feindliche Schiffe können sich wirklich sehen lassen und wirken fast schon fotorealistisch. Torpedo-Einschläge und Detonationen stehen dem allgemeinen Erscheinungsbild in nichts nach und sorgen in den wenigen Gefechtsszenen für eine extrem authentische Atmosphäre. Der Sound steht der Grafik in nichts nach. Während die Effekte sich auf das wesentliche, also die Kampfhandlungen beschränken, überzeugt die Musik durch atmosphärische Klänge, die sich auf Kino-Niveau befinden.

Erfreulicherweise liegt dem Spiel neben einem 60 Seiten zählenden Handbuch und einer Seekarte des pazifischen Ozeans auch eine Referenzkarte bei, wie mancher Spieler sie aus den guten alten Zeiten kennen dürfte. Auf der ausklappbaren Papp-Broschüre sind nahezu alle Befehl auf zwei verschiedene Arten aufgelistet. Eingefleischte Silent Hunter Fans können neben der Standard-Version nicht nur eine den Soundtrack, ein umfangreicheres Handbuch und einen Aufnäher enthaltende Collectors Edition, sondern gar eine auf 3000 Stück beschränkte Limited Edition erwerben, die zudem ein Mauspad, einen Kugelschreiber und eine Münze enthält und in einer edlen Metall-Box daherkommt.

Fazit

Ubisoft dürfte mit Silent Hunter 4 - Wolves of the Pacific alle Anhänger komplexer, realistischer Simulationen überglücklich machen, denn der neueste Teil der Reihe ist ein nahezu perfekter Genrevertreter: Das Spiel besitzt eine unglaubliche Detailverliebtheit, denn selbst die unwichtigsten Merkmale einzelner Schiffe wurden von den Entwicklern so authentisch wie möglich umgesetzt. Erfreulich ist zudem, dass "Silent Hunter 4 - Wolves of the Pacific" trotz der eher kleinen Zielgruppe eine qualitativ mehr als hochwertige Grafik und eine epische Hintergrundmusik verpasst wurden, so dass das Spiel dem ein oder anderen ambitionierten Gelegenheitsspieler womöglich als Einstieg in das Simulations-Genre dienen könnte. Mario Siewert

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