Testbericht: Shadows of the Damned
In Zeiten von ewig langen Spieleserien und Remakes beliebter Klassiker, wird es immer seltener, dass komplett neue Titel in den Handel kommen. Das ist natürlich auch kein Wunder, denn Videospiele werden immer teurer und mit bekannten Franchises geht man ein wesentlich geringeres Risiko ein. Daher ist es für die Anhängerschaft des Videospielmediums immer wieder spannend, wenn ein frischer potenzieller Top-Titel erscheint.
Die Erwartungen an neue Titel sind stets hoch und werden nur selten erfüllt. Mit Shadows of the Damned will der Publisher Electronic Arts aber definitiv punkten und nicht in der Versenkung verschwinden wie so mancher heiß erwarteter Titel. Die Voraussetzungen, dieses Unterfangen zu bestehen, sind in jedem Fall schon einmal recht gut. Für die Entwicklung des Titels zeichnete sich nämlich Grasshopper Manufacture verantwortlich, die ihren Durchbruch vor einigen Jahren mit dem Titel killer7 erreichten. Mit an Bord bei diesem Projekt waren zudem einige bekannte Mannen aus der Videospielindustrie, die bereits in der Vergangenheit eine fabelhafte Leistung ablieferten. Shinji Mikami, der Erfinder der Resident Evil-Reihe und Akira Yamaoka, der die Musik für Silent Hill komponierte, arbeiteten mit an Shadows of the Damned. Diese Namen klingen äußerst verheißungsvoll, weshalb dem Projekt viel Aufmerksamkeit im Vorfeld zu Teil wurde.
Die Geschichte dreht sich um den südländischen Dämenonenjäger Garcia Hotspur, der das lustige Schnetzeln liebt, stets einen passenden Spruch parat hat und in seinem Job voll und ganz aufgeht. Er liebt aber nicht nur seine Arbeit, sondern auch seine Freundin Paula. So eine Lebensgefährtin macht ihn aber auch angreifbar. Eines Tages ist es auch soweit und seine Geliebte wird vom Herrscher der Unterwelt in die Hölle gezogen. Ohne mit einer Wimper zu zucken springt der Protagonist hinterher und landet in der Finsternis. Das ist jedoch kein Grund um zu verzagen, denn für ihn wird die Dämonenhatz jetzt erst richtig lustig. Gemeinsam mit dem ehemaligen Dämon Johnson, der die Form eines schwebenden Totenschädels hat, machen sie sich auf den Weg, um Paula aus den Fängen des dunklen Herrschers zu befreien.
Vielleicht ist die Story nicht sonderlich originell oder gar spannend, aber das tut der Freude absolut keinen Abklang. Das, was den Spieler in Shadows of the Damned erwartet, ist nämlich ein wilder Ritt durch die Eingeweide der Hölle, der nicht den Anspruch hat, wirklich gruselig zu sein, sondern eher in eine humoristische Richtung geht. Bei Shadows of the Damned bleibt kaum ein Auge trocken, wenn sich Garcia und Johnson unterhalten, denn letztlich dreht sich bei den beiden alles nur um das Eine. So erwarten einen ständig lustige Anspielungen, die dank der hervorragenden englischen Synchronisation stets einen Treffer landen. Garcia weiß mit seinem Südländer-Akzent zu überzeugen, während Johnson seine Weisheiten mit britischer Kühnheit von sich gibt, was zu jedem Zeitpunkt zu gefallen weiß. Die Stimmung in Shadows of the Damned ist einzigartig, was nicht nur an dem gewaltbereiten Gespann liegt. Die gesamte Spielwelt und der Stil, die diese inne hat, sorgen für eine tadellose Atmosphäre. Die Umgebungen wurden obskur, blutig und stets skurril gestaltet, sodass sich das Auge wirklich in die Unterwelt hineinbegeben kann. Selbst bei der Levelgestaltung gibt es immer wieder Anspielungen auf Sex und andere Schweinereien, die Spaß bereiten. Sei es ein Höllen-Rotlichtbezirk oder gar der Speicherpunkt, der bei jedem Fortschritt unter sich lässt – die Welt von Shadows of the Damned ist in sich stimmig und verfehlt keinesfalls seine Wirkung. Man könnte ewig weiter über dieses Szenario weiterreden, doch letztlich sollte man selbst einen Blick hineingeworfen haben, um den Reiz den Ganzen zu verstehen.
Das Gameplay von Shadows of the Damned ist recht simpel gehalten und beinhaltet viele aus anderen Titeln bekannte Elemente. Ein wenig erinnert die Mischung aus Licht und Dunkelheit an Alan Wake. So ist die Finsternis ein Aspekt, der dem Spieler stets Schaden zufügen will. Daher sollte man sich nach Möglichkeit im Licht aufhalten. Dazu müssen Lichtschüsse zum Beispiel auf Laternen oder Ziegenköpfe abgefeuert werden, damit sich die jeweilige Umgebung erhellen kann. Die Feinde mögen dies allerdings überhaupt nicht und erschaffen teilweise neue Dunkelheit oder pusten das bereits aktivierte Licht wieder aus. Zudem müssen einige Gegner erst mit einem Lichtschuss beschossen werden, damit sie verwundbar werden. Der Spieler darf der Finsternis aber nicht immer entgehen. Manche Schalter können nur im Dunklen betätigt werden, was das Unterfangen ein wenig erschwert. Die Mischung weiß hier aber zu überzeugen, da so ein wenig Abwechslung ins Geschehen kommt.
Den Hauptteil des Spiels ist man jedoch mit Schießereien beschäftigt. Unzählige Gegnermassen machen einem das Leben so richtig schwer. Um der Höllenbrut entgegen zu treten, kann sich Johnson in drei verschiedene Waffen verwandeln. Je nach Gegnertyp, die übrigens allesamt ziemlich ausgewogen und abwechslungsreich gestaltet wurden, muss ein anderes Schießeisen gewählt werden. Nach dem Besiegen größerer Widersacher bekommt Johnson übrigens ein Upgrade spendiert, das die Waffen aufmöbelt und ihnen neue Funktionen spendiert. Zudem können die Schießeisen mit Kristallen aufgewertet werden, die man in den Umgebungen findet oder beim Händler erwerben kann. Mit ihnen werden Attribute wie beispielsweise die Kapazität oder die Angriffskraft gefördert. Das ist auch wichtig, denn besonders die Endgegner können ziemlich knifflig sein. Sie lassen sich allesamt immer nur mit einer speziellen Taktik besiegen, die man natürlich erst herausfinden muss.
Abseits der Schießorgien wird leider nur mäßig Abwechslung geboten. Hier und da müssen immer mal wieder Objekte gesucht werden, um neue Türen zu öffnen, doch es bleibt dem Spieler nicht verborgen, dass Shadows of the Damned im Grunde einen recht linearen Verlauf hat. Trotzdem haben die Macher versucht, ein wenig Würze ins Geschehen zu bringen, in dem unter anderem einige Rätsel implementiert wurden. Sie erfordern meistens räumliches Denkvermögen und sind eher Geschmackssache. Nett sind zudem die Speziallevel, in dem man beispielsweise plötzlich in einen Sidescroller versetzt wird. Eine gelungene Idee, die aber zu sehr ausgereizt wurde. Hier hätten kurze Abschnitte genügt, doch die Entwickler haben diese Situationen dermaßen in die Länge gezogen, dass man am Ende nur noch mit gähnenden Mundwinkeln umher laufen kann.
Keine Frage, die Gestaltung der Spielwelt ist gelungen. Aus Sicht der Grafik präsentiert sich Shadows of the Damned dagegen eher solide. Die Texturen sind leider nicht immer klar und laden zeitweise nach. Zudem sind die Animationen der Gesichter eher veraltet und locken niemanden mehr hinterm Ofen hervor. Was jedoch ein wenig schwerer wiegt, ist die Bedienung. Sie ist nämlich häufig recht hakelig, wodurch es zum Beispiel oft vorkommt, dass der Protagonist einfach nicht richtig die Waffe wechseln will. Das kann in einem größeren Gefecht durchaus nachteilig sein. Außerdem hat Shadows of the Damned an vielen Stellen mit Kameraproblemen zu kämpfen. Zum Teil zoomt sie einfach etwas zu nah an die Spielfigur heran, wodurch der Überblick dann verloren geht. Mehr als nur positiv fällt bei der Technik dafür die musikalische Unterstützung aus. Der Soundtrack von Akira Yamaoka setzt in den passenden Situationen ein, geht bestens in die Gehörgänge und wird in den Kämpfen von pompösen Melodien untermalt.
Fazit:
Shadows of the Damned hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Der außergewöhnliche Stil und der humorvolle Umgang mit dem sonst eher gruselig behandelten Ambiente sorgt nicht nur für Lacher, sondern auch für jede Menge spaßiger Momente im Laufe des Spiels. Der Titel hat durchaus seine Schwächen, was sich gerade zum Ende hin immer wieder zeigt. Vor allem das letzte Drittel wurde etwas in die Länge gezogen und sorgt hin und wieder auch mal für frustige Situationen. Nichtsdestotrotz haben es die Macher geschafft, eine herrlich abgedrehte Dämonenhatz zu erschaffen, die ich nur jeden ans Herz legen kann, der etwas mit diesem Szenario und dem versauten Humor anfangen kann. – Daniel Dyba
Wertung: 8 / 10