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Testbericht: The Third Birthday

06. 05. 2011 | Kategorie: Testberichte

Die Reihe Parasite Eve von Squaresoft (heute Square Enix) konnte sich noch nie entscheiden, in welche Richtung sie gehen sollte. Der 1997 erschienene erste Teil war noch ein typisches japanisches Rollenspiel und hatte nicht zuletzt aufgrund seiner technischen Güte eine große Fanbasis. 2000 erschien Teil zwei und die Spieler wunderten sich: Ein Survival-Horror-Spiel im Stile von Resident Evil? Damit hatte wohl niemand gerechnet. Nun, elf Jahre später, erscheint der erste Ableger für eine tragbare Konsole und die Reihe geht erneut einen völlig neuen Weg.

Screenshot: The Third BirthdayInzwischen hat Square Enix die Rechte am Namen Parasite Eve verloren, daher kommt The Third Birthday ohne den Namenszusatz daher. Die Protagonistin Aya Brea ist allerdings immer noch dieselbe und deshalb kann man den Titel ohne Bedenken als dritten Teil der Reihe bezeichnen. Er spielt in New York im Jahre 2012 an Heiligabend. Die Festtagsstimmung ist an seinem Höhepunkt angekommen und die Straßen von Manhattan sind prunkvoll beleuchtet, als das undenkbare passiert: Der Asphalt reißt auf und riesige Tentakeln stoßen hervor, zerquetschen die ahnungslosen Passanten und reißen riesige Wolkenkratzer nieder. Schnitt. Wir reisen ein Jahr in die Zukunft. An Heiligabend 2013 finden sich einige Wissenschaftler in einem Labor ein. Unter ihnen befindet sich auch Aya, die sich kurzerhand in eine Maschine legt, die etwas an den Animus aus Assassin's Creed erinnert. Der Plan: Sie soll ein Jahr in die Vergangenheit reisen, indem sie in den Körper eines Soldaten im Jahr 2012 schlüpft und so die Katastrophe verhindern. Diese Fähigkeit nennt sich Overdive und kann als das zentrale Spielelement in The Third Birthday bezeichnet werden, aber dazu später mehr.

Das Kampfsystem ist ebenso actiongeladen wie originell: In Echtzeit stürmen die Gegner auf euch ein, die ihr per Lock-On aufs Korn nehmt. Aya steht hierfür ein ganzes Arsenal an Schusswaffen zur Verfügung. An eurer Seite kämpfen immer Soldaten, die ihr zu eurem Vorteil nutzen müsst, um die teils recht schweren Auseinandersetzungen zu bestreiten. Der Clou: Per Overdive könnt ihr kurzerhand in den Körper jedes Soldaten schlüpfen, um so eine bessere Position zu erhalten. Auch die Waffe eurer „Marionette“ kann benutzt werden. Ist der Gegner in Sichtweite eines oder mehrerer Mitstreiter, könnt ihr ihn ins Kreuzfeuer nehmen, indem ihr ihn für eine Zeit ins Visier nehmt. Auf diese Weise fängt die Lebensanzeige des Gegners an zu leuchten und ein Icon erscheint. Auf Tastendruck macht eure Protagonistin nun einen Overdive in den Körper des Gegners und lässt ihn implodieren. Das sieht nicht nur fantastisch aus, sondern richtet auch enormen Schaden an. Durch diese taktischen Möglichkeiten ist das Kampfsystem sehr abwechslungsreich, vor allem die Bossgegner sind eine Klasse für sich und nicht nur optisch beeindruckend, sondern werden auch euren Fähigkeiten als Spieler einiges abverlangen.

Screenshot: The Third BirthdayLeider kann es vorkommen, dass ihr des öfteren überfordert sein werdet. Die Fähigkeit des Overdive ist zwar ein sich eine tolle Idee, allerdings werden vor allem Menschen mit schlechtem Orientierungssinn in hektischen Situationen oft nicht wissen, an welchem Ende des Schlachtfeldes sie sich befinden. Diese Orientierungsphasen können in brenzligen Situationen den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Auch eure von der KI gesteuerten Kollegen verhalten sich nicht immer so, wie ihr es gerne hättet: Es ist äußerst wichtig, dass die Soldaten möglichst immer in Deckung bleiben, um zu überleben. Wird nun zum Beispiel die Deckung von einem Monster zerstört, passiert es nicht selten, dass die Mitstreiter nicht sofort erneut in Deckung gehen, sondern stehen bleiben, sodass ihr sie per Overdive mühselig dirigieren müsst. Das macht die Kämpfe an einigen Stellen unübersichtlich und man verfällt in Hektik.

Das Geld, das ihr während euren Aufträgen verdient, könnt ihr in neue Waffen investieren oder die bereits vorhandenen verbessern. Aya kann bis zu vier Waffen mit sich tragen, von denen sie drei selbst mitbringt und die vierte die des Soldaten ist, in dessen Körper sie steckt. Die Waffen der Soldaten sind allerdings eher schwach, deshalb sollten die eigenen Waffen fleißig aufgewertet werden, um in den späteren Kämpfen eine Chance zu haben.

Screenshot: The Third BirthdayDie Grafik von The Third Birthday ist für die Verhältnisse der PSP mehr als gut gelungen und besticht durch die effektvollen Kämpfe und die detaillierten Charaktere. Auch die Monster sind sehr abwechslungsreich gestaltet, die Palette reicht von kleinen Flugmonstern bis hin zu riesigen Kolossen. Das Sahnehäubchen sind wie in so vielen Square Enix-Spielen die FMV-Sequenzen: Etwas vergleichbares hat man auf Sonys tragbarer Konsole noch nicht gesehen. Nicht einmal die Filmsequenzen des hauseigenen Crisis Core reichen an die von The Third Bithday heran. Die Kämpfe werden von Japan-typischen Gitarrenriffs begleitet, während es in der Zwischenzeit eher ruhig zugeht.

Fazit:
Durch das innovative Kampfsystem weiß The Third Bithday zu begeistern. Doch nicht nur spielerisch wird einiges geboten: Die Optik ist umwerfend,vor allem die FMVs sind auf der PSP eine Klasse für sich. Die Story ist von Beginn an spannend und schafft es, den Spieler bis zum Ende bei der Stange zu halten. Wenn sich die KI-gesteuerten Soldaten noch etwas intelligenter verhalten hätten und man (z.B. durch eine Pause-Funktion) etwas Hektik aus den Kämpfen genommen hätte, wäre ein echter Super-Hit aus The Third Bithday werden können. So bleibt aber immer noch ein exzellenter Mix aus RPG und Shooter, der jedem gefallen sollte, der Lust auf innovative Spielideen hat. - Benjamin Dross

Wertung 8/10

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