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Testbericht: Two Worlds II

24. 11. 2010 | Kategorie: Testberichte

War der Vorgänger noch nicht ganz ausgereift und mehr ein Action Rollenspiel, richtet sich Two Worlds II mehr an eine beinharte Rollenspielgemeinde, die auch gerne einmal vor Monstern die Flucht ergreift. Was das Spiel sonst noch so zu bieten hat, das verraten wir euch in unserem ausführlichen Testbericht.

Screenshot: Two Worlds IIDie Geschichte gleicht er des Vorgängers wie ein Ei dem Anderen. Zumindest in ihren Grundzügen. Denn bereits im ersten Teil wurde die anzügliche Schwester des Protagonisten entführt. Auch dieses Mal Kyra verschleppt. Und der Spieler? Der startet im Kerker von Gandohar, dem Erzschurken des Spiels. Die erste Aufgabe lautet dementsprechend natürlich Flucht. Das Problem ist nur, dass Two Worlds II das nur unzureichend erklärt. Wer den Vorgänger nicht gespielt hat, der findet die Details nur im mageren Handbuch und steht demzufolge ein wenig planlos in der Weltgeschichte herum.

Allgemein darf gut und gerne behauptet werden, dass die Inszenierung der Geschichte in Two Worlds II nicht unbedingt bis in das letzte Detail gelungen ist. Sie dümpelt ein wenig vor sich hin, verläuft immer wieder im Sand, gerät schnell in Vergessenheit und ist so oder so nur langweilig in Szene gesetzt. Schlimm? Nein. Denn das Spiel macht dennoch Spaß, was an den unzähligen Nebenaufgaben liegt, mit denen sich die Spieler die Zeit verplempern können. Da wollen fleischfressende Regenschirme besiegt, Heiltränke zu den Lieben aus dem nächsten Dorf gebracht werden und böse Monster wollen erlegt werden. Die Aufgaben sind zahlreich und auch wenn viele sich in ihrer Beschaffenheit doch sehr ähnlich sind, wissen wiederum viele Andere auf Dauer zu begeistern. Manche sind sogar spannender als die Hauptgeschichte selbst.

Screenshot: Two Worlds IIWer suchet, der findet nicht nur Quests, sondern auch zahlreiche Details. Two Worlds II ist nämlich ein Spiel für wagemutige Entdecker. Wo zuletzt Arcania – Gothic 4 eine unglaublich öde und lineare Welt ablieferte, haben die Entwickler hier ein fantasievolles Reich geschaffen, welches immer wieder für Überraschungen sorgen kann. Bei all den Büchern, die mit Romanen, Informationen zur Welt und Kurzgeschichten gefüllt sind, fühlt man sich fast ein wenig an die Zeiten von Morrowind erinnert. Und das meinen wir durchaus positiv.

Auch bei der Charakterentwicklung haben die Macher nicht gespart. Das Kampfsystem mit Schwert und Schild mag ein wenig langweilig sein. Zumindest auf Dauer. Doch wer den Weg des Magiers wählt, also immer schön seine Punkte auf magische Attribute verteilt, der wird ein unglaublich mächtiges Baukastensystem vorgesetzt bekommen, welches man in einem solchen Umfang schon lange nicht mehr gesehen hat. Da darf nahezu jedes Detail selbst bestimmt werden. Wie schnell der Feuerball fliegt, wie kräftig die Eiszapfen vereisen und wie viel Energie das Ganze am Ende schlucken darf. Die Möglichkeiten sind schier unendlich vielfältig.

Screenshot: Two Worlds IIAlso alles toll in der Welt von Two Worlds II? Nein. Auf gar keinen Fall. Auch dieses Rollenspiel hat massive Macken, auf die es hinzuweisen gilt. Da wäre eine strunzdumme künstliche Intelligenz, die nur dann agiert, so lange sich der Spieler im Sichtbereich befindet. Geht er hinter einer Ecke in Deckung, ist die Auseinandersetzung mit einem Schlag vergessen. Kisten plündern darf man derweil auch völlig ungeschoren und andere Charaktere greifen auch nicht ein, wenn man eben mal den Nachbarn mit dem Schwert verdrischt. Ärgerlich. Damit aber nicht genug. Ein Problem bei der technischen Umsetzung gibt es nämlich auch.

Die Technik, die kann sich im Großen und Ganzen sehen lassen. Die Sichtweite ist unbeschreiblich, die Welt strotzt nur so vor Details und die Effekte sind ein echter Hingucker. Doch leider sind auch bei Two Worlds II, genau wie beim Vorgänger, die Animationen mehr als nur peinlich ausgefallen. Damit aber nicht genug: Fast hatten wir das Gefühl, dass die Entwickler nicht so richtig fertig geworden sind mit dem Spiel. Wo die Außenwelt mit ihrer Pracht glänzt, fallen gerade die meist hässlichen Innenräume auf, welche zumeist auch noch völlig leergefegt sind. Da wundert es natürlich nicht, dass der Hausbesitzer nichts gegen einen kleinen Diebesbesuch einzuwenden hat, wenn die Bude ja so oder so leer ist. Bei der Klangkulisse haben wir dagegen nur wenig zu meckern. Gerade die pompöse Musik kann die Ohren begeistern. Lediglich die Effekte sind oft ein wenig flach auf der Brust. Dafür sind die Sprecher wieder meist passend gewählt.

Screenshot: Two Worlds IIGenau wie der erste Teil bringt auch Two Worlds II einen Mehrspielermodus mit sich. War im ersten Teil noch das größte Problem der Umstand, dass die Gefechte im Internet kaum lauffähig waren, ist es dieses Mal die Langeweile, welche dem Spiel einen Strich durch die Rechnung macht. Das Geschnetzel von Monstern kann zusammen kaum lange bei der Stange halten und der „Dorf-Modus“, in welchem der Spieler seine eigene Siedlung erstellen kann, währt in Sachen Freude auch nicht allzu lange. Tragisch ist das nicht, denn genau wie beim ersten Teil ist der Mehrspielermodus auch dieses Mal eine nette Dreingabe. Der Fokus liegt eindeutig auf dem Solopart.

Fazit:
Ganz klar: Two Worlds II ist besser als sein Vorgänger. Es bietet mehr Tiefgang, es richtet sich endlich auch an echte Hardcore-Rollenspieler und bietet viele Möglichkeiten der persönlichen Entwicklung. Aber ganz perfekt ist auch der zweite Teil nicht ausgefallen. Da gibt es Probleme beim Balancing, nach wie vor stören hakelige Animationen und insgesamt ist es recht schade, dass die Hauptgeschichte doch relativ dünn ausgefallen ist. Aber – und das ist wichtiger als die Macken, die das Spiel hat – es macht Spaß. Wer von Arcania enttäuscht war, der könnte hier einen neuen Heilsbringer finde. - Michael Hoss

Wertung: 8 /10

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