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Testbericht: Wartech: Senko no Ronde

26. 06. 2007 | Kategorie: Testberichte

Mutig: Ubisoft bringt die Umsetzung eines japanischen Automatenspiels nach Europa. Mit Hilfe einer Xbox 360 darf man sich nun auch hierzulande in bunte Materialschlachten stürzen. Doch kommt das hektische Treiben auch in westlichen Gefilden gut an?

Zunächst war ich etwas verwirrt. Ein japanisches Mechspiel? Sofort wurden Erinnerungen an „Armored Core“ wach. Doch schon kurz nach dem Einlegen der Disc folgt die Überraschung. Schnell wird klar: Dieses Spiel ist anders. Entwickler G.rev versorgte bereits 2004 die japanischen Spielhallen mit einem Automaten namens „Senko no Ronde“, was soviel bedeutet wie „im Kreis tanzen“. Und bald wird auch klar warum.

Screenshot: Wartech: Senko no RondeWer nämlich von einem Mech-Spiel gewaltige Gegnermassen erwartet, die man in einem Gewitter aus Lasersalven und Raketenfeuer in die ewigen Jagdgründe befördert, wird hier eines Besseren belehrt. In „Wartech“ dreht sich alles um schnelle 1-gegen-1 Gefechte in bester Beat´em´Up-Manier. Hierbei wird das volle Programm geboten, von Lebensbalken über Spezialattacken bis hin zu Kombos. Nur eine Sache mag der ein oder andere missen: Eine echte Story. Diese ist zwar vorhanden, wird aber sehr wirr und unvollständig erzählt. Irgendwann in ferner Zukunft ist die Erde nur noch ein Schatten ihrer selbst, sie dient lediglich noch als Rohstofflieferant und Urlaubsdomizil. Einige große Firmen liefern sich erbitterte Kämpfe um die verbleibenden Ressourcen. Der Spieler darf sich nun einen von acht Charakteren aussuchen und in Duellen um die Vorherrschaft antreten. Zur Wahl stehen dabei 24 Mechs, die sich in verschiedenen Kategorien wie Geschwindigkeit oder Nahkampfstärke unterscheiden. Natürlich zieht jeder der Roboter auch mit einer individuellen Bewaffnung in den Kampf. Startet man nun den Story-Modus, sucht man sich zunächst einen Kämpfer samt Roboter aus und erlebt die „Geschichte“ des Charakters. Im Klartext heiß das, man kämpft der Reihe nach gegen die sieben verbleibenden Hauptfiguren, wobei der Schwierigkeitsgrad dezent ansteigt. Dabei wird mit Hilfe von japanischer Sprachausgabe eine belanglose Geschichte erzählt. Diese ist zwar englisch untertitelt, dennoch wird nur bedingt klar, worum es eigentlich geht. Zugegebenermaßen ist die Story bei einem Beat´em´Up auch eher Nebensache, sodass dieser Punkt nicht wirklich ins Gewicht fällt.

Screenshot: Wartech: Senko no RondeWährend der Duelle tanzen die Rounder Mechs dann tatsächlich im Kreis und beharken sich dabei mit allerlei bunten Salven oder sorgen im Nahkampf für Beulen. Egal ob Laser, Lenkraketen oder Minen, „Wartech“ bietet alles, was das Mech-Klischee hergibt – und zeigt dabei erstaunlich viel Spieltiefe. Was zu Beginn noch wie wildes Knöpfchenhämmern aussieht, entpuppt sich nämlich bald als taktisches Geplänkel, das viel Raum für eigene Strategien lässt. Manche Mechs sind schnell und wendig, bieten aber nur ungenaue oder schwache Waffen an. Man kann jetzt immer wieder in Nahkampfreichweite an den Gegner heranpreschen, um ihm eins mit der Nahkampfwaffe überzubraten. Oder man nutzt die Geschwindigkeit, um sein Gegenüber von allen Seiten aus der Ferne zu beharken. So kann man auch schwache Bewaffnung effektiv einsetzen. Die Charaktere und ihre Roboter sind dabei so abwechslungsreich geraten, dass es immer wieder Spaß macht, mit den Mechs zu experimentieren. Jedesmal muss man herausfinden, wie man die Stärken der eigenen Maschine nutzt, um den Gegner hart zu treffen. Dabei muss der Spieler nicht nur stets ein Auge auf die eigene Energieleiste werfen, sondern auch auf die so genannte „Charge“-Leiste achten. Diese Energie ist wichtig für den Schild oder die Kraft einiger Spezialattacken. Geht man zu verschwenderisch damit um, kann es schnell passieren, dass im entscheidenden Augenblick die Panzerung versagt. Ein besonderes Highlight ist der B.O.S.S.-Modus: Auf Knopfdruck verwandelt sich der eigene Roboter in eine überdimensionale Kampfmaschine, die den ganzen Bildschirm mit besonders starken Projektilen eindeckt. Hier hilft dem Gegner nur noch ein schneller Daumen zum Ausweichen. Spätestens dann merkt man deutlich, dass der Titel ursprünglich aus Japan stammt.

Leider ist der Story-Modus ziemlich schnell absolviert, und man muss sich nach neuen Motivationsquellen umsehen. Hier bietet sich der Versus-Modus an, bei dem man entweder offline gegen einen Freund oder online gegen Gegner aus aller Welt antreten darf. Um die Chancen zu erhöhen, kann man ein Handicap einstellen, was Frustmomente für Neulinge deutlich reduziert. Um sich in die Kombos und Spezialangriffe einzuarbeiten, darf man auch im Trainingsmodus gegen wehrlose Gegner antreten. Leider hat man in jedem Fall bald alles gesehen, sodass man sich ernsthaft fragt, warum das Spiel als Vollpreistitel erscheint.

Screenshot: Wartech: Senko no RondeOptisch haben die Entwickler im Vergleich zur Automatenversion noch mal eine Schippe draufgelegt. Trotzdem erreichen Grafik und Effekte zu keinem Zeitpunkt Next Gen-Niveau. Die Texturen sind schlecht aufgelöst und detailarm, die Lichteffekte nicht der Rede wert. Das Spiel legt eindeutig wert auf bunte, actionreiche Gefechte, die mit einer möglichst konstanten Bildrate laufen (was auch tadellos funktioniert). Der Sound bietet ebenfalls keine Überraschungen. Generell versinken die Gefechte schnell im einem Durcheinander aus japanischer Sprachausgabe, Schussgeräuschen und treibender Technomusik. Wer mal einen Anime gesehen hat, wird mir zustimmen wenn ich sage, dass das bunte Treiben für Europäer eher gewöhnungsbedürftig ist. Dennoch passt die Präsentation insgesamt gut zu den Gefechten.

Fazit:

„Wartech: Senko no Ronde“ ist ein mutiges Spiel für den europäischen Markt, das das Zeug zu einem echten Geheimtipp hat. Auch wenn das quietschbunte Treiben zunächst ungewohnt ist merkt man schnell, dass die Entwickler ganze Arbeit geleistet haben. Das Balancing stimmt, und mit jeder Minute gewinnt der Titel mehr an Spieltiefe. Es macht einfach Spaß, immer wieder mal ein kurzes Duell einzuschieben. Allerdings verhindern der sehr dürftige Umfang, die veraltete Technik und einige Unstimmigkeiten beim Schwierigkeitsgrad eine Wertung im 80er-Bereich. Simon Weiß

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