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Testbericht: Bioshock 2

01. 03. 2010 | Kategorie: Testberichte

Als Bioshock im Jahr 2007 auf den Markt kam, waren die Erwartungen der Spieler sehr hoch: Die Unterwasserstadt Rapture sah für frühere Verhältnisse atemberaubend aus und bestach mit dem konsequenten Gebrauch des Art Dèco-Stils der 30er-Jahre. Auch das Versprechen der Entwickler, einen Mix aus Rollenspiel und Shooter im Stile des hauseigenen Spieles System Shock 2 zu erschaffen, sorgte bei den Spielern für Spannung.

Leider entschied man bei Publisher 2K Games, die Rollenspielelemente stark zu kürzen, um Bioshock tauglicher für den Massenmarkt zu machen. So nahm man dem Spiel zwar viel von seiner ursprünglichen Essenz, heraus kam aber trotzdem ein guter bis sehr guter Shooter, der schon allein wegen der toll erzählten Story zu begeistern wusste. Ob der zweite Teil alles gleich macht oder sich von seinem Vorgänger abhebt, könnt ihr hier lesen.



Die Big Sisters sind die gefährlichsten Gegner im zweiten TeilAls die Unterwasserstadt Rapture im Jahre 1946 gebaut wurde, hatte Erfinder Andrew Ryan großes vor: Jeder Mensch sollte frei sein in seinem künstlich erschaffenen Utopia. Vor allem die kreativen Köpfe der Welt sollten hier Unterschlupf finden, um Kunst zu erschaffen und wissenschaftlichen Fortschritt zu erreichen. Nachdem Rapture einige Jahre floriert hatte, entdeckte die Wissenschaftlerin Dr. Tenenbaum eine Wunderdroge mit dem Namen ADAM. Hieraus entwickelte sie Plasmide, welche auf genetischem Wege die Eigenschaften der Menschen verbessern können. Leider war ADAM eine Droge, die schnell abhängig machte und körperlichen sowie geistigen Verfall zur Folge hatte. Nach einiger Zeit war Rapture verwüstet von wilden Kämpfen, die sich die Abhängigen lieferten. Das ADAM wurde von kleinen, genetisch veränderten Mädchen, den Little Sisters, mit riesigen Spritzen aus den zahlreichen, herumliegenden Leichen extrahiert. Hierbei werden sie von genetisch veränderten Supersoldaten, den Big Daddys, beschützt. In Bioshock 2 schlüpft ihr in die Rolle des ersten Big Daddys, der in einer dramatischen Anfangsszene seine Little Sister verliert. Leider ist jeder Big Daddy an seine Little Sister gebunden und stirbt, wenn er zu lange von ihr getrennt ist. So hat er keine andere Wahl, als nach ihr zu suchen.

Den Brute Splicern sollte man lieber nicht zu nahe kommenIn den ersten Spielminuten werden sich Spieler des ersten Teils gleich heimisch fühlen: Bis auf einige Feinjustierungen wurde die Steuerung übernommen, auch die Umgebung ist wohl bekannt und transportiert das übliche Flair von Rapture. Viele neue Gegnerarten werden euch leider nicht begegnen: Es gibt unterschiedliche Arten von Splicern, die euch unter wildem Geschrei entweder mit stumpfen Gegenständen oder Schusswaffen attackieren. Das Spiel bietet eigentlich nur zwei neue Gegnerarten, die erwähnenswert sind: Brute Splicer sind mächtig aussehenden Monster, die etwa das Format eines Big Daddys haben und euch mit allem bewerfen, was sie finden können. Sie sind nicht so gefährlich, wie sie aussehen, allerdings sollte man sich nicht auf einen Nahkampf mit ihnen einlassen. Der zweite neue Gegnertyp ist die Big Sister. Diese ausgewachsenen Little Sisters sind durch Metallrüstungen geschützt und bewegen sich extrem schnell. Die Big Sisters verfolgen euch das ganze Spiel über und kündigen sich mit einem markerschütternden Schrei an. Sie sind definitiv die härtesten Gegner im Spiel und ihr solltet gut vorbereitet sein, wenn ihr ihren Schrei hört. Wem die Kämpfe in Bioshock 2 zu schwer sind, sollte die Forschungskamera benutzen. Mit dieser nehmt ihr eure Gegner auf, während ihr gegen sie kämpft. Habt ihr sie lange genug aufgenommen, erhaltet ihr Boni wie zum Beispiel erhöhten Schaden oder Informationen zu Schwachstellen für die jeweilige Gegnerart.

Plasmide sind besonders bei Gegneransammlungen hilfreichDas Waffenarsenal ist in Bioshock 2 etwas abwechslungsreicher ausgefallen als zuvor, kann allerdings mit anderen modernen Shootern nicht mithalten: Es gibt es lediglich 5 Waffen, die jeweils 2-3 verschiedene Munitionsarten haben. Beispielsweise könnt ihr mit eurer Nietenpistole normale oder verstärkte Nieten verschießen oder den Gegnern Fallen legen. Ansonsten gibt es auch Waffen, die inzwischen Standard im Genre der Ego-Shooter sind, wie beispielsweise eine Schrotflinte oder ein Maschinengewehr. Ihr solltet immer darauf achten, genug Munition für diese Waffen bei euch zu tragen, denn es gibt deutlich mehr Gegner als noch im ersten Teil. Um an Munition zu kommen, braucht ihr Geld, welches überall in Rapture zu finden ist. Einkaufen könnt ihr dann an einem der aufgestellten Automaten, die ihr vorher hacken solltet. Dadurch werden die Preise niedriger und mit etwas Glück spucken die Automaten sogar Gratis-Gegenstände aus. Das Minispiel zum Hacken wurde im Gegensatz zum Vorgänger deutlich vereinfacht: Statt dem Pipe Mania-ähnlichen Spiel aus Teil eins müsst ihr jetzt nur noch eine Nadel an der richtigen Stelle einer Skala stoppen. Trefft ihr die richtigen Bereiche, ist der Hack erfolgreich. Bei einem nicht erfolgreichen Hack bekommt ihr einen Stromschlag oder der Alarm wird ausgelöst.

Bei starken Gegnern gilt es, die Umgebung geschickt zu nutzenEine der Änderungen, die das Dasein als Big Daddy mit sich bringt, ist die Tatsache, dass man Little Sisters adoptieren kann. Hierfür muss natürlich zuerst ihr eigener Big Daddy umgebracht werden. Wenn ihr dies erledigt habt, könnt ihr die Little Sister entweder brutal ausbeuten oder sie adoptieren. Entscheidet ihr euch für Ersteres, bekommt ihr sofort ADAM in großen Mengen. Entscheidet ihr euch für die Adoption, nimmt euer Big Daddy die Little Sister auf den Arm. Sie gehört nun zu euch und ihr müsst mit ihr ADAM ernten gehen. Dies läuft folgendermaßen ab: Die Sister zeigt euch den Weg zur nächsten Leiche an, die die Wunderdroge enthält. Dort angekommen müsst ihr euch gut vorbereiten, denn sobald eure Kleine mit dem Ernten angefangen hat, lockt sie damit viele Splicer an. Um euch vorzubereiten, solltet ihr genügend Munition kaufen, Fallen auslegen und Wachroboter, Standgeschütze und Sicherheitskameras hacken, denn diese arbeiten nach dem Hack für euch. Danach könnt ihr die Kleine zum Ernten absetzen und der Kampf beginnt. Dies macht ihr mit jeder gefundenen Little Sister zwei mal, bevor ihr sie zurück nach Hause bringt. Insgesamt spielt es keine große Rolle, ob ihr den guten oder bösen Weg einschlagt: Am Ende des Spiels werdet ihr in beiden Fällen etwa gleich viel ADAM gesammelt haben. Dieses benutzt ihr dann, um euch an entsprechenden Automaten mit Plasmiden und Tonika auszurüsten. Plasmide sind hierbei eure „Sekundärwaffen“: In der rechten Hand hält euer Charakter eine Schusswaffe oder den Bohrer, mit der linken benutzt er Plasmide. Zum Beispiel kann er so mit seiner Hand Blitze schleudern oder Gegner anzünden. Es gibt eine Vielzahl an Plasmiden, die zum Verkauf bereit stehen. Um diese einzusetzen, wird eine Substanz namens EVE benötigt, die ihr durch Spritzen aufladen könnt. Tonika sind passive Veränderungen, die eure Charakterwerte verbessern. So könnt ihr etwa schneller laufen oder regeneriert mehr Energie durch die Einnahme von Medipacks.

Wollt ihr eine Little Sister entführen, müsst ihr zuerst ihren Big Daddy besiegenGrafisch hat Bioshock 2 leider nicht viel mehr zu bieten als sein Vorgänger. Wo Teil eins vor über zwei Jahren noch Maßstäbe gesetzt hat, gibt es heutzutage technisch deutlich bessere Titel. So ist Bioshock 2 dank seines einzigartigen Stils immer noch schön anzusehen, wird aber keine Begeisterungsstürme auslösen können. Der Sound ist atmosphärisch wie immer, die Vertonung aller auftauchenden Figuren ist sehr gelungen. Vor allem die Stimmen der Little Sisters werden euch das eine oder andere Mal einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen.
Eine sehr überraschende Neuerung des zweiten Teils ist der neue Online-Multiplayer-Modus. Dieser ist in die Story eingebunden und spielt zeitlich kurz vor den Ereignissen des ersten Bioshock-Spiels. Die Spielmodi sind eher klassisch gehalten: neben dem Deathmatch sind auch die gängigsten Team-Spielvarianten wie Capture-the-Flag zu finden. Insgesamt motiviert der Multiplayer-Modus zwar durch sein Level-System, wird euch aber sicherlich nicht so lange bei der Stange halten wie beispielsweise Modern Warfare 2 oder die Battlefield-Reihe.

Fazit:


Bioshock 2 ist ein zweischneidiges Schwert: Die Atmosphäre in Rapture begeistert immer noch wie am ersten Tag. Vom neutralen Standpunkt aus betrachtet, bleibt allerdings nur ein recht linearer Shooter, der zwar nicht viele Dinge falsch macht, aber auch nur sehr wenige Innovationen bietet. Trotzdem ist die Atmosphäre wieder einzigartig und macht Bioshock 2 zu einem sehr guten Spiel, das jeder Fan von Rapture und dem Shooter-Genre gespielt haben sollte. Benjamin Dross

Wertung 8/10

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