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Testbericht: RIFT

14. 04. 2011 | Kategorie: Testberichte

Onlinerollenspiele haben es schwer. Der Markt wird, selbst Jahre nach der Veröffentlichung, noch immer von World of Warcraft dominiert. Innovationen sind nur schwer durchzusetzen und billige Kopien gibt es wie Sand am Meer. Stellt sich jetzt nur die Frage, auf welche Seite sich dann RIFT stellt, das erste MMORPG aus dem Hause Trion Worlds.

Screenshot: RIFTZunächst gibt sich RIFT jedenfalls wie jedes andere Onlinespiel. Da gibt es verfeindete Fraktionen. Hier sind es zwei an der Zahl. Da gibt es auf der einen Seite die Skeptiker und gegenüber stehen ihnen die Wächter. Beide haben am Ende aber ein Ziel vor Augen: Dem Todesgott Regulos Einhalt zu gebieten. Nur glaubt eben jede der beiden Seiten, den besseren Weg dafür gefunden zu haben. So ist denn auch schon perfekt mit einer typischen Story gespickt, die Fantasy-Welt. Dazu gesellen sich dann noch wählbare Rassen und Klassen der Marke Zwerg, Elf (verschiedene Gattungen), Menschen, Krieger, Schurken, Magier und Kleriker. Was wir damit sagen wollen: Alles, was von Nöten ist, ist vorhanden.

Also geht es auf in die Welt, Telara, eine Welt am Abgrund. Denn das Eine haben wir noch vergessen zu erwähnen: Die Welt ist mit regelmäßig auftretenden Dimensionsrissen durchsetzt. Den erwähnten Furchtgöttern des Blutsturms sei Dank. Durch diese Risse kommen immer wieder Monster und sonstige Kreaturen, welche die Welt in Schutt und Asche legen wollen. Am Ende heißt das, dass es genug zu tun gibt. Für Jedermann.

Screenshot: RIFTBei der Charaktererstellung wird in Sachen Klassen nicht allzu viel geboten. Aber darauf liegt bei RIFT auch gar nicht der Fokus. Schließlich sollen hier die Seelen der Spieler im Vordergrund stehen. Um das zu verstehen, bedarf es einer kurzen Erklärung. Seelen, davon gibt es insgesamt acht verschiedene, doch der Spieler darf nur drei davon aktiv im Kampf gegen die Monsterhorden verwenden. Seelen, das sind, wenn man es herunterbricht, Talentbäume, die mit jedem Levelaufstieg weiter ausgebaut werden dürfen. Zwischen den Talentbäumen darf man dann beliebig hin und herschalten.

Ein Beispiel soll zum Verständnis helfen: Im Kampf wurde der Krieger, der eben noch mit mächtigen Sonderangriffen richtig Schaden ausgeteilt hat, schwer verwundert. Also wechselt der Spieler die Seele und wird vom angriffslustigen Kämpfer zum selbstheilendem bedachten Kämpfer. Die Möglichkeiten, die sich hieraus ergeben, sind so vielfältig, dass dem Spieler gerne mal die Augen übergehen. Quasi alles ist möglich und jetzt wird auch klar, warum der Fokus nicht auf den Klassen liegt. Ein schwertschwingender Magier? Auch das ist denkbar. Einziger Nachteil: Ganz ausbalanciert ist das System noch nicht. Und wird es vermutlich auch lange Zeit nicht sein, denn das ist ein Berg an Arbeit, den die Jungs von Trion Worlds nur im laufenden Betrieb abarbeiten können. Irgendwoher müssen die abertausenden Feedbacks ja kommen.

Screenshot: RIFTNeben den Seelen bietet RIFT fast schon die Standardware aus anderen MMOs: Quests gibt es hier wie Sand am Meer (Quasi an jeder Kreuzung, was ein wenig nervig sein kann, da der Spieler schnell mit Aufträgen überlagert ist und die meisten Quests viel zu einfach gestrickt sind). Das Crafting-System ist umfangreich und durchdacht, sodass auch erschaffungsfreudige Naturen voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Schön: Getroffene Wahlen in Sachen Handwerk lassen sich rückgängig machen. So besteht nie die Gefahr, sich am Ende vielleicht für den falschen Job entschieden zu haben.

Eine schöne Idee ist auch die Motivation, welche die Entwickler den Spielern mit auf den Weg geben. Natürlich geht es am Ende auch in RIFT darum, irgendwann die höchsten Level zu erreichen. Irgendwann im Endgame angekommen zu sein. Ein Endgame, welches dieser Tage noch nicht allzu viele Inhalte hat – aber die Entwickler arbeiten ja immerhin daran. Man darf also gespannt sein, was da noch kommt. Doch gibt es so viele Kleinigkeiten zu entdecken, die es in sich haben. Geheime Quests lauern quasi überall, doch nur wer die Welt erkundet, auf Berge steigt und in Seen taucht, der wird sie finden. Was wir damit sagen wollen: Wer entdecken will, der wird entdecken – und das ist nicht in jedem Onlinerollenspiel der Fall. Hier aber eben schon.

Screenshot: RIFTEine interessante Einführung sind auch die Titelgebenden Rifts. Das sind die bereits erwähnten Dimensionsrisse. Sie sind allgemeine Quests, an der sich jeder Spieler zu jeder Zeit beteiligen kann. Aus den Rissen, die geschlossen werden wollen, kommen immer neue Monster und irgendwann verändert sich auch die Umgebung um die Risse. Und irgendwann greifen die Monster dann Städte und NPCs an. Zumindest, wenn sie nicht zuvor bekämpft werden. So wird RIFT nie langweilig, denn selbst wenn es mal keine Quests gibt, darf man getrost die Welt retten. Schade nur, dass das Feature ein wenig überstrapaziert ist, sodass die Risse auf Dauer auch ein wenig die Nerven angreifen können.

Bei der Optik setzt RIFT auf eine echte Farbenpracht. Auf eine nahezu perfekt durchgestylete Welt, die auf ihre Besucher wartet. Es ist, das können wir nun mit absoluter Gewissheit sagen, das bisher schönste MMORPG. Lediglich manche Texturen sind arg niedrig aufgelöst, doch dafür entschädigen die Wettereffekte, das Beleuchtungssystem und die Animationen. Optisch ist das Teil auf jeden Fall ein echter Kracher. Die Musik steht der Optik dabei kaum nach. Atmosphärisch passend gewählte Stücke untermalen die Szenerie. Eine wunderbare Kombination für die Augen und Ohren. Wer sich die Gedanken zum Design der Welt gemacht hat, der verdient ein ganz großes Lob.

Screenshot: RIFTWas gibt es sonst noch zu sagen? Nun, es gibt verschiedene Servertypen. Auf PvP-Servern steht der Kampf gegen andere Charaktere im Vordergrund. Da geht es ab einem gewissen Level immer und zu jeder Zeit zur Sache. Auf PvE-Servern dagegen muss man einem Kampf zustimmen oder sich in die Battlegrounds bewegen. Ansonsten steht das Questen und das Monsterkloppen im Vordergrund. Auf den RP-Servern dagegen bewegen sich die wahren Irren der Onlinewelten. Das sind Rollenspielserver und wer sich hier nicht intensiv mit dem eigenen Charakter beschäftigt, wird schnell mal gerügt. Frei nach dem Motto „Der Schuft war gar ungezogen, führet ihm den Henker vor!“. Ach ja. Und da wären noch die monatlichen Kosten. Die gibt es auch hier. Aber sie orientieren sich da am Standard der Szene.

Fazit:
Ich war ja auch nach dem ersten Blick vor einigen Monaten noch ein wenig skeptisch, ob die neuen Ideen auf lange Sicht gesehen überzeugen könnten. Doch sie können. RIFT ist ein eher klassisches Onlinerollenspiel, welches viele Ideen kopiert und den großen der Branche nachäfft. Doch bietet es auch genug eigene Kreationen und Elemente, die es aus der Masse hervorheben können. Es verbindet sozusagen Alt mit Neu und schafft es so, auch auf lange Sicht gesehen zu begeistern. Außerdem ist es für einen MMO-Start vergleichsweise reibungslos abgelaufen, was mich am Ende zu dem Schluss bringt, dass die Entwickler einen ganz konkreten Plan haben, wohin die Reise gehen soll. Eine Reise, die ich mit Spannung verfolgen werde, auch wenn noch immer nicht alles Gold ist was glänzt. Und trotz der kleinen Makel ist RIFT das zur Zeit beste MMORPG auf dem Markt. - Michael Hoss

Wertung: 9 / 10

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